HAGGARD - Eppur Si Muove
Mehr über Haggard
- Genre:
- Klassik-Metal
- Label:
- Drakkar
- Release:
- 26.04.2004
- All´inizio E La Morte
- Menuetto In Fa Minore
- Per Aspera Ad Astra
- Of A Might Divine
- Gavotta In Si Minore
- Herr Mannelig
- The Observer
- Eppur Si Muove
- Larghetto / Epilogo Adagio
- Herr Mannelig (Short Version)
Als HAGGARD im Jahre 1991 als reine Death-Metal-Band begannen, konnte wohl noch niemand absehen, dass sich die Band zu der wohl authentischsten "Klassik meets Metal"-Formation der gesamten Szene entwickeln würde. Dabei stieß das mittlerweile auf stattliche zwanzig Leute angewachsene Mini-Orchester bei Kritikern nicht immer auf die verdiente Gegenliebe und auch die wenigen Möglichkeiten eines Live-Auftritts wurden HAGGARD oft vermiest; man denke nur einmal an den verkorksten Wacken-Auftritt vor einigen Jahren.
Und trotzdem: HAGGARD haben sich über all die Jahre nicht unterkriegen lassen und präsentieren nun mit "Eppur Si Muove" ihr nächstes Werk, welches sich erneut mit einem historischen Thema beschäftigt und so die Tradition der vergangenen Alben fortsetzt. Diesmal befasst sich die Gruppe mit dem italienischen Philosophen und Naturforscher Galileo Galilei, einer tragischen Figur, die für ihre Behauptung, die Erde würde sich um die Sonne drehen und nicht umgekehrt, von der Kirche verurteilt wurde, da diese These nicht der göttlichen Wahrheit entsprach. Welch gewichtige Feststellung Galileo Galilei damals machte, wurde leider erst viel zu spät klar. Grund genug also, dem Mann ein ganzes Album zu gönnen, um den historischen Wert seiner Aussagen zu würdigen.
Wir wollen uns aber im Weiteren auf den musikalischen Inhalt von "Eppur Si Muove" konzentrieren und der hat es wiederum in sich. HAGGARD haben sich sehr stark weiterentwickelt und dabei die Death-Metal-Roots immer weiter in den Hintergrund gedrängt, so dass nur noch relativ wenig Raum für heftige Gitarreneruptionen bleibt. Auch die Grunts sind nicht mehr so flächendeckend vertreten und vielerorts den weiterhin ausgeprägten weiblichen Operngesängen gewichen, die hier fast die Hälfte der gesungenen Passagen übernehmen.
Instrumental gibt es natürlich wieder das volle Programm: Geigen, Bratschen, Oboen, Hörner, Klarinetten und neuerdings auch einen Flügel hat man in den Sound von "Eppur Si Muove" eingefügt, jedoch niemals überladen eingesetzt, sondern immer dem jeweilgen Song bzw. der jeweiligen Atmosphäre angepasst.
Besonders gut sind dabei die ruhigen Stellen gelungen, bei denen die Streicher eine herrliche Stimmung erzeugen und einen langsam in den Song einführen, wie zum Beispiel beim verträumten `Of A Might Divine´ oder beim tollen `The Observer´, welches später dann in einen recht metallischen Part übergeht.
Auch das alte Volkslied `Herr Mannelig´ (welches aus unerfindlichen Gründen auch in einer kürzeren Version enthalten ist) haben HAGGARD wirklich atemberaubend umgesetzt, meiner Meinung nach sogar noch einen ganzen Tick besser als IN EXTREMO dies getan hatten.
Zuletzt wären da natürlich noch die etwas heftigeren Kompositionen, bei denen auch die Gitarren mal richtig zur Geltung kommen, wie etwa das überlange Titelstück, welches zweifelsohne eines der vielen Highlights der bisherigen Bandgeschichte ist.
Man setzt also auch auf "Eppur Si Muove" auf Abwechslung und schafft es dabei von der ersten bis zur letzten Minute durch opulente Songstrukturen, packende Gesänge und natürlich die unheimliche Detailverliebtheit zu überzeugen. Zwar ist das Endresultat nicht mehr so richtig `Metal´ wie es Puristen gerne sehen würden, jedoch sollte man spätestens bei diesem schlichtweg genialen Album verstehen, dass es sich bei HAGGARD um höhere Kunst handelt, die weit über die Grenzen der harten Musik hinausgeht, aber nicht zuletzt deswegen so hochgradig spannend ist.
"Eppur Si Muove" ist eine Platte, die für all diejenigen interessant sein sollte, die mal gerne über den Tellerrand des klassischen Metals hinausschauen wollen, ohne dabei irgendwelche Extreme vermissen zu müssen. In dieser Hinsicht waren HAGGARD vielen Bands schon immer ein Stück voraus und schaffen es mit ihrem insgesamt dritten Studio-Silberling, ihre Stellung als eine der außergewöhnlichsten und innovativsten Gruppen der gesamten Szene weiter auszubauen. Dafür gibt es nicht nur lautstarken Beifall meinerseits, sondern auch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für jeden toleranten Hörer härterer Musik.
Anspieltipps: All`inizio E La Morte, Of A Might Divine, Eppur Si Muove, Herr Mannelig
- Redakteur:
- Björn Backes