GROOVENOM - Wir müssen reden
Mehr über Groovenom
- Genre:
- NDH/Industrial
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Out Of Line
- Release:
- 29.03.2019
- Alter Freund
- Medizin
- Unter deiner Haut
- Grau
- Faust
- Du und Ich
- Lass mich los
- Nimm mich
- Mein Herz ist frei
- Nach Hause
- Taub
- Wir müssen reden
Ein bisschen Ernst muss sein
Es war das Jahr 2016, als eine Band namens GROOVENOM eine absolute Bombe zündete. Mit "Modern Death Pop" sorgten sie für einen schrillen, bunten, schwer definierbaren Szeneaufschrei, der Trance, harten Metal, Pop-Elemente so drückend miteinander vermixte, die sich eigentlich voneinander abstoßenden Substanzen vereinte und uns den Einheitsbrei vor den Latz knallte. Das war schon ein ordentliches Pfund, was Mr. Sanz und seine Kumpanen aus Dresden hier fabrizierten. Vor allem war es kaum vorhersehbar, womit die Jungs auf "Modern Death Pop" beim nächsten Song weitermachten. Und exakt dieses unvorhergesehene Element findet in "Wir müssen reden" seine absolute Krönung.
Wer glaubt, dass GROOVENOM dort weitermachen, wo die Band 2016 aufgehört hat, der irrt gewaltig. Und trotzdem lassen sich die Spuren, die die Jungs in sich tragen, kaum verwischen. Zunächst sind die Texte komplett auf Deutsch, was auf mich den Eindruck einer sehr bedachten, nachdenklichen und ernsten Attitüde macht. Und hört man sich die ersten Songs an, so wird dieser Eindruck auch durch die gesamte Atmosphäre bekräftigt. Bunt und schrill war gestern, nun deutet GROOVENOM auf den Ernst der Lage, singt mit erhobenem Zeigefinger über Schmerzen, Zerstörung und Tiefgang und präsentiert uns mit "Wir müssen reden" schlicht und ergreifend eine Platte, mit der wohl niemand gerechnet hat.
Es wird hart – die NDH- und der superbe Industrial-Einfluss lassen sich auf dem neusten Appetithappen kaum leugnen. Die Riffs wirken positiv kalt und ernst, die Texte unheimlich tiefgründig und persönlich, der Spaß scheint nun vorerst einmal vorbei. Es wird balladesk und schmerzerfüllt ('Nach Hause'), es wird hart und unbarmherzig, mit dem Finger in die Wunde legend ('Medizin', 'Lass mich los'). Insbesondere die Lyrics in 'Alter Freund' und dem Titeltrack verdunkeln zumindest für kurze Zeit das Tageslicht und erzeugen die einen oder anderen Wolken an einem eigentlich blauen Himmel. Das ist aber durch und durch positiv gemeint, darf man doch bei all dem Spaß und der Glückseligkeit nie den Blick auf das Gesamte verlieren. Speziell möchte ich euch hier auch auf die Kurzfilme zu den Songs 'Unter deiner Haut', 'Grau' und 'Du und ich', die eine bemerkenswerte Trilogie bilden, aufmerksam machen, die definitiv sehen- und hörenswert sind. Und zumindest mit 'Mein Herz ist frei' wird der alten "Modern Death Pop"-Zeit gefröhnt.
Was bleibt uns unterm Strich über "Wir müssen reden" zu sagen? Es ist eine schlicht und ergreifend tolle Platte, die ihrem Namen alle Ehre macht. Wer auf Friede, Freude und Tanz-Eierkuchen wie auf "Modern Death Pop" eingestellt war, wird sich hier erst einmal umgucken, aber spätestens nach dem zweiten, dritten Durchgang die wahre Bedeutung der neuen GROOVENOM-Scheibe erkennen: Es ist nicht immer alles schrill und bunt im Leben, ein ums andere Mal muss einem auch der Ernst der Lage klar und auf die unschönen, schmerzhaften Alltagsdinge hingedeutet werden. Ein Album mit hohem Mehrwert also, das zumindest bei mir noch lange haften bleiben wird.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp