GRAVE DIGGER - Bone Collector
Mehr über Grave Digger
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Reigning Phoenix Music
- Release:
- 17.01.2025
- Bone Collector
- The Rich The Poor The Dying
- Kingdom Of Skulls
- The Devil’s Serenade
- Killing Is My Pleasure
- Mirror Of Hate
- Riders Of Doom
- Made Of Madness
- Graveyard Kings
- Forever Evil & Buried Alive
- Whispers Of The Damned
Die ewigen Totengräber.
23 Alben und kein bisschen leise – im Gegenteil. Denn vor sage und schreibe 45 Jahren begann die große Reise der Totengräber, die bis heute ihresgleichen sucht. In viereinhalb Dekaden haben es Boltendahl und Co. stets geschafft, in mehr als verlässlichen und fanfreundlichen Abständen knackiges, teils hymnisches, teils harsches Schwermetall made in Gladbeck an den Mann zu bringen und dabei niemals auf der Stelle zu treten, sondern immer kleine Stellschräubchen zu drehen ohne dabei aber die so ureigenen, so bandtypischen Trademarks außer Acht zu lassen.
Zwar drehte sich in 45 Jahren auch oftmals das Bandkarussell – jüngst hat ex-ORDEN OGAN-Musiker Tobias Kersting die Position Axel Ritts übernommen – doch der gute Chris hat es dabei immer verstanden, ein Bandgefüge zu kreieren, mit der sich nicht nur starke Alben, sondern auch starke Live-Auftritte umsetzen lassen. Denn dreht und wendet es, wie ihr wollt, aber GRAVE DIGGER macht auf der Bühne unheimlich Laune. Nun geht es aber weniger um die kommende "45 Years Anniversary Tour", sondern um "Bone Collector", besagtes Album Nummer 23.
Zugegeben, die blutigen Felder und Unendlichkeitssymbolik hatten ihre Sternstunden und gefielen mir richtig gut. Doch jene Knochen, die GRAVE DIGGER aktuell sammelt, sind rough, direkt und knüppeln uns mit voller Wucht die Lichter aus, auch wenn wir über die des Artworks einmal den Mantel des Schweigens legen wollen. Kerstings Riff-Feuerwerk ballert auch ohne Silvesterhintergrund, Boltendahl knarzt sich in gewohnter Klasse das Reibeisen aus dem Leib, das Tempo drückt wie Bolle und der Sound ist eine Wucht. Diesmal geht es also erneut ohne konzeptionell-historischem Hintergrund in die Vollen, doch wer hätte gedacht, dass GRAVE DIGGER hörbar in den Jungbrunnen gefallen ist und solch eine Härte an den Tag legt – Heavy Metal der alten Schule eben. So zumindest mein Eindruck des ersten Albumdurchgangs. Und wie geht es weiter? Nun, ist der Mund einmal abgewaschen, kristallisieren sich doch recht schnell die Song-Highlights heraus.
Auch wenn der Druck und die Gewalt der ersten drei Songs den Eindruck erwecken, dass hier überwiegend aufs Gaspedal gedrückt wird – insbesondere 'Kingdom Of Skulls' ist einfach nur geil! – offenbart uns die Metallschmiede im weiteren Verlauf auch die melodischeren, düsteren Seiten ihrer Künste. Vor allem das so grandiose 'Whispers Of The Damned' hätte rein musikalisch auch zu "Heart Of Darkness" sehr gut gepasst. Das ist jedoch 30 Jahre her. Aktuell gehen vor allem die Grooves von 'Graveyard Kings' durch Mark und Bein, ehe 'Forever Evil & Buried Alive' sowie 'The Devil's Serenade' definitiv zu den besten Songs gehören, die die Jungs in den letzten zehn, zwölf Jahren an den Mann gebracht haben. Ich bezweifele zwar, dass das allein Kerstings Hinzunahme geschuldet ist, so ist Tobi trotzdem eine enorme Bereicherung für die Band, und sorgt auch im weiteren Verlauf dafür, dass 'Made Of Madness' und speziell 'Riders Of Doom' in voller Pracht glänzen.
Sicherlich gab es in der langen Historie der Grabschaufler schon Alben, die noch facettenreicher waren, vor allem wenn ich mir die Mittelalter-Glanzstücke anhöre. Doch "Bone Collector" überzeugt aktuell aus anderen Gründen voll und ganz. Vom Härtegrad kann sich so manche Jung-Kapelle eine deftige Scheibe abschneiden, die Songs haben wieder ungemein viel Potential, die Konzertlocations dieser Republik lautstark in Schutt und Asche zu legen und man ist doch immer noch erstaunt, mit welcher Konsequenz die Band ihren Weg geht.
Klar, 45 Jahre und 23 Alben sprechen eine eindeutige Sprache. Dennoch blieb GRAVE DIGGER immer GRAVE DIGGER – klammern wir einmal DIGGER und "Stronger Than Ever" aus – und wird auch immer GRAVE DIGGER bleiben. Keine unnötigen Experimente, sondern immer unverfälschter, waschechter Heavy Metal, ob nun mit oder ohne konzeptionellem Hintergrund. Es macht einfach Spaß die Band zu hören und auch bald wieder live zu sehen. Dann hoffentlich auch mit neuen "Bone Collector"-Stücken.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp