GROTESQUE IMPALEMENT - Redeemed By Consumption
Mehr über Grotesque Impalement
- Genre:
- Brutal Death Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Release:
- 14.05.2008
- Redeemed by Consumption
- Crippled and Geared for Murder
- Ius Primae Noctis
- Paedophilophagus
- Inbotoxicated
- Intelligent Redesign
Grundsätzlich habe ich eine solide Skepsis gegenüber Kapellen, deren Namen man beim besten Willen nicht entziffern kann. Das ist bei GROTESQUE IMPALEMENT aus Karlsruhe der Fall, die könnten auch "Gallosche Cement" heißen, bei allem, was ich aus diesem Design-Unfall als Bandlogo so entziffern kann. Es leben die Seitenaufdrucke der CD-Inlays. Nun beruht meine Vorsicht aber nicht darauf, dass ich Angst habe, mich ob eventueller Lesedefizite zu blamieren, sondern weil solche Bands häufig einfach einen Härtegrad an den Tag legen, der in meinem Alter zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen kann.
Und was ist nun? Richtig, genau das ist hier auch der Fall. Das ist brutaler Death Metal, und damit im Prinzip ein Stil, mit dem ich mich schwer tue, nicht nur was die Organe betrifft. Umso erstaunlicher ist es, dass ich nicht umhin komme, diesem Silberling eine außergewöhnliche Klasse zu attestieren - und zwar nicht nur für diesen Extrem-Stil, sondern genre-übergreifend. Das Besondere ist nämlich, dass GROTESQUE IMPALEMENT instrumental einen Wahnsinn aufgenommen haben, der technisch irgendwo in der Schnittmenge zwischen späten DEATH, ATHEIST, ANACRUSIS und FALL OF TROY einzuordnen ist, die Kategorie, bei der man sich fragt, ob die Band das jemals wieder so hinkriegt. Abwechslungsreich bis zum Wiedererkennungs-GAU, so dass man eigentlich auch nach einem Dutzend Durchläufen immer noch neue Stücke zu entdecken vermag, springen die vier Badener herum wie ein Laubfrosch im Feuer und schießen brutale Stakkato-Riffs ab, ziehen einen kurzen Funk-Exkurs in meinem Lieblingsstück 'Inbotoxicated' durch, frickeln sich gediegen einen Knoten in die Saiten oder jazzen mal eben locker in die Brüllattacken.
Apropos Brüllattacken: Auch damit habe ich so meine Schwierigkeiten, nämlich immer dann, wenn man überhaupt kein Wort mehr verstehen kann. Dieses Problem bleibt auch bei "Redeemed By Consumption" bestehen. Der Gesang geht gar nicht. Wenn wunderbar feinfühlige Sätze wie "The Razorback welcomes this delicate feast" nach "böh böööh-bööh-böh bööh-bööh böh böhböhböh bööööh" klingen, ist das nicht mehr schön. Das ist auch der Grund, warum ich die Band musikalisch mit den obigen Beispielen verglichen habe, es gibt bestimmt bessere Vergleiche aus diesem Genre, nur kenne ich die nicht, weil bei Einsetzen des Geräusches am Mikro meine Lauschlappen im Plattenladen ein Veto an das Portemonnaie schicken. Ich bitte um Nachsicht, der Genre-Kenner wird dieses Werk auf jeden Fall haben müssen, wenn es schon jemanden so überzeugt, der eigentlich gar nicht Zielgruppe ist, denn euch richtigen Deathern da draußen wird Sebastian Knabs Extremgesang wahrscheinlich gut gefallen, auch wenn er für Normalsterbliche klingt wie ein Holländer mit chronischer Bronchitis, der im Gotthard-Tunnel seinen Stimmbruch durchlebt.
Und zugegeben, Herr Knab versucht sich in 'Paedophilophagus' sogar mal an "Grunz-Keif" und "Röhr-Schrei" statt monotonem Gurgeln, aber im Gesamteindruck macht das dennoch keinen entscheidenden Unterschied. Als Nicht-Deather fragt man sich, warum die fünf Karlsruher überhaupt Texte schreiben? Hört doch eh keiner. Da waren OBITUARY in ihrer Anfangsphase irgendwie konsequenter, wenn ich mich recht entsinne.
Die Scheibe enthält sechs Songs in 25 Minuten - und dabei nur Highlights, was die instrumentale Seite angeht. Ich glaube, wenn das ohne Gesang rüberkäme, wäre es ein Instrumental-Highlight 2008. Mit einem melodischen Sänger, der die Songs zusammenhalten und mit Wiedererkennungswert und ordentlichen Gesangsmelodien ausstatten würde, dürfte sich die internationale Frickelfraktion mal gehörig warm anziehen, da könnten GROTESQUE IMPALEMENT die nächsten CONTROL DENIED oder WATCHTOWER sein (mal 'ne kurze Frage nach Karlsruhe: habt ihr schon mal versucht, Alan Tecchio anzurufen?).
So bleibt als Fazit eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für die Fans von Brutal Death Metal, aber auch an alle, die ein Frickel-Meisterwerk trotz eines Aufnahmefehlers namens Gesang nicht verpassen wollen. Vielleicht können wir die Band animieren, für uns von der zehn-verschiedene-Noten-pro-Sekunde-Fraktion eine Karaoke-Version zum Download anzubieten? Wir singen dann selbst eine CAT STEVENS-Melodie dazu als Kontrast.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger