GRAVEWORM - (N)utopia
Mehr über Graveworm
- Genre:
- Melodic Black Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 10.01.2005
- I - The Machine
- (N)utopia
- Hateful Design
- Never Enough
- Timeless
- Which Way
- Deep Inside
- Outside Down
- MCMXCII
GRAVEWORM gibt es mitlerweile schon seit fast zehn Jahren, und doch haben sich die Südtiroler nie ganz aus dem Schatten von DIMMU BORGIR und CRADLE OF FILTH lösen können. Die Gründe dafür liegen klar auf der Hand: Einerseits sind GRAVEWORM nicht von Anfang an so durch die Medien gepusht worden wie besagte Gruppen, und andererseits hat die Band zu keiner Zeit versucht, durch irgendwelche Extreme (sei es visuell oder akustisch) zu provozieren. Aber auch musikalisch hinken GRAVEWORM den beiden Marktführern im symphonischen Black Metal seit jeher hinterher, auch wenn man zu manchen Karrierepunkten den Eindruck hatte, mit dem jeweils nächsten Release könnte der Durchbruch nun endgültig gelingen. Das war bereits nach dem starken "As The Angels Reach The Beauty"-Album so und auch nach dem Release von "Scourge Of Malice" glaubte man, jetzt sei es für das Sextett an der Zeit, die letzte Hürde zu überwinden.
Doch es passierte nicht wirklich viel, und bis auf einige Festival-Auftritte und diverse wohlwollende Reviews trat die Band auf der Stelle. "Engraved In Black" ist dafür das wohl symbolischste Album - auch hier bieten GRAVEWORM gute Musik in der Schnittmenge von Gothic und Black Metal, doch sucht man vergebens nach der bandinternen Weiterentwicklung.
Dementsprechend hatte ich die Erwartungen an die neue Platte auch nicht mehr so hoch angesetzt, und nachdem ich mir "(N)utopia" nun einige Male angehört habe, fühle ich mich darin auch nur bestätigt. Wiederum haben die Italiener ein sehr ordentliches Album abgeliefert, erneut geben sie ihren Fans genau den Stoff, den diese auch hören wollen, aber trotzdem kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass GRAVEWORM nach wie vor auf der Stelle treten.
Sinnbildlich hierfür stehen solche Tracks wie das sehr eingängige 'Which Way', ein fast schon hymnischer, melodischer Song, der in dieser Form auch auf jedem vorangegangenen Album seinen Platz gefunden hätte. In die gleiche Kerbe schlägt das abschließende 'MCMXCII', eine Midtempo-Nummer mit durchgetretener Doublebass und tollen Melodien, die an sich auch gut reingeht, aber in dieser Form schon mehrfach bekannt ist.
Dabei gingen meine Vermutungen nach den ersten Sekunden noch in eine ganz andere Richtung, schießt das eröffnende und flotte 'I - The Machine' doch recht aggresiv aus den Boxen und ist aufgrund des starken Refrains vielleicht sogar die beste Eigenkomposition seit 'Awake'. Auch das bedrohliche 'Hateful Design', bei dem man die ansonsten stets durchweg verwendeten Keyboards fast komplett weglässt, tritt den Versuch an, aus den bisher gängigen Schemata auszubrechen, besonders aufgrund der recht starken Todesblei-Tendenzen. Und bei 'Timeless' und 'Never Enough', den beiden moderneren Stücken, experimentiert man sogar mit verzerrten Stimmen, die in Verbindung mit den üblichen Melodien eine sehr gute Figur abgeben.
Aber trotzdem: Vieles klingt im Rahmen des eigenen Backkatalogs noch immer so austauschbar, dass man sich fragen muss, wie oft GRAVEWORM sich eigentlich noch kopieren wollen. Das Bizarre daran ist, dass "(N)utopia" erneut ein gutes Album geworden ist; ab und an freut man sich auch über 'neue' Elemente im Sound der Südtiroler, aber letztendlich muss man feststellen, dass die Scheibe in erster Linie nur für Fans der Band interessant ist - und selbst die sollten sich überlegen, ob sie von GRAVEWORM nicht langsam mal etwas Abwechslung erwarten wollen. Diejenigen, die mit GRAVEWORM bisher nicht viel anfangen konnten, werden ihre Meinung hingegen auch bei "(N)utopia" nicht ändern, was aber prinzipiell möglich gewesen wäre, hätte die Truppe mehr Wagemut wie etwa bei 'Never Enough' und 'Timeless' bewiesen.
Anspieltipps: I - The Machine, Timeless
- Redakteur:
- Björn Backes