GREENLEAF - The Head & The Habit
Auch im Soundcheck: Soundcheck 06/24
Mehr über Greenleaf
- Genre:
- Stoner Rock / Heavy Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Magnetic Eye Records
- Release:
- 21.06.2024
- Breathe, Breathe Out
- Avalanche
- Different Horses
- A Wolf In My Mind
- That Obsidian Grin
- The Sirens Sound
- Oh Dandelion
- The Tricking Tree
- An Alabastrine Smile
Mächtig riffender Stoner Rock trifft schwedische Rock'n'Roll-Eingängigkeit!
Was einst als loses Kollektiv von Freunden begann, die gemeinsam ihrer Liebe zum Rock der Siebziger und frühem Proto Metal frönten, ist inzwischen unter dem Banner GREENLEAF zu einem der spannendsten Retro-Stoner-Rock-Exporte Schwedens geworden. Gerade "Trails & Passes" aus dem Jahr 2014 präsentierte die Qualitäten des Quartetts dabei wohl im besten Lichte, doch auch die drei Langspieler die seither veröffentlicht wurden und die schweißtreibenden Liveshows haben die Truppe als fixe Größe in ihrem musikalischen Sektor etabliert. Die Erwartungshaltung und auch Vorfreude angesichts des neunten und neuen Albums "The Head & The Habit" könnten entsprechend auch nicht größer sein.
Und was soll ich sagen, Gitarrist Tommi Holappa und seine Mistreiter liefern wie erwartet von der ersten Sekunde an ab. Der Opener 'Breathe, Breathe Out' jedenfalls ist nicht einfach nur ein solider Einstieg, sondern ein massiver Hit, der aus dem Stand weg die Qualifikation für die Shortlist meiner liebsten Songs des Jahres schafft. Irgendwo angesiedelt zwischen KYUSS und QUEENS OF THE STONE AGE groovt sich die Nummer unaufhaltsam in den Gehörgang und verpasst einem einen so hartnäckigen Ohrwurm, dass es fast schwerfällt, sich im Anschluss auf der Rest des Albums einzulassen und nicht direkt die Eröffnungsnummer auf Dauerschleife zu genießen. Dass der folgende Track 'Avalanche' der amerkanischen Wüstenstaub-Mixtur auch noch eine gehörige Portion schwedischer Rock'n'Roll-Eigenständigkeit hinzupackt, rundet das perfekte GREENLEAF-Rezept schlussendlich ab und macht auch den zweiten Track des Silberlings zu einem krachenden Volltreffer. Gerade gesanglich lässt mich Fronter Arvid Jonsson dabei sogar an skandinavische Kollegen wie THE HIVES oder MANDO DIAO denken, was überraschend gut zum sonst eher spröden Bandsound passt und den wuchtigen Riffs die nötige Portion poppiger Eingängigkeit verleiht.
Wenig überraschend werden ähnlich schwindelererregende Hit-Höhenflüge in der Folge nicht mehr erreicht, doch das wäre aber wohl auch zu viel verlangt. Im Gegenzug heißt das aber nicht, dass die Qualität des dargebotenen Materials abnimmt, nur muss man sich Tracks wie das psychedelisch-proggig angehauchte 'A Wold In My Mind' eben mit etwas mehr Geduld erschließen, anstatt sofort mit einem Ohrwurm infiziert zu werden. Gerade in den ruhigeren und sperrigeren Momenten der Platte verstecken sich aber auch ein paar wunderbare Glanzmomente, etwa wenn 'That Obsidian Grin' in beschwörerischem Ton fast schon aus den Boxen kriecht und wunderbar mit Laut-Leise-Dynamik spielt. Ebenso ist das fuzzige Epos 'The Tricking Tree' eine spannende Achterbahnfahrt, die sich immer so anfühlt, als würde sie kurz vor der Riff-Explosion stehen, die Spannung aber durch die immer wiederkehrende Drosselung des Tempos mächtig hochhält. So bleibt 'An Alabastrine Smile' die einzige Nummer auf "The Head & The Habit", die mich nicht restlos überzeugen kann, fühlt sich der kompakte Rausschmeißer doch irgendwie an wie ein nicht ganz zu Ende gedachter Nachzügler.
Doch mit diesem Ausfall kann ich gut leben, denn abseits davon musiziert GREENLEAF auf allerhöchstem Niveau und zaubert mir ein Dauergrinsen ins Gesicht. Besonders beeindruckend finde ich dabei, dass vom Stoner-Rock-Megahit bis zur verträumten Halbballade mit beschwörerischem Unterton alle Facetten dieses tollen Genres abgedeckt werden. Das verpasst dem Silberling nicht nur viel Abwechslung, sondern sorgt auch für gesteigertes Potential für Entdeckungen nach den ersten Durchläufen und setzt damit die Halbwertszeit des Unterhaltungswerts deutlich nach oben. Entsprechend gehen auch neun Zähler mit starker Tendenz nach oben gen Schweden!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs