GREY DAZE - The Phoenix
Mehr über Grey Daze
- Genre:
- Grunge / Alternative
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Loma Vista / Universal
- Release:
- 17.06.2022
- Saturation (Strange Love)
- Starting To Fly
- Be Your Man
- Holding You
- Hole
- Drag
- Believe Me
- Anything Anythin
- Spin
- Wake Me
Weitere Verwertung alter Aufnahmen Chester Bennigtons mit wechselhaftem Erfolg.
Ich muss zugeben, dass der GREY DAZE-Vorgänger "Amends" angesichts des Todes von Chester Bennington im Jahr 2017 bei mir einen faden Beigeschmack ausgelöst hat. Kurz zur Erklärung, GREY DAZE ist die erste Band des viel zu früh verstorbenen LINKIN PARK-Frontmanns und in einer Tourpause seiner Hauptband wollte er dieses Projekt im Jahr 2017 wiederbeleben. Zur Reunion kam es allerdings nie, denn zuvor nahm sich Chester tragischerweise das Leben. Seine Kollegen machten trotzdem weiter, verwendeten kurzerhand die Gesangsspuren der beiden Erstwerke der Band und verpackten sie in aufgearbeitete Songs. Zugegeben, alles in allem ergab das mit "Amends" ein durchaus ordentliches Album, dem nun mit "The Phoenix" sogar noch ein Nachfolger zur Seite gestellt wird.
Erneut wurden dafür originale Gesangsspuren von Chesters Demos verwendet, die zu neuen Songs zusammengesetzt wurden. Über Geschmack darf hier sicher gestritten werden, denn für mich wird gerade auch im Promomaterial Benningtons Name deutlich zu sehr ausgeschlachtet und auch zu behaupten, man habe die Songs in seinem Sinne fertiggestellt, halte ich für gewagt, immerhin konnte Chester seinen Input nicht mehr beisteuern. Geben wir der Musik trotzdem eine Chance, denn auch "Amends" wusste schließlich großteils zu überzeugen.
'Saturation (Strange Love)' ist schon einmal ein guter Einstieg, welcher kompett von Chesters Gesangsleistung getragen wird, der hier von seiner zerbrechlichen Seite bis hin zu wütendem Schreien sein gesamtes Stimmspektrum zur Schau stellt. Noch überzeugender und fast schon hitverdächtig kommt 'Starting To Fly' aus den Boxen, das ebenso wie das nachfolgende 'Be Your Man' vor allem von einem überragenden Refrain und einer erneut außerirdisch guten Gesangsdarbietung lebt. Danach wird es in Sachen Highlights aber doch etwas luftiger, denn mit fortschreitender Spielzeit hört man den Songs auf "The Phoenix" doch zunehmend an, dass hier eben Demos und unfertige Ideen mit Mühe zu fertigen Songs zusammengesetzt wurden, ohne dass größe Änderungen angesichts der bereits fertigen Gesangsspuren möglich gewesen wären. Ganz besonders ist das etwa 'Spin' oder 'Hole' anzuhören, die beide noch recht unausgereift und unfertig wirken. Ich möchte wetten, dass Chester hier für die fertigen Aufnahmen noch deutlich mehr aus den Hooklines hätte rausholen können.
So ist "The Phoenix" unter dem Strich ein durchwachsenes Album, dem ich auch nach mehrmaligem Genuss noch zwiegespalten gegenüber stehe. Einerseits ist es schön, Chesters Stimme wieder zu hören und ich hätte unheimlich gerne gehört, was er bei einer Reunion aus dem im Grunge verwurzelten Sound von GREY DAZE noch hätte rausholen können. Andererseits muss man schon festhalten, dass die Platte ohne Chesters Stimme in der Belanglosigkeit verschwinden würde, denn abgesehen von einigen Highlights zu Beginn verlässt sich das übrig gebliebene Trio deutlich zu sehr darauf, dass der Gesang die Kohlen für die Kompositionen aus dem Feuer holen wird. Für Komplettisten dennoch eine lohnende Anschaffung, wer Mr. Bennington aber auf der Höhe seines Schaffens hören möchte, greift doch lieber zu den LINKIN PARK-Klassikern oder dem bereits erwähnten "Amends".
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs