GRAVETY - Bow Down
Mehr über Gravety
- Genre:
- Epic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Metal On Metal Records
- Release:
- 19.11.2021
- Feat Of Valor
- Bow Down
- Tower Of Ghenjei
- Unleash The Flame
- Braveness Beyond Fear
- Red Mountain
- Tales From The Fallen
- Carry On The Flame
Epik-Metal-Highlight!
GRAVETY aus dem Saarland ist eine Band, die ich bisher nur namentlich vernommen habe. Das bereits 2012 veröffentlichte Debüt "Into The Grave" ist mir also nicht bekannt. Von daher hält sich meine Überraschung hinsichtlich des vermeintlichen Stilwechsels natürlich in Grenzen. Vom ursprünglichen Doom-Thrash – so nannte die Band ihren Stil damals – höre ich nämlich gar nichts. Auf "Bow Down" gibt es epischen Heavy Metal, der mal etwas kauzend, mal etwas doomig um die Ecke kommt. Wer sich thematisch im Fantasy-Bereich tummelt, verhaspelt sich nach meinem Befinden manchmal beim Würfeln von kinderlied-artigen Melodien, sodass ich ein bisschen Angst vor genau dieser Problematik hatte. Aber diese Sorge bin ich nach dem ersten Durchlauf von "Bow Down" sofort los, fröhlich klingt auf diesem Album glücklicherweise mal gar nichts. Eher schwer und stampfend, mit gelegentlichen Parallelen zu DOOMSWORD, marschieren die acht Songs durch meine Beschallungsmaschinerie und ich ertappe mich dabei, wie ich immer mal wieder mit geballten Fäusten unterwegs bin. Scheint ansteckend zu sein, diese Musik.
Nach einem stimmungsvollen Intro geht es mit dem kraftvollen Titelsong gleich mitreißend weiter. Eine Nummer, die sofort zeigt, dass man in Kevin Portz einen originellen Sänger in seinen Reihen beherbergt, seine klare Stimme ist ein großes Plus im Gesamtsound von GRAVETY. Vor allem die ruhigen Momente meistert er mit einem fast einschmeichelnden Timbre, das unter die Haut geht. Hört nur einmal in das lange 'Tower Of Ghenjei' rein und lasst Euch verzaubern, das hat internationale Klasse und begeistert mich sofort. Man spürt, wie sehr die Jungs diese Musik lieben und mit wie viel Herzblut hier facettenreich und detailverliebt komponiert wurde. Während man beim galoppierenden Vers noch rhythmisch mit dem Schädel wackelt, ist bei ergreifenden Breitwand-Chorus die Mitsingstimme gefragt. Eingängiger Epic Metal? Jawoll!
Ähnlich geht es im heroischen 'Red Mountain' zu. Das ist auch so eine Nummer, bei der live bestimmt der halbe Saal mit geballter Faust den Chorus mitsingen wird. Die Kunst dabei ist es, nicht platt oder kitschig zu klingen und genau in diese Falle tappen die Jungs von GRAVETY eben nicht. Alles klingt rund, hat schöne Details und ist auch beim wiederholten Anhören nicht langweilig.
Noch viel spannender wird die Angelegenheit allerdings, wenn man etwas verspielter unterwegs ist. So bin ich schon beim akustisch gespielten Intro des über acht Minuten langen 'Unleash The Flame' komplett entengepellt. Die Klangfarbe von Kevins' Stimme ist einfach herrlich, aber auch die Melodieführung der Gitarren ergreift mich sofort. Wenn dann nach kurzer Spielzeit tonnenschwerer Pathos aus den Boxen quillt, ist jedes Epik-Metal-Herz glücklich. Auch hier gelingt es den Saarländern mit einem grandiosen Chorus fiese Widerhaken einzuflechten, die dazu führen, dass man bereits vor dem ersten Kaffee die Melodie im Ohr hat. Von ähnlichem Kaliber ist 'Tales From The Fallen', welches für GRAVETY-Verhältnisse ziemlich flink daherkommt. Die tiefen "Wohoho"-Chöre erzeugen wohlige Schauer auf dem Rücken des Zuhörers und der narrative Part in der Mitte sorgt ebenfalls für gesteigerte Begeisterung. Bomben-Nummer!
Abschließend gibt es mit dem treffend betitelten 'Carry On The Flame' eine Tribut-Nummer an Mark Shelton. Gefühlvoll eingeleitet, entwickelt sich dieses Stück schnell zu einem krachenden Brecher, der sogar noch neue Facetten zum eh schon farbenprächtigen Gesamtsound der Band hinzufügt. US Metal aus deutschen Landen. Ganz fies ist übrigens der Umstand, dass man mit einer ruhigen Passage endet, die meine Kinnlade nochmal weit aufklappen lässt. Alle Daumen hoch!
"Bow Down" ist ein ganz tolles Album und ich denke, wir werden GRAVETY demnächst auf etlichen Festivals bewundern können. Oder auf tollen Club Konzerten, wo man verschwitzt bei ein paar Kaltgetränken zu diesen mitreißenden Klängen abgehen kann.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae