HACKETT, STEVE - The Circus And The Nightwhale
Mehr über Hackett, Steve
- Genre:
- Prog Rock / Art Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- InsideOut Music
- Release:
- 16.02.2024
- People Of The Smoke
- These Passing Clouds
- Taking You Down
- Found And Lost
- Enter The Ring
- Get Me Out
- Ghost Moon And Living Love
- Circo Inferno
- Breakout
- All At Sea
- Into The Nightwhale
- Wherever You Are
- White Dove
Ganz tolles Konzeptalbum des Prog-Gitarrenmeisters.
Es ist schon beachtlich, was STEVE HACKETT für ein Arbeitspensum vorlegt. Während seine ehemalige Band GENESIS schon seit Jahren keine neuen Alben mehr produziert und sich kürzlich endgültig in den Ruhestand verabschiedet hat, produziert der Gitarrist, der Tony Banks und Co. bereits 1977 nach dem Album "Wind & Wuthering" den Rücken kehrte, weiterhin fleißig neue Musik und legt dieser Tage mit "The Circus And The Nightwhale" das 30. (!!) Album seiner Solo-Karriere vor. Musikalisch ist der Brite dabei den GENESIS-Wurzeln immer treu geblieben, denn wo seine ehmaligen Kollegen später zu Popstar-Ruhm aufstiegen, frönt Mr. Hackett weiterhin den proggigen Tönen und zelebriert auch auf der Bühne gerne die Klassiker aus den Prog-Jahren von GENESIS.
Inbesondere die Jubliäumstour zum Konzeptalbum "The Lamb Lies Down On Broadway", das Steve zuletzt in den USA in Teilen aufführte, scheint dabei seine Spuren hinterlassen zu haben. "The Circus And The Nightwhale" wird ebenfalls von einem lyrischen Konzept geprägt, das sich um das Erwachsenwerden und insbesondere die junge Figur Travla dreht, die in einer teils realitätsnahen, teils aber auch fiktionalen Welt ihre Geschichte erlebt. Laut dem Maestro selbst hat die Handlung übrigens auch autobiografische Züge und thematisiert Dinge, die Steve schon lange einmal zu Papier bringen wollte. Dass dabei durchaus die Vorliebe für abstraktere Thematiken der ehemaligen Hauptband durchschimmert, macht sich nicht nur am bereits eigenartigen Titel bemerkbar, sondern spiegelt sich auch im eigentümlichen Artwork wider, das von Denise Marsh umgesetzt wurde.
Auch musikalisch sind die Parallelen zum GENESIS-Frühwerk nicht von der Hand zu weisen, das macht schon der Opener 'People Of The Smoke' in wenigen Sekunden klar. Natürlich verschließt sich Hackett mit seinen diversen Gastmusikern dabei auch nicht vor modernen Einflüssen und gerade der sehr starke Einsatz von Orchester-Versatzstücken gefällt mir unheimlich gut, doch mit seinem szenenhaften Aufbau, den teils doch recht abrupten musikalischen Richtungswechseln und den starken Gesangsarrangements muss man hier auch unweigerlich an die Gabriel-Ära der britischen Prog-Urgesteinen denken. Was für ein grandioser Gitarrist Hackett ist, bekommt man dagegen anschließend bei 'These Passing Clouds' zu hören, bei dem sich der Brite förmlich die Seele aus dem Leib spielt. Einfach grandios. Übrigens eine Einschätzung, die sich so auch auf das übrige Album übertragen lässt, das einen mit zunehmender Spielzeit immer mehr in seinen Bann zieht. Einzelne Anspieltipps herauszugreifen fällt aber natürlich schwer, was sich für ein gutes Konzeptalbum aber auch so gehört, werden solche Werke doch zumeist am besten am Stück und mit Ruhe genossen. Selbiges würde ich euch auch im Falle von "The Circus And The Nightwhale" empfehlen, doch wenn ihr euch nur schnelle einen Eindruck von der musikalischen Klasse machen wollt, mit der hier agiert wird, dürften euch der bereits erwähnte Opener und auch 'Taking You Down' den besten Einstieg liefern. Natürlich sollten aber auch die Leistungen der einzelnen Musiker nicht unerwähnt bleiben, denn neben der sagenhaften Gitarre vom Maestro sind es vor allem die beiden Stimmen von Nad Sylvan und Amanda Lehmann, die mir ein ums andere Mal die Gänsehaut auf den Nacken treiben.
Für alteingesessene GENESIS-Fans, die noch immer den Alben bis "Trick Of The Tail" nachhängen, präsentiert "The Circus And The Nightwhale" damit hervorrangedes Futter, das unbedingt einmal angetestet werden sollte. Auf eine reine Kopie der Originale solltet ihr euch dabei aber nicht einstellen, denn auch wenn Mr. Hackett heuer viel der Magie der Siebziger heraufbeschwört, ist sein neuestes Album eben gleichzeitig auch modern und rockig genug interpretiert, um keinesfalls wie ein reiner Tribut an die Vergangenheit verstanden zu werden, sondern transportiert den Art Rock und Prog Rock vergangener Dekaden gekonnt in die Neuzeit.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs