GRAVEYARD - Six
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/23
Mehr über Graveyard
- Genre:
- Blues / Classic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 29.09.2023
- Godnatt
- Twice
- I Follow You
- Breathe In Breathe Out
- Sad Song
- Just A Drop
- Bright Lights
- No Way Out
- Rampant Fields
Das Album ist ein echter Slow-Burner!
Auf diesem Friedhof chille ich gerne mal. Also zumindest konsequent seit dem Jahr 2011 und der kleinen Szenedetonation namens "Hisingen Blues". Ich würde soweit gehen und das zweite Album von GRAVEYARD mittlerweile schon selbst als Klassiker des Classic-Rock bezeichnen. Das war damals in seiner Kompromisslosigkeit eines antiquierten Klangbildes paradoxerweise schon innovativer als ein Großteil der aktiven Musikszene. Der noch stärkere und eingängigere Nachfolger "Lights Out" hat mich dann zum absoluten Fan gemacht. Songs wie 'Endless Night' und 'Goliath' laufen noch immer ständig in meinen Playlists rauf und runter und auch live versuche ich die Schweden wann immer möglich zu sichten. Diese Mischung aus Classic- und Bluesrock ist auch heute noch die Speerspitze eines Hardrock-Trends, der seinen Peak ehrlicherweise aber schon länger hinter sich hatte.
Nach einer ungewöhnlichen Durststrecke von nun fünf Jahre steht nun der Nachfolger von "Peace" im Regal, und irgendwie klingt das Album ähnlich wie seine Vorgänger und doch anders. So ein kurzer snackable Hit wie 'Twice' hätte auch auf "Innocence & Decadence" stehen können und macht direkt wieder Laune. Das war es aber schon mit einem durchgetretenen Gaspedal und offensichtlichen Hits. Der komplette Rest des Albums pendelt zwischen Midtempo, fast doomigen Klängen und sehr, sehr viel Blues und Soul. Häufig beginnen die Tracks sehr ruhig und steigern sich dann wie früher hin zu leichten Rockeruptionen. Aber eben nicht mehr ganz so ekstatisch und ungezügelt wie auf den Vorgängern. Man könnte fast sagen, dass klingt "erwachsen". Wer will den sowas im Rock? Also ich zum Beispiel. Ich nenne das eine nachvollziehbare Entwicklung als Songwriter und wenn es so unwiderstehlich sexy groovt wie 'Just A Drop' dann ist doch alles in Butter. Dann dürfen es auch mal so gemäßigtere Nummern wie 'Sad Song' oder 'No Way Out' sein. Welche ja partout nicht schlecht sind, sondern weitere Highlights auf einem echten Slow-Burner von Album.
Somit ist die Einordnung für Platte Nummer sechs doch eigentlich ganz einfach. Wer mit der Mischung bisher nichts anfangen konnte, kann auch weiterhin einen Bogen um GRAVEYARD machen. Wer die Jungs, besonders wegen der harten fuzzigen Rockelemente gefeiert hatte, sollte vorab ein Ohr riskieren und die Fraktion, die besonders den Bluesansatz und die Prise Soul vergöttert hatte, sollte das Album ohnehin schon im Warenkorb haben. Ich bin jedenfalls erneut sehr angetan, auch wenn ich mir ein bis zwei straightere Rocknummern aktuell noch gewünscht hätte. Aber wahrscheinlich hätte sich das dann auch wieder negativ auf den atmosphärischen Grundtenor der gesamten Geschichte ausgewirkt. Da wird erst der Langzeittest Klarheit bringen können. Bis dahin bekommt "6" bestimmt noch genug Laufzeit – am Haken bin ich schonmal. Jetzt muss mich GRAVEYARD nur noch rausholen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal