GRAVE INTENTIONS - Call Of The Void
Mehr über Grave Intentions
- Genre:
- (Melodic) Death / Black / Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Release:
- 10.07.2025
- Parasite
- Call Of The Void
- Echoes Of Calamity
- The Rat King
- The Way Of No Flesh
- Succession
- Tides
- Tendrils Of Agony
- Interlude
- Heresy
Moderner Melo-Death mit Kanten.
Dem Albumcover nach zu urteilen, könnte man zunächst auf eine eiskalte Black-Metal-Attacke schließen. Schwarz-weiß gehalten, kantig, ohne ein überladenes Artwork oder bunte Effekte. Stattdessen schlicht, rau und mit einer fast schon bedrohlichen Leere. "Call Of The Void", das Debüt von GRAVE INTENTIONS, wirkt optisch wie ein minimalistisches Mahnmal, dessen karger Stil dem Titel eine zusätzliche Schwere verleiht.
Doch wer nach dem ersten Blick vorschnell in Genre-Schubladen greift, liegt hier falsch. Statt frostiger Raserei entfaltet sich eine anspruchsvoll arrangierte Melodic-Death-Metal-Scheibe, die mit komplexen Strukturen und einem Gespür für Dynamik überrascht. Hinter der kargen Fassade wartet ein Sound, der sowohl Härte als auch Tiefgang in sich vereint und damit deutlich mehr bietet, als das schlichte Artwork zunächst vermuten lässt.
Das female-fronted Fünfergespann aus Datteln serviert auf seinem Debüt einen Hybrid aus dem rauen Todesstahl der alten Schule, angereichert mit Blastbeat-Gewittern und einer tiefdunklen Atmosphäre. Was auf dem Papier nach einem wilden Mix klingt, entpuppt sich in der Praxis als ebenso vielschichtig wie kompromisslos. Der aggressive, treibende Grundton bleibt dabei eine klare Konstante, die wie ein pulsierender Herzschlag durch das gesamte Album dröhnt und doch wird diese Energie auf verschiedenste Weisen kanalisiert. Mal preschen die Songs mit atemloser Geschwindigkeit voran, mal walzen sie stampfend und schwer wie ein gigantischer Koloss durch die Gehörgänge.
Frontfrau Jana Boenigk versteht es, konstant aufs Gaspedal zu treten und ihren Texten über Zerstörung, menschliche Abgründe und seelische Verwerfungen den nötigen Raum zu geben. Ihr Shouting ist der rote Faden, der sich unbeirrt durch das Album zieht und selbst in instrumental etwas holprigeren Momenten festhält. Musikalisch wagt sich die Band mutig über Genregrenzen hinaus. Death-Metal-Riffs treffen auf dezent thrashige Akzente, doomige Passagen blitzen ebenso auf wie leicht progressive Strukturen. Jede dieser Zutaten ist für sich genommen gekonnt inszeniert, auch wenn die stilistische Vielfalt dem ansonsten kompakten Gesamtbild hier und da ein paar Ecken und Kanten verpasst.
"Call Of The Void" ist definitiv kein Album für die beiläufige Berieselung, es verlangt Aufmerksamkeit, Hingabe und ein offenes Ohr für die vielen Nuancen, die sich erst beim konzentrierten Hören voll entfalten. Wer sich jedoch die Zeit nimmt, die Scheibe in ihrer Gänze wirken zu lassen, wird mit einem kraftvollen Werk belohnt, das abseits ausgetretener Mainstream-Pfade wandelt und dennoch eingängig bleibt. Zwischen aggressiver Wucht, düsterer Atmosphäre und unerwarteter stilistischer Vielfalt bietet das Debüt von GRAVE INTENTIONS genau das, was Genrefans lieben: reichlich Stoff für Nackenschmerzen, gepaart mit einer bedrohlich intensiven Stimmung, die lange nachhallt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Norman Wernicke