GUINEAPIG - Parasite
Mehr über Guineapig
- Genre:
- Goregrind
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Spikerot Records
- Release:
- 10.06.2022
- Ocular Tormentor
- Mermaid In A Manhole
- City Of The Monkey God
- Taxidermia
- Urethra Candiru Terror
- Parasitic Protozoa
- Supreme Body Bizarre
- Saprophyte
- Liquefied
- Pandemic
- Zatypota
- Deformed Doppelganger
- Ocular Tormentor
Diese "Meersäula" sind fett – zumindest im Sound.
Und da war sie wieder, die schwäbische Lautsprache!
Ja, ich gestehe es ein: Hier griff ich wieder mal aufgrund des herrlichen Bandnamens zu. Mit Goregrind habe ich normalerweise wenig zu tun. Ich mag zwar die letzten beiden Alben von CARCASS sehr, die sind jedoch nicht mehr gänzlich dieser Stilistik zuzuordnen. Darüber hinaus bin ich überwiegend eher gemäßigten und alltäglicheren Formen des musikalischen Metalls gewogen.
Wenn man also eine Band hört, die ausufernd fette Riffs und Drumsounds produziert, deren Sänger klingt wie ein tollwütig brüllender Grizzly-Bär, dem ein halber Baum ins Hinterteil gerammt wurde und dem darüber hinaus noch ein bluttriefender, blubbernder Mixer im streng müffelnden Schlund steckt, dann können schon mal fragwürdige Bilder im Kopf entstehen. Heißt diese Band zudem noch GUINEAPIG, also "Meerschweinchen", nimmt das Kopfkino unter Umständen bedenkliche Züge an.
Beim Betrachten des herzallerliebsten Bandfotos auf dem Infoblatt der Plattenfirma musste ich aber doch vergnügt schmunzeln: Gestatten, ihr freundliches Krankenpfleger-Betriebstrio aus dem nächstgelegenen Kreiskrankenhaus! Da verschwanden die Bilder von umgekrempelten und massakrierten Meerschweinchen dann zum Glück ganz schnell wieder aus meiner Hirnrinde. Allererdings hatte ich nun den Kopf eines Bandmitglieds inklusive Topfschnitt und Schlafzimmerblick im Langzeitgedächtnis…
Der überragende Star des vorliegenden Albums ist, wie bereits angedeutet, der fette, wohlklingende und ausgewogene Sound! Die drei von Splatter-Filmen, medizinischen Experimenten und seltenen Krankheiten inspirierten Italiener hatten sich mit eben diesem Merkmal bereits auf ihrem 2014 erschienenen Debütalbum "Bacteria" in der Exteme-Metal-Szene einen guten Namen gemacht, spielten seither einige einschlägige Festivals wie Brutal Assault, Party.San oder Obscene Extreme und nahmen darüber hinaus an der "Gorecrusher"-Europatournee mit SPASM und GUTALAX teil.
Nach acht langen Jahren ist jetzt also der Nachfolger von "Bacteria" da und wurde "Parasite" getauft. Neben dem bemerkenswert die Bauchhöhle durchmassierenden Gesamtklang ist das meist schwerfällige, für diese Art von Metal nicht übermäßig flotte Tempo vieler Parts und Lieder erwähnenswert, das der Musik von GUINEAPIG eine enorme Durchschlagskraft verleiht. Atmosphärische, aber dezent eingesetzte Keyboard- und Elektrosounds gehören bei den Italienern ebenso dazu, wie der bereits erwähnte, manchmal gurgelnd verzerrte Gesang. Das mit dem Intro einer simultanen Übersetzung startende 'Taxidermia' ist eines der dynamischsten Stücke des Albums und fällt somit alleine wegen der Blastbeats an manchen Stellen etwas aus dem Rahmen.
Ansonsten regiert trotz technisch anspruchsvollen Instrumentierungen überwiegend eintönige, dampfwalzenartige Urgewalt die 13 Stücke und 34 Minuten des Albums. Damit komme ich grundsätzlich klar, leider fehlen mir dennoch in so gut wie allen Songs neben der im Übermaß vorhandenen wuchtigen Durchschlagskraft verfeinernde kompositorische Elemente, die im Gedächtnis hängenbleiben. Anders gesagt: Mir mangelt es hier einfach am Wiedererkennungswert, und damit meine ich nicht zwingend Melodien. "Parasite" klingt einfach zu gleichförmig, wie ein akustisch umgewandelter, tonnenschwerer Bleiteppich. Auch wenn die Schlagzeugarbeit von Giancarlo durchaus bemerkenswert ist, und Alessio am Bass, sowie Fra mit der Gitarre (beide Gesang) versiert an ihren Instrumenten sind, taugt die Musik der drei fett klingenden italienischen Meerschweinchen zum Beispiel nicht als Begleitung zum Workout, weil sie durch die klangliche Monotonie eher sediert denn antreibt, wie beispielsweise 'Urethra Candiru Terror' oder 'Pandemic'.
Positiv hervorheben möchte ich noch eine zuweilen durchschimmernde Ähnlichkeit zu den in Songs gefassten Abrissbirnen von BOLT THROWER, zum Beispiel in 'Liquefied'. Am Schluss von "Parasite" steht ein mit Trance-Sound ummantelter, im Kern dennoch grindgoriger Rausschmeißer, der genauso heißt wie der erste Song des Albums, nämlich 'Occular Tormentor'. Nennt man das dann Electro-Grind? Oder Dance-Goregrind?
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timo Reiser