GRORR - Ddulden's Last Flight
Mehr über Grorr
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- ViciSolum Productions
- Release:
- 26.03.2021
- Ddulden Dreams Beyond The Peak
- Sky High
- Hit The Ground
- Sirens Call
- Ddulden Flies To His Fate
- Blackened Rain
- Newborn Whirlwind
- Last Flight
- Orang Lao (CD Bonus Track)
- The Painter (Vinyl Bonus Track)
Kurzer und kurzweiliger Ausflug ins Prog-/Djent-/Experimental-Wunderland
Die Musiker von GRORR sind Geschichtenerzähler. Jedes Album bewegt sich entlang eines Szenebuches, das noch vor dem musikalischen Schreibeprozess erstellt wird. Und während der letzte, 2014 erschienene Output "The Unknown Citizens" sich an einem sozialkritischen Gedicht des englischen Lyrikers W.H. Auden abarbeitete und musikalisch ziemlich sperrig und grimmig in der Landschaft stand, geht es auf dem Nachfolger "Ddulden's Last Flight" ungleich verspielter und fantasievoller zu.
Ideengebend für das neue Album sind nach Aussage der Band die Klassiker des Adventure-Kinos bzw. deren Soundtracks. Der seltsam anmutende Name des titelgebenden Helden wurde, ebenso wie die grobe Storyline, wohl einem unfertigen Filmskript entliehen. Eine schnelle Recherche liefert hierzu keinerlei Ergebnisse, doch letzten Endes ist es ohnehin die Musik von GRORR, die abermals Bände spricht: Komplex wie eh und je, diesmal allerdings abwechslungsreicher, luftiger, mit einer heiteren Melancholie ausgestattet, so schickt die Band ihren jungen Helden mit der Sehnsucht nach Abenteuern und den weiten des Himmels auf die Reise. Dabei wurden die harten metallischen Bestandteile im Sound deutlich reduziert, der Anteil orchestraler Instrumentierung sowie exotischer Weltmusikelemente hat hingegen zugenommen. Das einleitende Instrumental 'Ddulden Dreams Beyond The Peak' führt GRORR-Neulinge noch in die Irre; von Metal ist an dieser Stelle nichts zu hören: Eine aufgekratzte Sitar, Streicher und Percussions leiten das schwelgerische Unterfangen ein, ehe beim folgenden 'Sky High' verzerrte, djentige Gitarren, Schlagzeug und der grimmige Gesang die Szenerie betreten, weiterhin allerdings eingebettet in den facettenreichen Gesamtsound. Keine Spur vom gepressten gutturalen Gesang den wir von "The Unknown Citizens" kennen, keine ausufernden, sperrigen Gehirnverknoter – trotz gewahrter Komplexität fallen die Kompositionen auf "Ddulden's Last Flight" viel zugänglicher und kompakter aus.
Und vor allem finden sich auf dem 2021er Output von GRORR einige richtig gute Songs, die ebenso fordern wie sie hartnäckig im Ohr hängen bleiben, mit manch eingängigem Part, diversen Kniffligkeiten und durchweg überzeugenden Spannungsbögen. Nach kurzer Zeit vermisst man die Härte des Vorgängers nicht mehr, obwohl die djentigen Riffs immer wieder auftauchen dürfen, in ihrer Prägnanz vor allem gegen Ende sogar beinahe zu dominant eingesetzt werden. Es ist eine mitreißende, aufwühlende Reise, auf die uns die Franzosen gemeinsam mit ihrem jungen Helden mitnehmen – die, und damit wären wir beim einzigen großen Kritikpunkt, leider viel zu kurz ausgefallen ist. Acht Songs, davon zwei kurze Instrumentals, das reicht gerade so für eine gute halbe Stunde Spieldauer. Noch zwei, drei Stücke mehr vom Niveau solcher Granaten wie 'Sky High', 'Hit The Ground' oder 'Sirens Call', und GRORR hätte hier womöglich das Prog-/Metal-Album des Jahres vorgelegt! So bleibt bei aller Begeisterung über diese großartige musikalische Arbeit die Enttäuschung, dass "Ddulden's Last Flight" viel zu rasch zu Ende geht, und Dduldens Reise auch noch mit dem eher schwachen, weil etwas monoton hämmernden 'Last Flight' abschließt.
Doch die Begeisterung überwiegt, denn so kurz Dduldens letzter Flug auch ausgefallen ist, so fließend, so rund spielt sich das Geschehen vor unseren Ohren und geistigen Augen ab. Ein wunderbarer, ebenso anspruchsvoller wie unterhaltsamer Ausflug voller Kreativität und großen Gefühlen!
Anspieltipps: Sky High, Hit The Ground, Sirens Call
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause