GRETA VAN FLEET - From The Fires
Mehr über Greta Van Fleet
- Genre:
- Hard Rock / Classic Rock / Blues Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Republic Records / UMG Records
- Release:
- 10.11.2017
- Safari Song
- Edge Of Darkness
- Flower Power
- A Change Is Gonna Come
- Highway Tune
- Meet On The Ledge
- Talk On The Street
- Black Smoke Rising
Fetziger Hard Rock aus Michigan!
GRETA VAN FLEET ist die Band der Stunde - zumindest, wenn man auf traditionellen Rock steht. Bevor das Debütalbum vorgestellt wird, soll hier ein äußerlicher Blick auf "From The Fires" geworfen werden: Die Doppel-EP beinhaltet die allerersten vier Songs von der Debüt-EP "Black Smoke Rising", zwei neue Songs sowie zwei Cover-Versionen, wobei ich "Black Smoke Rising" noch nicht kannte. Nach dem Blick auf das warme, sehr schöne Artwork werfen wir gleich den Plattenspieler an.
Der 'Safari Song' klingt wie ein rockiger LED-ZEPPELIN-Titel zwischen 1969 und 1971. Joshua Michael Kiszka, einer von drei Brüdern in der Band, singt sehr ähnlich wie Robert Plant, vor allem in den höheren Lagen. Sein Bruder, Jacob Thomas Kiszka, groovt bluesig und entführt uns direkt in die frühen siebziger Jahre. Viele der sogenannten Retro-Rock-Bands klingen eigentlich nicht wirklich wie 1970 - bei GRETA VAN FLEET ist das anders. Fände man diese Scheibe ohne Jahresangabe, würde wohl nur die druckvolle Produktion auf ein späteres Erscheinungsjahr hinweisen. Eigenständig mag das nicht sein, allerdings wird auch nicht einfach alles aus dem Zeppelins-Katalog kopiert. Die mystischen Songs fehlen ebenso wie manche spätere progressive Ausflüge. Mag die Truppe auch ein Epigonenimage mit sich herum tragen, bei so gutem Songwriting stört mich das nicht.
'Edge Of Darkness' erinnert mich nicht nur an LED ZEPPELIN, sondern auch an die Schweden von GRAVEYARD sowie an DEAD LORD. Dieser eher melodisch-melancholische Song (mit wunderbaren Bass-Linien!) ist etwas gemäßigter, überzeugt aber ebenso. Mit 'Flower Power' folgt wieder eine Nummer von der Debüt-EP. Der Titel ist natürlich schon sehr plakativ. Bassist Samuel Francis Kiszka bedient hier auch die Hammond-Orgel. Das Teil hat ein etwas souliges Flair, erinnert vom Gitarrenspiel her aber auch an FLEETWOOD MAC (in der Pop-Phase) oder an LOGGINS & MESSINA. Ein unheimlich warmer Song, der einen auch im Dezember sofort an einen Frühsommernachmittag zwischen Gräsern am Strand denken lässt.
Mit dem SAM-COOKE-Cover "A Change Is Gonna Come" geht es weiter, und das ist schon eine wirklich geniale Interpretation des Evergreens. Die Gesangslinien sind eigentlich nahezu identisch, aber deutlich aggressiver und emotionaler vorgetragen. Dazu eine rockige Instrumentalisierung, ein paar Hammonds, und schon klingt der Klassiker deutlich verändert. Auch die Chöre, die für Gospel-Flair sorgen, sind sehr passend eingesetzt. Wenig überraschend klingt der Song sehr amerikanisch - ein Adjektiv, das mir beim Anhören häufiger in den Sinn kommt. Ich muss aber auch zugeben, dass auch das große Vorbild LED ZEPPELIN für mich nie sonderlich britisch klang. 'Highway Tune' klingt für mich fast nur vom Gesang her wie eine Siebziger-Nummer, musikalisch wage ich leichte Neunziger-Anleihen herauszuhören (PEARL JAM), aber das ist natürlich nichts Negatives.
'Meet On The Ledge' ist anschließend ein ganz großes Highlight. Nur die wenigsten dürften den Song als FAIRPORT CONVENTION-Cover erkennen. Vor allem der Gesang sorgt für einen sehr eigenen Touch, aber ein bisschen Folk-Rock-Atmosphäre ist auch noch vorhanden. Ich denke an JETHRO TULL und ASHBURY. Wahnsinn, so covert man Songs mit Respekt und trotzdem eigenständig! 'Talk On The Street' ist dann wieder ein eigener neuer Song, der Hoffnung macht, dass das erste Album auch großartig ist. In der Phrasierung erinnern mich die Vocals hier etwas an TAYLOR SWIFT. Das soll jetzt nicht als Abschreckung dienen, sondern zeigt eher, dass der Gesang etwas sehr Eigenständiges hat - hier wird nicht schlicht Robert Plant kopiert.
Mit dem Titelsong der Debüt-EP schließt diese Scheibe - was für ein abschließendes Highlight! Der Gesang überragt noch einmal alles, was es auf der Scheibe sonst so gab (und das war ja durchgehend Extraklasse). Songs nur auf diesem Niveau würden eine klare 10-Punkte-Scheibe ergeben. Es gibt kaum Schwachpunkte, eine super Produktion, völligen Over-The-Top-Gesang, grandioses Songwriting, wirklich feine Cover-Versionen... Diese EP schrammt aus meiner Sicht nur knapp an der Höchstnote vorbei. Unbedingt reinhören!
Anspieltipps: Safari Song, Meet On The Ledge, Black Smoke Rising.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer