GRIFFON - De Republica
Mehr über Griffon
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Les Acteurs de l'Ombre Productions
- Release:
- 16.02.2024
- L'homme Du Tarn
- The Ides Of March
- A L'insurrection
- Le Semaine Sanglante
- La Loi De La Nation
- De Republica
Geschichtsunterricht vor finsterem Hintergrund.
Politische Themen innerhalb eines Black-Metal-Releases sind tatsächlich auch nach mehreren Dekaden immer noch eine echte Ausnahme. Zwar kann man die Hatz gegen Kirche, Christentum und das damit verbundene Umfeld auch als übergreifendes Statement mit politischem Hintergrund betrachten, allerdings würden die Protagonisten der Szene, die sich vor allem in den frühen 90ern ihren auferlegten satanischen Tugenden gewidmet haben, sicherlich darin übereinstimmen, dass man hier in erster Linie gegen eine verhasste Institution gewettert und Stimmung gemacht hat, nicht jedoch im Zusammenhang mit Aussagen zur Bewertung der gesamtgesellschaftlichen Lage oder deren vermeintlich fragwürdiger Vergangenheit.
Insofern ist der neue Release von GRIFFON schon alleine deshalb besonders, weil er eben genau diese Themen anpackt, sie aber in den Kontext prägnanter Punkte der französischen Geschichte stellt. Die Band positioniert sich zwar nicht überbordend einer Fraktion zugehörig, jedoch ist die linksliberale Haltung, die alle sechs Stücke von "De Republica" nicht nur unterschwellig begleitet, schon ganz deutlich aus den Themenbereichen herauszufiltern, mit denen sich GRIFFON beschäftigt - so zum Beispiel die radikale Niederschlagung der Pariser Kommune in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Statt sich jedoch dem offensichtlichsten Schwerpunkt zu widmen, nämlich der heimischen Revolution, verteilt man die Prioritäten anderweitig und nähert sich sogar einigen kritischen Haltungen von Staatschef Macron - das nennt man dann wohl einen Rundumschlag.
Doch die Franzosen haben nicht nur in ihren Texten einiges mitzuteilen, sondern können ihre Statements auch musikalisch mit reichlich Energie und an sich tollem Songwriting unterlegen. Die sechs Stücke von "De Republica" sind episch und aggressiv zugleich, bestechen mit hymnischen Melodien, aber auch mit einer außerordentlich starken, auf jeden Fall nennenswerten Dynamik, die gerade in den eruptiven Parts in 'La Loi De La Nation' und 'The Ides Of March' mit fantastisch inszenierten Stimmungswechseln überzeugt. Doch schon zuvor zeigt GRIFFON, an welchem Punkt die Truppe mit dem inzwischen schon dritten Album angelangt ist: Der Opener 'L'homme Du Tarn' ist ein überlanges Black-Metal-Festival mit beklemmender Raserei, grandiosen melodischen Parts und zweckgebundenen, feinen Interludien, die das Storytelling perfekt unterlegen. Schon hier setzt die Band den Kurs für ihren neuen Release, weicht in der Folge nicht mehr von ihm ab, sondern produziert im Gegenteil weitere starke Hymnen, die aufgrund ihres eigenständigen Charakters im Gesamtkontext der Black-Metal-Historie auch nicht näher einzuordnen sind, weil sie schlicht und ergreifend zeitlosen Finsterstoff anbieten.
So ist es letztlich eine erbauliche Geschichtsstunde mit den nötigen düsteren Emotionen, die GRIFFON auf "De Repulica" zur Verfügung stellt, und das, wohlgemerkt, ohne klar definierten Lehrauftrag. Mit ihrer dritten Scheibe gehen die Franzosen in allen Belangen gleich mehrere Schritte nach vorne und schließen völlig problemlos zur Speerspitze der Bewegung im eigenen Land auf. Wirklich eine lohnenswerte, unterhaltsame Scheibe!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes