GWYDION - Ynis Mön
Mehr über Gwydion
- Genre:
- Epic Viking Black Metal
- Label:
- Trollzorn/Soulfood
- Release:
- 08.02.2008
- ...Arrival (Intro)
- Rebirth
- Viking's Horned Parody
- Spirals
- Inquisition Queries
- Descendent Of Don
- The Trickster Of Ragnarök
- Turning Of The Wheel
Viking und Black Metal, das sind musikalische Stilrichtungen, die man wohl am ehesten mit Skandinavien, finnischen Wäldern oder norwegisch-kargen Bergen verbindet. Aber es geht auch anders. GWYDION, die knüppelnden Helden des vorliegenden Werkes lassen ihrer Kreativität unter dem mediterranen Himmel Portugals freien Lauf. Und scheinbar bedarf es tatsächlich nicht winterlich kühlen Klimas der Finsternis, um genretypisch Ansprechendes zu schaffen.
Auf ihrem ersten Full-length-Album, das die Portugiesen nach rund zwölfjähriger Arbeit im verborgenen Probenkeller und einigen eigenproduzierten Demowerken vorlegen, präsentieren sie einschließlich Intro acht schmissige Stücke, die eine Mischung aus folkloristisch angehauchtem Humppa-Metal und Black-Metal-Gesangsparts darstellen. Dabei muss wohl nicht erwähnt werden, dass GWYDION mit ihren Kompositionen das Rad nicht neu erfinden, sondern sich eben auf den aktuell immer noch wie geschmiert fahrenden Zug à la FINNTROLL und ENSIFERUM draufsetzen. Das mindert aber durchaus nicht den Spaß beim Zuhören, liegt doch sicherlich eine gravierende Stärke der sechsköpfigen Combo darin, mit angezogenem Tempo eingängige Melodien von prickelnder Dramatik zu erschaffen. Im Vordergrund stehen hierbei jeweils die Klänge vom Akkordeon, die dem finsteren Gegrowle von Sänger Ruben Almeida die nötige Portion Partylaune beimischen.
Das Intro unter dem Titel 'Arrival' regt mit einer nicht eindeutigen Geräuschkulisse die Phantasie des Hörers an. Unzweifelhaft wird hier mit Assoziationen der ländlich geprägten Welt der Wikinger gespielt. Naturgeräusche, das Quietschen und Klappern eines Holzgatters. Wer weiß, was er hier in den CD-Player geworfen hat, vor dessen innerem Auge wird schon das richtige Setting für die folgenden Songs entstehen. 'Rebirth' legt dann gleich etwas zünftiger los: Zähflüssiges Tempo, aber schwere Gitarren und ein vibrierender Bass treiben hier die Vocals voran, die ein wenig an Shagrath von DIMMU BORGIR denken lassen. Das hört aber spätestens mit Eintreten des Akkordeons auf, das dem Song zwischenzeitlich eine gewisse Leichtigkeit verleiht. 'Viking's Horned Parody' spielt einleitend wiederum mit den Assoziationen des Rezipienten. Schlachtengetümmel und -rufe sind zu hören, bevor sich dann eine tanzbare Hymne voller Eingängigkeit entfaltet. 'Spirals' bietet dann wieder eher blackmetallische Versatzstücke. Das Stück ist weniger von einer abwechslungsreichen Melodie denn durch penetrante Eindringlichkeit geprägt, die irgendwann in einen markerschütternden Schrei mündet. Etwas zu verbessern wäre hier der Sound des Keyboards, das aus irgendeinem Grunde etwas blechern, ja, ein bisschen nach Zirkus Krone klingt. Dieser Eindruck setzt sich beim folgenden 'Inquisition Queries' zum Glück nicht fort. Zwar lässt hier ebenfalls ein psychotischer Frauenschrei das Gruseln hochkommen, dann entwickelt sich der Song aber zu einer interessanten Mischung aus Black- und Viking-Elementen, die in einem geradezu rotzigen Gitarrensolo gipfeln. Bei 'Descendent Of Don' fällt noch einmal auf, mit welcher Kompositionskraft es GWYDION fertig bringen, große Melodien in die Gehörgänge zu jagen.
Vermutlich ist es das, was die Qualität einer Band heute ausmacht, in einer Zeit, in der es schwer fällt, mit neuen stilistischen Ideen aufzuwarten. Die portugiesischen Wikinger sollten auf jeden Fall am Ball bleiben und nach all den mühevollen Jahren in relativer Verborgenheit zusehen, dass sie bald einmal europäische Festivalbühnen bereichern. Es wird sich sicher lohnen.
Anspieltipps: Viking's Horned Parody, Turning Of The Wheel
- Redakteur:
- Erika Becker