GRAVE DIGGER - Liberty Or Death
Mehr über Grave Digger
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Locomotive Music/Soulfood
- Release:
- 12.01.2007
- Liberty Or Death
- Ocean Of Blood
- Highland Tears
- The Terrible One
- Until The Last King Died
- March Of The Innocent
- Silent Revolution
- Shadowland
- Forecourt To Hell
- Massada
- Ship Of Hope (Bonus Track)
"Liberty Or Death" - Freiheit oder Tod. In kreativer Hinsicht ist diese Frage beim aktuellen GRAVE DIGGER-Album vielleicht sogar mehr denn je angebracht, schließlich scheint es in den letzten Jahren so, als seien Deutschlands Vorzeige-Grabschaufler in Sachen Popularität und Originalität auf dem absteigenden Ast. Trotz starker Platten wie "Rheingold" und "The Last Supper" haben sich die Jungs um Chris Boltendahl beim Branchenriesen Nuclear Blast nicht durchsetzen können und werden nun in Zukunft (und auch jetzt) ihre Alben via Locomotive Records, der weitaus kleineren, zweiten Heimat des Sängers, herausbringen. Keine guten Omen also für ein Album, welches sich anmaßt, das wohl durchdachteste in 22 Jahren GRAVE DIGGER zu sein.
Auf ihrem mittlerweile 13. Studioalbum hat sich die Band wieder mal an ein Konzept herangewagt, welches sich mit einstigen Freiheitsbewegungen auseinandersetzt bzw. die Diskrepanzen zwischen Kriegen und Freiheit aufarbeitet. Dementsprechend episch und teils auch dramatisch sind schließlich auch die Songs von "Liberty Or Death". Nicht selten wird in der Umgebung der 6-Minuten-Grenze musiziert, was unter anderem auch durch die etwas progressiveren Arrangements begründet ist. Uptempo-Nummern wie 'Ocean Of Blood' sind deswegen auch eher die Ausnahme, wohingegen stimmungsvolle Kompositionen wie das langsame 'Until The Last King Died' oder das starke 'Shadowland' mit seiner epischen Ausstrahlung charakteristisch für eine Scheibe stehen, die einen weiteren Entwicklungsschritt im Sound dieser Band markiert. Zumindest was die Vielseitigkeit der Songs betrifft, ist "Liberty Or Death" nämlich ein klarer Fortschritt, der jedoch nach wie vor auf den typischen Basics der bewährten GRAVE DIGGER-Riffs aufbaut. Sobald Manni Schmidt nämlich wieder auf den altbekannten Gitarrensound zurückkommt, avanciert auch diese Scheibe samt all ihrer Vielschichtigkeit zu einem herkömmlichen Grabschaufler-Release, dessen einzige Besonderheit der Verzicht auf klare, sofort mitsingbare Songs ist. Diese sind nämlich gegen getragene, dennoch partiell eingängige Melodien eingetauscht worden, die zunächst noch etwas sperrig sind, sich später aber zu richtig feinen Ohrschmeichlern entwickeln.
Irgendwie hält sich die Begeisterung trotzdem in Grenzen. "Liberty Or Death" hat sicher viele gute Momente, speziell in der zweiten Hälfte, aber mit dem Format solcher Scheiben wie "Knights Of The Cross" und "Tunes Of War" kann es das Album nicht aufnehmen – womit wir wieder beim selben Nebeneffekt wie noch bei den letzten beiden Scheiben wären. Auch diese waren im Grunde genommen gute, überzeugende Alben, die jedoch irgendwie den Eindruck vermittelten, es würde an Biss fehlen. Genau dies macht sich leider auch auf "Liberty Or Death" bemerkbar, wenngleich es am kompositorisch anspruchsvolleren Songmaterial rein gar nichts auszusetzen gibt. Und von Übersättigung darf man im Falle von GRAVE DIGGER nach der mageren Präsenz der letzten Jahre ja auch nicht sprechen. Vielleicht ist es ja auch die enorm hohe Erwartungshaltung, welche die Band bereits seit der Konzept-Trilogie aus den Neunzigern mit sich herumträgt und auf keinem neuen Release mehr wird abschütteln können, vielleicht aber auch die Tatsache, dass es der Platte an knackigen, richtig flotten Nummern mangelt. Ich kann es nicht in Worte kleiden.
Es mag viele Gründe geben, warum "Liberty Or Death" trotz nicht abzustreitender Qualitäten und hochklassiger Songs kein herausragendes Highlight, sondern lediglich ein normales, typisches Bandalbum geworden ist. Fakt ist, dass GRAVE DIGGER-Fans trotz allem zufrieden sein werden, auch wenn der Ruf nach einem weiteren Killer wie "Tunes Of War" ungehört bleibt. Nehmen wir "Liberty Or Death" als das an, was es ist: ein gutes, traditionelles Heavy-Metal-Album mit einigen neuen Ideen, doch ohne große Überraschungen.
Anspieltipps: March Of The Innocent, Shadowland, Massada
- Redakteur:
- Björn Backes