GUNFIRE - Thunder Of War
Mehr über Gunfire
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Battle Cry
- Release:
- 29.11.2004
- The King's Amulet
- A Vision In Starlight
- Deceiver
- Gunfire
- Thunder Of War
- The Fight For The Truth
- I Shall Return
- Sailing Through The Gates Of The World
- Livin' In Sin
- Heavens Of Mars
- Twilight Of The Gods
- Hard Steel (EP-Version)
- Thunder Of War (EP-Version)
- Gunfire (EP-Version)
- Wings Of Death (EP-Version)
In Italien scheinen GUNFIRE durchaus Legendenstatus zu besitzen, waren sie doch eine der ältesten traditionellen Metalbands des Landes. Ich dagegen machte beim "Keep It True"-Festival 2003 erstmals Bekanntschaft mit den Mannen um den charismatischen Sänger Roberto Borrelli alias Robert Drake, und ich muss sagen, dass mir die Band damals live wirklich sehr gut gefallen hat.
Man fing 1984 an gemeinsam zu musizieren, veröffentlichte 1985 eine EP, die in Italien damals frenetisch bejubelt wurde, aber scheinbar ansonsten ein wenig unterging. Kurz darauf löste sich die Band auf, um erst 2002 mit einem Demo namens "The Fire Still Burns" zurückzukehren. Mit Ausnahme des Drummers und eines neu hinzugekommenen zweiten Gitarristen ist das Line-up noch immer dasselbe, das 1985 die EP aufnahm.
Nun liegt mit "Thunder Of War" das erste vollständige Album der Italiener vor, das zugleich die erste Veröffentlichung des neugegründeten schwäbischen Labels Battle Cry ist. Darauf befinden sich neue Versionen der vier Songs vom Demo, zwei neu eingespielte Tracks von der EP und fünf komplett neue Stücke. Als besonderes Schmankerl gibt's dann sogar noch die Originalversionen der vier Stücke vom Debüt, so dass die Scheibe dem Sammler die Möglichkeit gibt, auf einen Streich das komplette Backprogramm von GUNFIRE zu erwerben. Der direkte Vergleich der alten und neuen Stücke zeigt, dass der Sound in den 80ern zwar noch rumpeliger war, dafür aber die Songs ein wenig spontaner und frischer wirkten. Bemerkenswert ist, dass Robertos Stimme im Laufe der Jahre nicht gelitten hat. Im Gegenteil, er singt heute sogar klarer, dafür aber ein bisschen weniger aggressiv.
Musikalisch machen GUNFIRE einfach soliden Heavy Metal, genau wie er in den 80ern gespielt wurde. Dabei fühlt man sich mal an IRON MAIDEN, mal an ganz alte JAG PANZER und bisweilen auch an den stampfenderen Sound einiger teutonischer Bands erinnert, wofür 'Thunder Of War' ein sehr schönes Beispiel ist. In erster Linie orientieren sich die Herren jedoch am eigenen Frühwerk und versuchen nicht, irgendjemanden zu kopieren. Robertos Gesang ist auf vorliegendem Album wirklich ohne Fehl und Tadel, zumeist ziemlich hoch, aber für meinen Geschmack nie nervend. Im Gegenteil, ich finde, dass er mit sehr viel Gefühl singt und bei Songs wie dem langsamen Epic 'The Fight For The Truth' ein paar sehr bemerkenswerte Hooklines abliefert. Auch die sehr melodische Gitarrenarbeit von Lord Black Cat (alias Fabio Allegretto) und Neuzugang Luca Calò ist aller Ehren wert. Mit 'I Shall Return' gibt's auch eine ziemlich starke Halbballade, bei der mich Robertos Gesang und das Songwriting ein kleines bisschen an SAXON erinnern. 'Livin' In Sin' ist dagegen ein sehr eingängiger Rocker mit einer coolen Synth-Passage. Mein Lieblingsstück auf der Scheibe ist aber ganz klar der Upspeed-Ohrwurm 'Deceiver'.
Im Endeffekt lässt sich gegen die neue GUNFIRE eigentlich fast nichts einwenden. Der Sound ist sehr gut, man hat ein paar echt starke Songs abgeliefert, kann mit einem sehr guten, durchaus eigenständigen Sänger aufwarten und gibt sich auch instrumental keine Blöße. Ich hab zwar auch schon schlechtere Kritiken gehört, die kann ich aber eigentlich nicht nachvollziehen. Sicher ist nicht jeder Song ein Ohrwurm oder absoluter Hit, aber welche Band schafft das heutzutage noch? Sicher sind GUNFIRE gewissermaßen altmodisch, aber ich finde, sie haben noch immer mehr Ausstrahlung, Individualität und auch besseres Songmaterial als ein großer Teil der Newcomer in dieser Stilrichtung.
War die Reunion von GUNFIRE also notwendig oder überflüssig? Nun ja, neue Impulse gibt sie der Metalwelt wohl eher nicht, aber das wird ja auch niemand erwartet haben. Alte Anhänger der Band und auch junge Fans des Undergrounds der 80er dürfen sich aber freuen, da GUNFIRE ihrem Ruf gerecht werden und weit mehr als nur ein Schatten ihres früheren Selbst sind.
Anspieltipps: Deceiver, Fight For The Truth, Thunder Of War
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle