GRAVE - Endless Procession Of Souls
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2012
Mehr über Grave
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 24.08.2012
- Dystopia
- Amongst Marble And The Dead
- Disembodied Steps
- Flesh Epistle
- Passion Of The Weak
- Winds Of Chains
- Encountering The Divine
- Perimortem
- Plagues Of Nations
- Epos
Nach 25 Jahren an die Speerspitze des schwedischen Death Metals?
Wenn eine klassische schwedische Death-Metal-Scheibe an den Top-10 unseres Soundchecks kratzen kann, obwohl der Verfasser dieser Zeilen eine Auszeit vom Bewertungsmarathon nimmt, und obwohl sie nicht von den Redaktionslieblingen von UNLEASHED stammt, dann muss die Band offensichtlich etwas richtig gemacht haben, was darüber hinausgeht, den alten Elchtod in Vollendung zu zelebrieren.
Genau das ist den Veteranen von GRAVE mit ihrem zehnten Studioalbum "Endless Procession Of Souls" offenbar gelungen. Ein kurzes, doomiges Intro mit massiv tiefer gestimmten Klampfen, und dann eine Dreiviertelstunde lang neunmal auf die Zwölf mit flotten Abrissbirnen wie 'Amongst Marble And The Dead' oder schleppenden, tödlich groovenden Death-Metal-Monstern wie 'Disembodied Steps', dessen Gitarren-Flak-Sperrfeuer die beiden Sechssaiter Ola Lindgren und Mika Lagrén in meiner Gunst gleich mal noch ein paar Stufen weiter nach oben katapultiert, als ich es von GRAVE in Erinnerung hatte. Das schlichte, aber extrem wirkungsvolle Lead im letzten Drittel kann es durchaus mit den Leads einer Genre-Überhymne der Marke "Dreaming In Red" aufnehmen.
Auch was seinen Gesang angeht, ist Ola Lindgren längst selbst zum echten Markenzeichen geworden, sodass zumindest ich seinen Vorgänger Jörgen Sandström längst nicht mehr vermisse. So derbe und brutal, dabei aber doch stets gut verständlich, wie er etwa die Hymne 'Passion Of The Weak' intoniert, muss sich der lange, dünne Fronter hinter nichts und niemandem in der Death-Metal-Szene verstecken. 'Encountering The Divine' und 'Perimortem' lassen wenig überraschend thrashige Riffs mit ordentlicher SLAYER-Schlagseite und sogar gelegentliche BLACK-SABBATH-Zitate durchscheinen, die allerdings eine mächtige Death-Metal-Soundkur verpasst bekommen und so perfekt an etliche Volltreffer der Post-Reunion-Scheiben der Band anknüpfen.
Da die Scheibe auch im weiteren Verlauf keinerlei Schwächen offenbart, sondern von Alpha bis Omega mit wuchtigen Panzerriffs, gnadenlosen Leadattacken, finsteren Growls und songdienlichen, eingängigen Kompositionen glänzt, sehe ich in diesem Album die ganz große Chance der Band, an die Speerspitze des Genres vorzustoßen. Nachdem DISMEMBER die Segel gestrichen haben, ENTOMBED nach wie vor wenig konstante Grenzgänger sind und UNLEASHED zwar stärker denn je, aber eben doch in ihrer ganz eigenen stilistischen Nische gelandet sind, die nicht mehr alle Alt-Deather anspricht, steht für mich fest: Anno 2012 ist "Endless Procession Of Souls" die Definition des schwedischen Death Metals der alten Schule, und somit ist GRAVE derzeit der Bannerträger des Genres.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle