GRANDCHAOS - Refuge
Mehr über Grandchaos
- Genre:
- EBM / Dark Electro
- Label:
- Urgence Disk Records
- Release:
- 03.10.2011
- Refuge (Tech Nomader Mix)
- The Sky Will Be My Tomb (SA42 Mix)
- Ressurection (Interfront Mix)
- A Lot Of Pain (Bak XIII Mix)
- Refuge (Mono Electronic Density Mix)
- Red Clown False Prophet (Format C Mix)
- Eve Of Destruction (Electro Synthetic Rebellion Mix)
- Refuge (NTRSN Mix)
- Ultra Dark Day (2011 Mix)
- Refuge (Fabious Corpus Act Mix)
- The Sky Will Be My Tomb (Mechaload Mix)
- Refuge (Equitant Mix)
- Eve Of Destruction (Skinjob Mix)
- Revenge (R3-Mute Mix)
- A New Replica (Grandchaos vs. Operation Of The Sun Mix)
Der Hades der Headbanger und das Elysium der EBM-Fraktion
Also so was bekommt man hier auch nicht alle Tage vorgelegt. Eine CD, die gänzlich auf den Einsatz organischer Instrumente verzichtet und sich gänzlich auf Synthesizer und Keyboard setzt. Aber irgendwie gehört EBM, Industrial und Darkwave ja auch zur großen Familie der alternativen Szenen (zumindest scheint sich das in den letzten Jahren so ergeben zu haben).
Dabei hört man gerade von männlichen Metalheads meist nur wenig Gutes über elektronische Gothikklänge. Für die einen ist es schlichtweg schwarz-lackierter Techno und für die anderen ist ganz einfach stinklangweilig.
Ich bin zumindest früher ganz gerne auf solche Dark-Electro-Abende gegangen und konnte nach ein paar Bier sogar richtig Spaß dabei haben, denn zumindest war die Stimmung auf diesen Partys meist sehr gut und vor dem Morgengrauen selten Schluss. Befreundete Metaller mitzunehmen war selten ein Problem, denn immerhin bekam bei dem massiven Frauenüberschuss auch immer das Auge einiges geboten (ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das selbst kalt gelassen hätte).
Nun aber zurück zur CD. Der Künstler, um den es hier geht, nennt sich GRANDCHAOS und ist mir trotz meiner rudimentären Szeneerfahrung gänzlich unbekannt (obwohl der Belgier bereits seit Jahren den elektronischen Untergrund unsicher macht). Ebenso wenig sagen mir die Interpreten, die sich auf diesem Remix-Album selbst verwirklicht haben.
Ihr habt richtig gelesen: Remix-Album. Denn bei "Refuge" handelt es sich nicht um ein normales Studioalbum, sondern um Songs des Industriellen, die lediglich von Genrekollegen wie FORMAT C oder auch NTRSN aufpoliert worden sind. Klingt komisch, ist aber so. Das gegenseitige Remixen gehört in schwarzen Kreisen zum guten Ton, so wie es in 80ern bei Metal-Bands gang und gäbe war Tapes zu tauschen.
Auf der vorliegenden Scheibe ist das jedoch alles etwas aus dem Ruder geraten, denn 72 Minuten synthetische Klangkunst ist dann doch etwas anstrengend. Vor allem da es unter den 16 Tracks auch Wiederholungen gibt. Allein der Titeltrack 'Refuge' ist in fünf (!) verschiedenen Versionen vertreten, wobei davon maximal anderthalb Mixe zu gebrauchen sind. So ist die Interpretation von FABIOUS CORPUS ACT noch ein gefälliger TBM-Stampfer mit spacigen und modernen Klangbildern, während der gleiche Titel im Gewand von NTRSN komplett durchfällt. Als könne man sich hier nicht entscheiden, schwankt diese Version zwischen modernem EBM und traditionsbewusstem Wave, was sich irgendwie nicht zu einem Gesamtsound verbinden möchte. Ziemlich quälend ist auch die osteuropäisch klingende Stimme, die immer dazwischen brabbeln muss und für den Song eigentlich völlig unerheblich ist.
Ein anderer Song, den man mehr als einmal serviert bekommt, nennt sich 'The Sky Will Be My Tomb'. Auch hier ist ein Mix wieder ganz gut geworden (gemeint ist der SA42-Edit) während MECHALOAD bei seiner Überarbeitung völlig versagt hat. Einmal präsentiert sich der Song als treibende EBM-Nummer mit viel Feuer im Hintern und einem gewissen Old-School-Charme und dann wiederum als lahmer und total überladener Sci-Fi-Soundtrack ohne einen Ansatz von Herz und Seele.
Dazwischen gibt es noch jede Menge andere Titel, die sogar nicht-gotischen Elektrohörern gefallen könnten, wie zum Beispiel das von FORMART C verwurstete 'Red Clown False Prophet' oder auch der Rausschmeißer 'A New Replica', bei der OPERATION OF THE SUN ihre Finger im Spiel haben. Leichter Minimal paart sich hier mit Deep House, wobei nur der teilweise mächtig schwülstige Wave-Gesang nicht vergessen lässt, dass es sich hier eigentlich um Dark-Electro handelt.
Insgesamt ist "Refuge" aber eine eher dröge Veranstaltung. Auf etwa zwei gute Lieder (bzw. Mixe) kommen vier mittelmäßig bis schwache Titel. Bei aller Liebe zum Untergrund kommen GRANDCHAOS und Co nicht gegen Szenegrößen wie COMBICHRIST, GRENDEL oder auch AGONOIZE an, die alles in allem ansprechender und bissiger sind.
Trotzdem können neugierige Kinder Nacht mal ein Ohr riskieren, auch wenn es nur die Autofahrt zum nächsten Klub verkürzen soll.
- Redakteur:
- Adrian Wagner