GRENOUER - Border Of Misty Times (Re-Release 2005)
Mehr über Grenouer
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Metalism / metal-cd.ru
- Intro: Sinhisteria
- Faces Of Death
- Ahriman's Heart
- Postnatal Depression
- When Madness Rules
- Wakening Of Lords
- Songster Of Humanity's Dawn
- A Memorable Fancy
Obwohl es in Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion wahrhaftig Unmengen an Metalbands gibt, die teilweise durchaus hohe Qualitätsmaßstäbe halten, scheint es so, als ob wir Westeuropäer weitgehend zu ignorant oder desinteressiert wären, jene wahrzunehmen. Das rührige russische Label Metalism hat sich zur Aufgabe gemacht, das zu ändern, und vertreibt nun immer mehr bisherige Binnenmarktproduktionen auch bei uns im Westen. So bekommen wir dieser Tage nach der aktuellen MCD "Try" auch das Debütalbum der Ural-Deather GRENOUER nachgereicht, das dereinst 1996 erschien und damals durchaus ein großer Wurf für die russische Szene gewesen sein dürfte.
Die vier Jungs aus Perm spielten seinerzeit nämlich sehr überzeugenden, stark produzierten traditionellen Death Metal auf relativ hohem technischem Niveau, allerdings auch nicht überladen oder zu verschachtelt. Hier und da treffen wir auch auf dezente Grindcore-Stilelemente, wobei sich GRENOUER nie in konturlosem Geblaste verlieren und auch hysterische Kreischattacken nur sparsam, aber unter anderem auf 'Faces Of Death' umso wirkungsvoller einsetzen. Weitgehend bewegt sich Andrey Ind Merzlyakov im Bereich des mäßig tiefen, etwas heißeren Growlens, das die komplett abgedruckten englischen Texte sehr gut nachvollziehbar erscheinen lässt. Stilistisch fühle ich mich manchmal an eine etwas weniger progressive Variante von DEATH erinnert, wobei durchaus auch GRENOUER in der Lage sind, komplex strukturierte und von Breakansammlungen geprägte Songs wie etwa 'Ahriman's Heart' zu präsentieren, das auch durch Igor Klimovs vertracktes Gitarrenspiel eine besondere Note erhält. 'Postnatal Depression' lässt der Rhythmusgruppe um Schlagwerker Sergey Lialin und Basser Viatcheslaw Kolchin viel Raum für einige aufsehenerregende Spielereien. Auch das sehr hackende Riffgewitter in 'When Madness Rules' weiß zu überzeugen und lässt in mir Gedanken an PESTILENCE und MORGOTH aufkeimen, wobei die Ähnlichkeiten nur marginal sind ... manchmal keimt einfach dieses Geballer auf, das mich an ratternde Panzerketten erinnert. Sehr schön ist hier der kurze langsame Einschub ab 1:52, der eine schön düstre Stimmung zu erzeugen vermag. 'Wakening Of Lords' hat dagegen sehr schöne Leadgitarren-Melodien zu bieten während 'Songster Of Humanity's Dawn' vor allem in den rhythmischen Midtempo-Momenten überzeugt. Nach knapp 35 Minuten ist allerdings mit 'A Memorable Fancy' (erneut ein schönes Solo gegen Ende) schon wieder Schluss, was ich aber nicht als Makel empfinde, da die Art der Musik, wie sie GRENOUER zelebrieren, bei zu langer Spielzeit leicht ermüdend wirken kann. Dieser Effekt stellt sich vorliegend demnach nicht ein, so dass es unterm Strich nicht viel auszusetzen gibt, außer vielleicht, dass mich viele Songs zwar beim Hören überzeugen und bestens unterhalten, aber nicht übermäßig fesseln oder gar langfristig hängen bleiben. Genrefans dürften dies aber durchaus anders sehen.
Was das Album zudem ungemein aufwertet, sind das wirklich gelungene Frontcover und das sehr aufwendig und ansprechend bebilderte Booklet, von dem sich viele etablierte Größen des Death Metals gerne mal eine Scheibe abschneiden könnten. Da auch musikalisch alles im grünen Bereich ist, muss schon mal gesagt werden, wie schade es ist, dass dieses Album und damit die Wurzeln dieser Band uns erst mit bald zehn Jahren Verspätung erreicht. Freunde des musikalisch anspruchsvollen, aber nicht zu sehr verfrickelten Death Metals sollten definitiv mal ein Ohr riskieren.
Anspieltipps: Faces Of Death, Ahriman's Heart, When Madness Rules
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle