GRIM, THE - Sanctified
Mehr über Grim, The
- Genre:
- Symphonic / Gothic / Soundtrack / Elektro
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Dead End Exit Records / Rough Trade
- Release:
- 13.11.2015
- Down The Drain
- Autumn Lovers
- Purgatorical March
- Sin
- Saffire
- Black Requiem
- Like A Vampire
- The Sanctuary
- In My Dreams
- End Game
Horror-Soundtrack versus selbstzerstörerisches Songwriting.
Die Ingredienzien, die THE GRIM für das aktuelle Album verwendet, sind in dieser Kombination nicht zwingend handelsüblich. Ein klirrend frostiger Industrial-Rhythmus fegt schon in den ersten Takten von "Sanctified" über die Songs, etwas Horror-Atmosphäre verdichtet den Soundtrack-Gedanken hinter den zehn Songs, Elemente aus Gothic und Alternative Rock sorgen für eine gewisse Erdung, doch sobald sich etwas halbwegs Einprägsames manifestiert, zeigt die Band ihr destruktives Gesicht und reißt die Fragmente wieder auseinander. Es ist definitiv keine leicht verdauliche Kost, die THE GRIM auf den Teller bringt. Doch gerade in den Momenten, in denen der Zugang unmöglich erscheint, wird "Sanctified" erst interessant.
Es bleibt jedoch zu befürchten, dass die Band recht schnell harscher Kritik ausgesetzt sein wird, weil die Grenzen des klassischen Songwritings recht schnell ausgereizt werden. THE KOVENANT ist eine der wenigen Gruppen, die hier als Vergleich ein wenig standhalten können, doch die symphonischen Komponenten sind teilweise so überhängig, dass von der frostigen Beat-Maschine nicht mehr viel übrig bleibt. Hinzu kommt, dass bei THE GRIM viele progressive Züge zum Tragen kommen und man immer wieder dieses Horror-Movie-Etwas spürt, das davon absieht, die Scheibe nicht als Ganzes zu betrachten. Denn es ist ein Kunstwerk, ein Gesamtstück, etwas Verstörendes, dann aber auch wieder etwas Euphorisierendes, das die zehn neuen Stücke antreibt. Würde TOOL gemeinsam mit MARILYN MANSON in den Gothic-Kosmos abtauchen, womöglich würde dann eine Scheibe wie "Sanctified" entstehen. Würde man dann noch die sphärische Dichte einiger EVERGREY-Songs draufpacken, die Filmscore-Momente von NIGHTWISH einflechten und immer wieder betonen, dass auch Independent Rock ein wichtiger Bestandteil dieses Albums ist - ja, irgendwann wäre der Konsens vielleicht erreicht. Doch THE GRIM agiert abseits der Norm, scheut eben genau diesen Konsens und öffnet eine völlig neue Sparte, die ebenso sperrig wie spannend ist.
"Sanctified" ist folgerichtig keine dieser Scheiben, die man mal eben so nebenbei entdeckt und erforscht, geschweige denn, dass man sie inhaltlich auch in schnellster Zeit begreifen könnte. Aber je weiter dieser eigenwillige Bastard reift, desto intensiver ist eine langfristige Wirkung - und desto größter ist die Begeisterung, die man für dieses Meisterwerk empfindet. Freunde der düsteren Klänge, hier kommt mal etwas sensationell Anspruchsvolles, aber etwas wirklich Beeindruckendes.
Anspieltipps: Autumn Lovers, Black Requiem, The Sanctuary
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes