GROOVYCIDE - The You And Whose Army (EP)
Mehr über Groovycide
- Genre:
- Rock
- Release:
- 30.11.2002
- Dear John
- Stay
- Help
- She's The One For Me
- One More Time
- Hello
Die aufgrund der britischen Außenpolitik immer mal wieder weit über die Welt verteilten Bandmitglieder der deutschstationierten, britischen Soldatenkapelle GROOVYCIDE machen geradlinigen, stark rhythmisch geprägten, doch melodischen Grooverock mit Punk, Heavy Rock und sogar einigen wenigen klassischen Rock'n'Roll-Einflüssen. Im Inlay entschuldigen sie sich für die aufgrund der o.g. Probleme eher mäßige Produktion, die ich persönlich dann allerdings als so furchtbar gar nicht empfunden habe (ich bin aber auch wahrlich kein HiFi-Junkie). Gitarre und Bass treiben gemeinsam mit ruhigem, drahtigem Verstärkerröhren schön kraftvoll nach vorne. Das Schlagzeug kommt angenehm erdig, doch etwas zu dumpf rüber (das fällt sogar mir auf). Der Gesang? Typische Rockstimme, würde ich sagen! Passt also wunderbar.
Die Single 'Dear John' ist auf gelassene Art emotional und hat eine eingängige Melodie mit leicht punkigem Flair: Ein mitsingtauglicher, simpler Song mit einem klassischen Hardrocksolo. Eng gestricktes Riffing und rau-melodischer Gesang ist auch in 'Stay' zu konstatieren, hier gepaart mit flinker Stop-Go-Rhythmik im eher zäh frontenden Refrain. Die parallel laufenden Gitarren in der Bridge lassen das Herz eines jeden 80er-Metal-Veteranen jedoch nur kurzzeitig höher schlagen; die Band bleibt sich selbst treu und beschränkt ihren in sich geschlossenen Sound auf einige wenige Griffe und kleine Gesten, klingt dabei aber zu professionell, groovig rockorientiert und traditionsbewusst, um noch als Punk durchgehen zu können. Wer meint, dass es gerade die kleinen Gesten sind, die in guter Musik zählen, braucht vermutlich nur dieses eine EP. Mit 'Help' verbeugen sich GROOVYCIDE auf charmant raubeinige Art vor den BEATLES, bevor mit 'She's The One For Me' ein mindestens ebenso ohrwurmiger, psychedelisch straighter (auch das soll's geben!) Rocker folgt. Spätestens hier dürfte ein gutes Drittel der potenziellen Hörerschaft vom ungekünstelten, eingängigen Retrosound in Feierstimmung versetzt worden sein und sich auf dem sonoren Verstärkerbrummen ein Spiegelei nach dem anderen braten, während sich ein anderes Drittel aus nur mühsam versteckter Langeweile ob des doch recht uniformen Stils freundlich verabschiedet hat und heute "mal früher ins Bett" gegangen ist. Der Rezensent vergibt, in diesem Dilemma gefangen, das wenig aussagekräftige, weil vom Leser ganz individuell mit Sinn zu füllende Prädikat "Partyalbum", und ist aus dem Schneider. So mag man 'One More Time' je nach persönlichem Geschmack und momentaner Stimmung mit gleichem Fug und Recht als genial unkomplizierte Hymne oder aber als Opas kalten Kaffee bezeichnen. Gut und energisch gespielt sind sämtliche Stücke jedoch so oder so. Fakt ist auch: Je öfter ich diesen Song höre, desto besser gefällt er mir. Die britische Fachpresse pflegt in ihren offiziellen Verlautbarungen derlei Klanggebilde gemeinhin immer noch als MOR (Middle of the Road) Rock zu bezeichnen, auch wenn die hier angesprochenen Straßen heutzutage eher leer gefegt sind. Ich befinde mich noch immer auf dem Hocker, in meinen alten Socken, und die EP für sympathisch sowie trotz des etwas zu einfach gestrickten, dafür aber tierisch groovenden Rausschmeißers 'Hello' als prima durchhörbar und empfehlenswert für alle Leute, die gerne SLADE hören. Für eben die haben GROOVYCIDE übrigens schon mal die Hilfstruppe abgeben dürfen und damit zweifellos in international vorderster Konzertfront gestanden. Auch MARILLIONs FISH haben sie bereits supportet.
Anspieltipps: Dear John, Help, One More Time
- Redakteur:
- Eike Schmitz