GREAT COLD, THE - The Great Cold
Mehr über Great Cold, The
- Genre:
- Instrumental Post Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 21.02.2016
- Eos
- Boreas
- Oread
- Chione
- Aurai
- Orphne
- Asteriai
- Nephelai
Post-rockige Besinnlichkeit.
Es ist auch mit "The Great Cold", dem Debütalbum der gleichnamigen Post Rocker aus Marburg, so wie mit vielen anderen instrumentalen Metal-Scheiben: Atmosphärisch ist alles in Butter; stimmungsvoll breiten sich sphärische Klangkaskaden, verspielte, treibende Schlagzeugrhythmen im Raum aus, bisweilen ergreifende Melodien umgarnen unser Gehör und lassen den Blick wahlweise introvertiert ins eigene Seelenleben oder nach außen, über einen stillen Waldsee bei Sonnenaufgang, einem Gebirgspanorama oder den Sternenhimmel schweifen. Es ist alles da, was moderne, anspruchsvolle (Post-)Rockmusik ausmacht - und doch fällt der Groschen nicht vollständig, und doch vermisst man etwas Entscheidendes.
Instrumental-Rock-Fans sind mit "The Great Cold" sicherlich gut bedient: Egal ob ihr bisher OMEGA MASSIF, AURORA BOREALIS oder IF THESE TREES COULD TALK hört - auch THE GREAT COLD liefert euch Stoff für lange Schwelgereien, bisweilen auch richtig aufwühlend und mitreißend. Ich für meinen Teil vermisse allerdings immer wieder eine Stimme, die mich aus der träumerischen Lethargie reißt. Sei es harscher Schreigesang à CULT OF LUNA, sei es eine dröhnende Sprechstimme wie bei DIRGE - den endgültigen emotionalen Dosenöffner liefert in den allermeisten Fällen eben der Mann (oder die Frau) am Mikro. Entsprechend besetzt würde THE GREAT COLD vermutlich in der ersten Post-Metal/Rock-Liga mitspielen. Hier eine gewisse Hoffnung zu hegen, ist vielleicht gar nicht so naiv, schließlich ging es bei LONG DISTANCE CALLING einmal auch rein instrumental los. Verglichen mit Post-Rock-Meistern wie MOGWAI fehlt es THE GREAT COLD aber auch ein klein wenig an einer größeren musikalischen Bandbreite, die der Verzicht auf eine Singstimme letztlich erfordert, um längerfristig fesseln zu können.
Aber wir sollten uns nicht allzu sehr ärgern. Einen angenehmen, laut Aussage der Band durch die schroffe Schönheit der Natur inspirierten, schwelgerischen Soundtrack für weltabgewandte Momente liefern die Nordhessen in jedem Fall. Und der Wechsel zwischen treibenden, aggressiven Grooves und schwelgerischen Ambient-Phasen gelingt spielerisch. Ein Hauch Eintönigkeit kommt durch die oftmals gleichklingenden, flirrenden Gitarrenmelodien ins Spiel - aber das liegt in der Natur der Sache, wenn nicht der Gesang, sondern allein die Stahlsaiter die emotionalen Aspekte der Musik bedienen müssen. Und damit wäre ich dann doch wieder bei meinem angesprochenen Problem.
Wer dieses Problem nicht hat, greife bedenkenlos zu - denn reifen, stimmungsvollen Instrumental Post Rock liefert THE GREAT COLD auf alle Fälle.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause