GWAR - Live From Mt. Fuji
Mehr über Gwar
- Genre:
- Trash Metal
- Label:
- DRT Entertainment
- Release:
- 11.07.2005
- Salaminizer
- Krosstika
- Bring Back The Bomb
- Ham On The Bone
- Immortal Corruptor
- Womb With A View
- Have You Seen Me?
- Horror of Yig
- Crush, Kill, Destroy
- Crack in the Egg
- Reaganator
- Bonesnapper
- Sick of You
- Bilesdriver
Die Erfinder des Maskenmetal sind zurück!
Dieses angeblich im Jahre 2007 unter apokalyptischen Bedingungen live aufgenomme Album bietet einige Mitschnitte in bedenklicher Tonqualität. Breiige Bässe, eine zugequollene Dynamik und die mehr oder weniger mit stumpfen Riffs überfrachteten Songs tun gemeinsam ihr Bestes, den Ruf von GWAR als schlammschleimigster Beulenpestplage der Metalwelt unter Beweis zu stellen. »This isn't a fuckin' rock 'n' roll show. This is a war!« ertönt die erste Ansage in breitestem Arnie-Englisch, und schon die ersten Töne des Albums machen die Richtung klar, in die die ganze Chose von nun an gehetzt, getrieben, geknüppelt und gestampft werden wird: abwärts.
In Sachen ebenso energetischer wie psychopathischer, machohafter und dreckig verhackstückter Minimalriffs auf Dauerfeuer dürften GWAR als Band mit Plattenvertrag nahezu allein auf weiter Flur stehen; die genauen Gründe dafür lassen wir mal dahingestellt ... Ihre hassparadenartige Mischung aus Thrash, Death, Speed und Sludge Metal ist vor allem eins: gewöhnungsbedürftig. Der eitrige Klang von "Live From Mt. Fuji" kommt so brachial, brutal und ekelhaft dumpf daher, als wären GWAR während der Aufnahme mit dem Schützenpanzer durchs Publikum gepflügt, und als hätten sich dabei auch so einige Bröckchen in den Mikrofonen verfangen.
Schön ist diese Musik wahrlich nicht, und das will sie auch gar nicht sein. Egal, wie leise man die Anlage stellt, wird sie immer noch vor allem eins sein: laut. Wer schon immer geahnt hat, dass empfundene Lautstärke sich nicht in Phon messen lässt, wird diese Vermutung hier aufs Drastische bestätigt finden. Bloß, anhören kann man sich das kaum. Um dem noch etwas abgewinnen zu können, muss man wohl selbst einmal auf einem entsprechenden Konzert gewesen sein - und es zu allem Überfluss auch noch genossen haben. Alle anderen lassen besser die Finger davon.
Ein weiterer Haken ist, dass das ganze pubertäre und allenfalls für fundamentalreligiöse Fanatiker und U.S.-Überpatrioten noch provokante Zwischengelaber und verdorbene Rockshowgehabe auf Platte noch unwitziger rüberkommt, als es auf der Bühne wohl ohnehinschon war.
Kommen wir zu den Highlights:
Der Opener der Show, 'Salaminizer', fährt eine Art Psychobilly im Metal-Vehikel schnell, hektisch und wuchtig gegen die Wand: Ziemlich kaputte Riffs, ziemlich kranke Vocals und jede Menge Bassdrum- und Becken-Gedengel geben ordentlich Gas. Mit fünf Stücken vom letzten Studioalbum "War Party" ist dieses hier nahezu zur Hälfte live präsent. Wer sich also mit dem Gedanken trägt, GWAR kennen zu lernen, mag vielleicht erst einmal reinschnuppern und auf bessere Klangqualität hoffen: 'Krosstika' zum Beispiel bietet groovigen Death Metal amerikanischer Prägung; straightes Songwriting, gemäßigte Grunts und ordentlich Bums. Der Sound quillt hier allerdings recht matschig aus den Boxen. Wer auf reine Brachialgewalt steht, wird ihn trotzdem mögen, vor allem das frenetische Finale. Ein zynischer Aufruf zur Vernichtung der Menschheit durch nuklearen Holocaust. 'Womb With A View' dagegen, obschon vom gleichen Album, ist ein mächtig rhythmischer Nackenbrecher mit Ekeltext, der allerdings über weite Teile wieder recht stupide voranbolzt. Sein derbe verzerrtes Oldschool-Solo kann sich dagegen hören lassen. 'Horror Of Yig' ragt als einer der wenigen Songs noch aus dem sonstigen Gebolze heraus. Mit gewitterartiger Stimmung und rhythmischer Vertracktheit kann er sich vom übrigen Geschrote absetzen. Die teils recht schrille Gitarrenarbeit wird nicht jedermanns Sache sein, ich persönlich finde sie gar nicht so übel.
Sonst ist eher Durchschnittsware angesagt:
Schneller Thrash/Death mit 'Bring Back The Bomb'; in Schlagzeugsperrfeuer untergehende simple Gitarrenarbeit bei 'Ham On The Bone'; Heavy, Thrash und fette Blastparts ('Immortal Corruptor'); klassischer Thrash/Speed Metal ('Crush, Kill, Destroy') - dazwischen bewegt sich auch der Rest, mal mehr, mal weniger uninspiriert.
'Crack In The Egg' weist noch einige Hardcore-Einflüsse auf, 'Sick Of You' eine kraftlose cheesy Bridge, die für einen Moment der Ruhe sorgt. Besonders peinlich aber ist der miserable Jazz'n'Roll-Versuch 'Have You Seen Me?' GWAR sind einfach nicht FRANK ZAPPA.
Repräsentativer Eindruck: Salaminizer, Womb With A View, Horror of Yig, Crack In The Egg, Biledriver.
- Redakteur:
- Eike Schmitz