GRAVEWORM - Collateral Defect
Mehr über Graveworm
- Genre:
- Melodic Black Metal
- Label:
- Massacre/Soulfood
- Release:
- 25.05.2007
- Reflections
- Bloodwork
- Touch Of Hate
- Suicide Code
- The Day I Die
- Fragile Side
- I Need A Hero
- Out Of Clouds
- Scars Of Sorrow
- Memories
GRAVEWORM sollten sich ruhig öfters mal einen neuen Gitarristen suchen. Nichts gegen die bisherigen Amtsinhaber - aber da dem Sechssaiter gleichzeitig die Ehre des Songwritings gebührt, kommt mit einem neuen Gesicht automatisch frischer Wind in den Grabeswurm-Sound, ohne diesen jedoch zu sehr zu verfälschen. Denn genau wie der erklärte HYPOCRISY-Fan Lukas Flarer dem Vorgänger "(N)Utopia" eine ordentliche Portion Groove verpasste, lässt auch dessen Nachfolger, Thomas "Stirz" Orgler, seine musikalischen Präferenzen einfließen.
KATAKLYSM nennt er unter seinen Faves, und "Collateral Defect" tönt hier und da etwas härter, wie der Bastard aus rasantem Schwarzmetall, groovigen Thrash-Metal-Riffs und an RAMMSTEINs 'Engel' erinnernden Pfeiftönen namens 'Touch Of Hate' beweist. Passenderweise wird das Stück auch von Maurizio Iacano himself als Gastsänger veredelt. Außerdem mag Thomas IN FLAMES, und wirklich, seine melodische Gitarrenarbeit in 'Suicide Code' (mit tollem Mitgrowl-Refrain) oder dem von raffiniertem Riffing geprägten 'The Day I Die' würde auch einer Göteborg-Kapelle gut zu Gesicht stehen, und das atmosphärische, dank der Streicherelemente (ich tippe auf Cello) fast verträumte Finale des letzteren ist obendrein sehr hübsch.
Am Überraschendsten ist jedoch der INTO ETERNITY-Einfluss, denn 'Fragile Side' ist für GRAVEWORM-Verhältnisse ziemlich progressiv, was zum einen an der abwechslungsreichen Songstruktur inklusive Frickelparts, zum anderen an den klaren Gast-Vocals von Matze (THE SORROW) liegt. Den spannenden Wechselgesang zwischen Stefan und Matze im Refrain kriegt man so schnell nicht mehr aus dem Kopf! Das folgende 'Out Of Clouds' ist zwar nicht unbedingt spektakulär, setzt mit den reichlich tiefer gestimmten Klampfen aber gewisse Akzente. Überhaupt geht der Platte gegen Ende ein wenig die Luft aus, denn 'Scars Of Sorrow' packt mich trotz der eingestreuten Samples ebenfalls nicht wirklich.
Natürlich gibt es auch eine typische, von Sabine Mairs Tastenspiel und Stefan Fioris zwischen Growlen und Keifen variierenden Stimmbandübungen geprägte GRAVEWORM-Hymne, 'Bloodwork', die der geneigte Fan sofort ins Herz schließen dürfte. Auch die fast schon obligatorische Neuauflage eines mehr oder weniger peinlichen Hits aus den 80ern darf nicht fehlen. 'I Need A Hero' ist leider das bisher schwächste Cover der Band, aber da ich mit dem BONNIE TYLER-Stück gewisse Jugenderinnerungen verknüpfe, find ich es trotzdem irgendwie cool.
Diese abwechslungsreiche halbe Stunde Musik wird eingerahmt von zwei Instrumentaltracks, von denen das erste - das aus Keyboard- und Gitarreneffekten bestehende 'Reflections' - ein sehr gutes Intro abgibt, in dem sich die Spannung langsam aufbaut. Mein Fazit zu 'Memories' fällt hingegen etwas zwiespältig aus. Ich mag dessen an Filmmusik erinnernden, entspannten Charakter mit klassischen Gitarren- und Klavierarrangements im Grunde sehr gerne, doch passt es eigentlich rein gar nicht zum Rest der Scheibe. Trotzdem - ein schönes Stück zum Runterkommen.
Neue Fans werden sich die Südtiroler mit ihrem nunmehr sechsten Longplayer kaum erschließen. Aber wer bereits die anderen Alben mochte, darf sich auf eine Menge spannender Details freuen, die "Collateral Defect" zu einer sehr kurweiligen Scheibe machen.
Anspieltipps: Bloodwork, Suicide Code, The Day I Die, Fragile Side
- Redakteur:
- Elke Huber