GRAVEYARD (ES) - One With The Dead
Mehr über Graveyard (es)
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Black Seed Productions
- Release:
- 04.09.2009
- Prologue: The Reaping
- Pantheon Vulture
- The Burning Gate
- Riding a Pale Horse
- Necrology
- Carven Epitaph
- One with the Dead
- Walking Horrors of the Undead
- Abandoned Churches
- Caro Data Vermibus
Wer dachte, Stockholmtod muss aus Schweden kommen, der irrt!
Wem neuere ENTOMBED zu rockig sind und DISMEMBER spätestens ab Mitte der 90er zu sehr nach IRON MAIDEN klingen. Was blieb denn noch, nachdem die letzten Undergroundacts wie NIRVANA 2002, COMECON, SEANCE und Co. in der Versenkung verschwunden sind und sich letztendlich auch GRAVE zwar nicht musikalisch, jedoch soundtechnisch von den Wurzeln des Sunlights lösten? Erst um die Jahrtausendwende herum suchten jüngere Bands erneut den Klang der alten Helden Stockholms.
BLOODBATH um Dan Swanö orientierte sich an ENTOMBEDS "Meisterstück" und sogar die alten NIHILIST-Demos wurden neu abgemischt. Nicht zuletzt betraten mit DEATH BREATH, DEMONICAL und ENTRAILS eine ganze Reihe neuer Bands die Bildfläche, die eben nicht wie CANNIBAL CORPSE oder MORBID ANGEL sein wollten, sondern gezielt den schwedischen Old School Death Metal zelebrierten.
Auch die Spanier von GRAVEYARD zählen zu dieser zweiten Generation. Doch irgendetwas fehlte den meisten Releases. Es lag sicher nicht am Songwriting und auch nicht am Spirit der Musik. Nein, der Old School Death Metal der jungen Bands klang einfach nicht nach alter Schule. Viel zu modern, glasklar und transparent knüppeln die stumpfen Riffs der neueren Scheiben aus den Boxen. An die düstere Atmosphäre der verwaschenen Sunlightproduktionen kamen viele Veröffentlichungen einfach nicht heran, weshalb die Meisten mit dem Urteil "ganz nett" in den Tiefen meiner CD-Regale verschwunden sind.
GRAVEYARDS Werk "One With The Dead" ist hier eine der ganz großen Ausnahmen. "Old School as Fuck" lautete die Devise der vier Spanier und ihr 2009er Debüt klingt erschreckend nach 1991. Bereits beim Opener 'Pantheon Vulture' ist mir ein eiskalter Schauer über den Rücken gelaufen, so sehr hat mir das Soundgewitter erneut den Zauber des ersten Hörens von "Like An Ever Flowing Stream" vor Augen geführt. Einen Boss HM-2 (natürlich made in Japan) vor einen x-beliebigen Verstärker zu knallen, reicht eben nicht aus, um die Arbeit von Tomas Skogsberg zu kopieren. Er muss auch düster, räudig und roh auf den Silberling gebracht werden. Bandsättigung und analoge Produktion (oder zumindest deren Imitation) sind hierbei fast Plicht (wie bei der letzten DISMEMBER (2008)). Jedenfalls ist den Jungs von GRAVEYARD mit ihrer Eigenproduktion genau das gelungen, woran viele gescheitert sind. Selbst das für Hochglanz verwöhnte Ohren stumpf hämmernde Schlagzeug hat den Flair des halbelektronischen Sunlight-Drumkits bewahren können.
Dan Swanö, der das Ding in Rekordzeit von nur einer Woche gemastert hat, hat dem Album noch den letzten Schliff verliehen. Es kracht, rumpelt und scheppert. Genau so muss es sein. Rein musikalisch bietet die Scheibe dementsprechend wenig Innovatives, besitzt aber trotzdem eine große Portion an Kreativität und Eigenständigkeit. Die Band wollte ja schließlich nicht das Rad neu erfinden, sondern schlichtweg nur Old School Death Metal spielen. Trotzdem ist sie wesentlich mehr als nur ein bloßer Abklatsch oder eine billige Kopie. Aus dem Groove von ENTOMBED, den Harmonien der frühen DISMEMBER und der groben Stumpfheit von GRAVE entwickelte der Vierer eine neue musikalische Ausdrucksform längst vergangen geglaubter Tage. Einflüsse fernab der technisch versierten Produkte von Scott Burns & Co. lassen sich deshalb auch nicht leugnen. So ähnelt 'Necrology' deutlich AMORPHIS zur "Karelian Isthmus"-Zeit und 'One With The Dead' erinnert an BOLT THROWERS "War Master". Auch einschlägige Veröffentlichungen aus den räudigen Doomtagen der frühen 90er wurden verbraten. 'A Tale of Creation', das langsamste Stück des Albums, trägt handfeste Züge alter PARADISE LOST. Trotzdem schimmert bei 'Abandoned Churches' und bei 'Riding A Pale Horse' ein eindeutiger Hauch von DISMEMBER durch. Der Oberhammer 'The Skull' mit seinem schleppenden Outro hätte sogar locker als Bonustrack der "Left Hand Path" durchgehen können. Sunlight 1991 ist bei "One With The Dead" halt einfach Programm.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Michael Sommer