HACKETT, STEVE - Original Album Collection
Mehr über Hackett, Steve
- Genre:
- (Prog) Rock
- Label:
- InsideOut/Sony
- Release:
- 02.09.2016
- Till We Have Faces
- Guitar Noir
- Darktown
- To Watch The Storms
- Wild Orchids
Limitierte 5-CD-Box von Steve Hackett zum Schnäppchenpreis - Geiz ist geil!?
Man mag zu CD-Boxen stehen wie man will, aber für diejenigen, die noch nicht im Besitz der Originale sind und die keinen besonderen Wert auf viel Drumherum legen, ist die "Original Album Collection" von Sony Music ein Segen. Wie sonst lässt sich in den Besitz von fünf Silberlingen zum Preis von einem kommen, ohne irgendwelche Abstriche im Sound zu machen? Und die schmalen Cardsleeves, die wir von der schreibenden Zunft von Promos nur zu gut kennen, erfüllen zumindest eine Schutz- und Informationsfunktion, indem sie Front- und Backcover farbig abbilden.
Da das Prog-Label InsideOut von Sony vertrieben wird, kommen nun auch Progger in den Genuss eines solchen Schnäppchenkaufs. In diesem Fall wurden fünf Soloalben von Steve Hackett in einem Paket geschnürt, deren Veröffentlichung sich über 20 Jahre zog und somit einen punktuellen, aber nicht unbedingt repräsentativen Querschnitt vom Schaffenswerk des äußerst produktiven ehemaligen GENESIS-Gitarristen liefert.
Den Anfang macht "Till We Have Faces" (1984) und damit eines der eher schwächeren Werke von Mr. Hackett, der damals mit einer Brasilianerin liiert war und sich in den Kopf gesetzt hatte, südamerikanische Rhythmen in seinen Sound zu integrieren. Leider ging dieser Versuch etwas nach hinten los, denn die ausschweifenden Percussionparts wollen nicht wirklich zu Steves Gitarrenspiel und Nick Magus' Synthies passen, zumal Hacketts Faible für fernöstliche Sounds wiederum in eine ganz andere Richtung geht. Das Experiment war also eher misslungen...
...im Gegensatz zu "Guitar Noir" (1993), das fast ein Jahrzehnt später aufgenommen wurde und den Meister sowohl kompositorisch als auch spieltechnisch in brillanter Form präsentiert. Hier gelingt es Steve, seine vielen Einflüsse unter einen Hut zu bekommen, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Die Scheibe bietet vom eröffnenden Instrumental 'Sierra Quemada', über die wunderschöne Akustikballade 'There Are Many Sides' bis zum abgedrehten 'Vampire With A Healthy Appetite' alles, was das Hackett-Herz begehrt.
Ähnlich abwechslungsreich geht es bei "Darktown" (1999) zu, welches gerade noch vor der Jahrtausendwende veröffentlicht wurde. Egal ob der Laser beim treibenden, mit einer Monsterbassline ausgestatteten Opener 'Omega Metallicus' ansetzt, in der Mitte ein wunderschönes Flötensolo bei 'Dreaming With Open Eyes' findet oder sich durch den achtminütigen Rausschmeißer 'In Memoriam' pflügt, dieses Album wartet mit etlichen Überraschungsmomenten auf und macht einfach Spaß. Das düstere Cover und der Titel sind also keinesfalls Programm.
Vier Jahre später kommt der "Darktown"-Nachfolger "To Watch The Storms" (2003) auf den Markt, der Steve samt Band in ähnlich guter Form präsentiert. Dies mag daran liegen, dass sie in dieser Besetzung länger auf Tour und entsprechend gut aufeinander eingespielt waren. Der Stilmix ist ähnlich ausgeprägt und man hört einige Anleihen bei GENESIS, KING CRIMSON ('Mechanical Bride') und sich selbst heraus. Anspieltipps: Das Ethno-Spektakel 'The Silk Road' und die abschließende Ballade 'Serpentine Song', bei dem Steve von seinem Bruder John auf der Flöte begleitet wird.
Den Abschluss dieser - bis auf "Till We Have Faces" - äußerst gelungenen Box bildet "Wild Orchids" (2006), welches gerne als "To Watch The Storms"-Teil 2 bezeichnet wird. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Hackett endgültig seinen Stil gefunden zu haben scheint, was sich zwangsläufig in einer Reihe von Selbstzitaten und Ähnlichkeiten zu den o.g. Alben offenbart. Dies schmälert die Klasse von "Wild Orchids" jedoch keineswegs und mit dem Dylan-Cover 'Man In The Long Black Coat' ist Steve sogar eine faustdicke Überraschung gelungen.
Insgesamt also eine rundum gelungene Sache, diese Box. Allerdings sollte man sich vergegenwärtigen, dass fast alle dieser Alben auch als Special Editions, mit einer Reihe hervorragender Bonustracks erschienen sind. Es wäre toll gewesen, diese auch hier zu inkludieren, vielleicht sogar auf einer Bonus-CD (und dafür "Till We Have Faces" wegzulassen). Aber wie wir alle wissen, gibt es die "Eier legende Wollmilchsau" nun mal nicht, schon gar nicht zu diesem Preis.
- Redakteur:
- Alexander Fähnrich