GRUBER, FRITZ - 1000 Mal gehört, 1000 Mal fast nix kapiert
Mehr über Gruber, Fritz
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Quinto
- Release:
- 04.04.2016
- Was Sie schon immer über englische Songtexte der 60er und 70er Jahre wissen wollten (aber nie zu fragen wagten)
Songtexte: Lyrik zwischen Stuss und Staunen.
Die 60er- und 70er-Jahre brachten für viele die Musik der Kindheit hervor, ja sogar, wenn man später geboren worden war, denn es gibt Klassiker, denen man einfach nicht ausweichen kann. Jeder von uns trällert dann munter mit und singt, mit mehr oder weniger großem Erfolg, je nach Textsicherheit, schön falsch alles nach, was von 'A Boy Named Sue' bis 'Yummy Yummy Yummy' so an Merkwürdigkeiten gedichtet worden ist. Dabei sind nicht alle lyrischen Ergüsse der Rockstars und Einwegsternchen immer ganz klar, und auch wenn man das Englische im Allgemeinen ordentlich im Griff hat, erschließen sich nicht alle Bedeutungen sofort. Oder überhaupt jemals. Aber das muss jetzt nicht mehr sein, denn Fritz Gruber, seines Zeichens ein großer Rockmusik-Fan der genannten Epoche und als Deutsch-Muttersprachler zusätzlich noch ein wirklicher Kenner der Englischen Sprache, hat sich mehrere hundert berühmte Lieder vorgenommen und versucht, die Stolpersteine und Hirnverzwirbler, die uns in den Texten widerfahren, zu entschlüsseln.
Dabei kamen Abschnitte heraus, die von wenigen Zeilen für 'Hit The Road Jack', bei der uns Gruber einfach die Bedeutung dieser Phrase erklärt, bis zu fünf Seiten für 'Stairway To Heaven', bei dem der Autor diversen Möglichkeiten Platz einräumt, nur um am Ende in seiner unnachahmlichen Art festzustellen, dass sich das Lied immer noch gerne der letzten Enträtselung verweigert. Dabei ist Fritz Gruber ein Füllhorn an Informationen, speziell über englische Slangausdrücke, kann aber auch mit interessanten Hintergrundinformationen aufwarten. Allein das wäre ein Grund, sich das Buch anzusehen und wahrscheinlich auch mit nach Hause zu nehmen, um es zum Nachschlagen im Regal stehen zu haben.
Doch jetzt kommt noch der amüsante Stil dazu, bei dem Gruber selbst banale Lieder und Zusammenhänge so ausdrückt, dass man auf jeder Seite schmunzelt, manchmal sogar lacht. So wird aus dem Buch nämlich auf einmal kein Nachschlagewerk, sondern ein unterhaltsamer Schmöker, den man nur deswegen unterbricht, weil man jetzt doch mal eben 'Give Peace A Chance', 'The Beast In Me', 'Black Dog' oder 'A Whiter Shade Of Pale' anhören muss, um zu wissen, ob das da wirklich so drinsteht. Und so wird "1000 Mal gehört, 1000 Mal fast nix kapiert" nämlich zu einer spannenden Reise durch über 300 Hits der beiden Dekaden und ihre linguistischen wie auch interpretatorischen Untiefen, die weit über das bloße Sammeln von Songfakten hinausgeht.
Am Ende des Buches gibt es nur einen wirklich traurigen Fakt: Man möchte dem Autor zurufen, er möge weitermachen, die Achtziger bieten doch auch genug Stoff für weitere Bände! Nur leider ist Fritz Gruber noch vor Erscheinen des Buches verstorben. Doch zumindest dieses eine brillante Werk hat er uns hinterlassen, und das ist eines, das man wieder und wieder zur Hand nehmen kann.
Erschienen ist das Buch übrigens im Quinto-Verlag, der sich eigentlich auf Kinder spezialisiert hat. Passend dazu ist das Buch auf der Homepage dann auch bei "Für Kinder ab 40" eingeordnet. Als einziges Nichtkinderbuch im Verlag muss jemand sehr überzeugt gewesen sein von "1000 Mal gehört, 1000 Mal fast nix kapiert", um es überhaupt zu verlegen. Mit Recht: Überzeug dich selbst und lies mal rein (geht bei Amazon oder im Buchladen deines Vertrauens), dann wirst du es kaufen.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger