GREAT OLD ONES, THE - Al Azif
Mehr über Great Old Ones, The
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Laldo Productions
- Release:
- 27.04.2012
- Al Azif
- Visions Of R'lyeh
- Jonas
- Rue d'Ausseil
- The Truth
- My Love For The Stars (Cthulhu Campaign)
Schlüssiger Genremix mit Klassikerpotenzial
Eigentlich als Ein-Mann-Ambient-Projekt aus der Taufe gehoben, wuchsen THE GREAT OLD ONES kurze Zeit nach der offiziellen Gründung 2009 schnell zu einer visionären Schwarzmetall-Kapelle heran, die ihre freizügigen Einflüsse beim Entstehungsprozess des ersten Bandalbums "Al Azif" voll und ganz genutzt hat, um sich im finsteren Musiksektor kreativ völlig auszutoben. Das Debüt strotzt nur so vor Ideen, wird von einer hypnotisch-finsteren Atmosphäre umgarnt, entwickelt sich dabei in sehr viele unterschiedliche Richtungen, wird aber doch von einer sehr homogenen Basis zusammengehalten, die "Al Azif" zu einem greifbaren, aber dennoch sehr vielschichtigen Komplex machen - und definitiv zu einem Album, dass sich Freunde schwarzer Klangmalereien einmal einverleiben sollten.
Allerdings sollte man sich ein bisschen Zeit mitnehmen, um das sehr üppig aufgemachte Werk zu erkunden. THE GREAT OLD ONES sind zwar im Grunde genommen eine klassische Black-Metal-Band, fühlen sich aber auch im doomigen Gefilden zu Hause, haben ein Gespür für dezente Avantgarde-Arrangements, sind aber auch Verfechter melodischer Noten. In dieser stilistischen Vielfalt leben die Franzosen schließlich ihre Visionen aus, nehmen sich reichlich Geduld für das Wachstum ihrer Kompositionen und gestalten ihre Songs folgerichtig auch übermäßig lang, damit man auch genügend Spielraum hat, all das zu verwirklichen, was sich in den Köpfen der Herren Musiker verbirgt. In 'Al Azif', dem eröffnenden Titelsong, sind es in erster Linie die rauen Komponenten, die sich schnell mit sphärischen Versatzstücken mischen, die wahre Boshaftigkeit des Black Metals dabei sehr konsequent zum Ausdruck bringen, aber eben auch die experimentelle Seite der Band unterstreichen.
Auch 'Visions Of R'yleh' ist ein frostiges Tondokument und nimmt die Ambient-Elemente vorerst komplett aus dem Sound heraus; teilweise fühlt man sich dabei an die garstigen Momente der progressiveren EMPEROR-Songs erinnert, gleichzeitig hat man aber auch eine Notiz bei WOLVS IN THE THRONE ROOM gemacht, die stilistisch zwar völlig anders gelagert sind, deren finsteres Antlitz aber ähnlich brachial in Szene gesetzt wird wie auf "Al Azif".
Erst in späteren Abschnitten lassen THE GREAT OLD ONES ihrer Experimentierfreude freien Lauf; 'Jonas' ist melodisch, Break-lastig, atmosphärisch brillant, dann aber auch sehr dynamisch und mit einem sehr schönen, ruhigen Finale ausgestattet. Diese Seite wird in 'Rue d'Auseil' noch vertieft, wobei es hier die schleppenden Parts sind, die eine ungeheuere Intensität ausstrahlen und den Track in das vermeintliche Album-Highlight verwandeln.
Doch "Al Azif" hat noch zwei weitere Sternstunden übrig, in denen die sphärische Dichte ihren Höhepunkt erreicht, der künstlerische Aspekt am meisten in den Vordergrund gestellt wird, der Zuhörer aber nie fürchten muss, von Fragmenten überfrachtet zu werden. Die große Bandbreite wird sehr ausdauernd und ausgewogen präsentiert, alle Inhalte bekommen ihren Raum, und obschon die Band zwischen Doom, Black Metal, Avantgarde und phasenweise auch Prog-Death schwankt, ist "Al Azif" ein durch und durch schlüssiges Album, dessen enorme Vielfalt begeistert und die Platte zu einem Meisterwerk der finsteren Tonkust macht.
Anspieltipps: Visions Of R'yleh, Rue d'Auseil, The Truth
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes