HAGRA - Tales From The Unexpected
Mehr über Hagra
- Genre:
- Progressive / Melodic Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rob Mules Records
- Release:
- 04.12.2020
- Mother May I
- Vampirates
- Ghost (In The Engine)
- Hope
- Anywhere
- Don't Hand Me Over
- Sins in Sevens
- Innocence
- Bleeding Forgetmenots
- Nothing
- My Son
So unterhaltsam kann Prog Metal sein!
Der Name dieser bis dato noch völlig unbekannten, norwegischen Formation geht offenbar auf die beiden Gründer zurück. Schließlich wurde das Unternehmen vor knapp vier Jahren von einem Sänger namens Roger Hagen und dem Multiinstrumentalist Tommy Granli aus der Taufe gehoben. Zweitgenannter ist (war?) auch noch bei der Prog-Metal-Truppe DIMENSION ACT tätig und hat noch einige weitere Band- und Projektbeteiligungen in der Bio stehen.
Eine davon nannte sich DALE, und war in melodischen Gefilden unterwegs. "Screaming For Silence", das erste und einzige Album dieser Truppe erhielt nicht zuletzt, weil darauf der unvergessene Tony Mills den Posten am Mikro übernommen hatte, auch einiges an positivem Feedback. Der seinerzeitige Bandleader Lasse Dale ist, als einer von mehreren Gastmusikern (die zum Großteil dem Umfeld der erwähnten Formationen entstammen) nun auch am ersten Dreher von HAGRA beteiligt, als "Stamm" der Band werden aber nach wie vor lediglich die beiden Gründer und Schlagzeuger Kristian Føre geführt.
Dieses Kern-Team war es auch, dass sich in den letzten drei Jahren intensiv mit dem Schreiben von Songs beschäftigt hat und offenbar erst zur Fertigstellung auf die Hilfe der Kollegen zurückgreifen musste. An Ideen, aber auch am Talent diese umsetzen, mangelt es den Protagonisten definitiv nicht, denn "Tales From The Unexpected" erweist sich in erster Linie als gelungenes, überaus facettenreiches Prog-Metal-Opus.
Auch an Selbstvertrauen scheint es keinerlei Mangel zu geben, denn das Debüt wird von der akustisch intonierten, melancholisch angelegten Halbballade 'Mother May I' eröffnet. Der Track stellt sich im Endeffekt nicht nur als eher untypisch für die Band heraus, er irritiert zunächst sogar ein wenig. Nicht zuletzt, weil dem Text anzumerken ist, dass diese Herren nicht nur das Leben, sondern wohl auch sich selbst, nicht zwingend bierernst nehmen.
Die Textzeile "Mother may I dream forbidden dreams, or have too many ice creams" sei diesbezüglich exemplarisch angeführt. Wobei hinzuzufügen ist, dass die Truppe aber keineswegs als Spaß-Kapelle zu verstehen ist, da ihr Ansatz von Humor (der obendrein zumeist recht dunkel gehalten ist) ein eher unterschwelliger ist, und sich dem Hörer teilweise erst nach mehreren Durchläufen öffnet.
Das trifft durchaus auch auf die Musik selbst zu, denn die Songs offenbaren ein sehr breites Spektrum an Klängen, die auch atmosphärisch auf unterschiedliche Weise zur Geltung kommen. Im nahtlos an die unterhaltsame Eröffnung anschließenden 'Vampirates' sowie im folgenden 'Ghost (In The Engine)', lässt die Band progressiven Metal der edlen Art mit jeder Menge Melodien, zwingenden Hooks und einem mitunter auch bombastischen Unterbau vernehmen. Hier lassen sich neben SYMPHONY X und frühen KAMELOT auch MANTICORA und die früheren BLIND GUARIAN als Referenz anführen. Ein gewisses Augenzwinkern ist den Lyrics erneut anzuhören, und spätestens zu diesem Zeitpunkt dürfte sich auch der Labelname Rob Mules vollends erklärt haben. Schelme, diese Norweger!
Wenn es dagegen atmosphärisch ein wenig gedämpfter und mitunter melancholisch zur Sache geht, tritt der Humor dann aber doch in den Hintergrund und wird von einer gewissen Ergriffenheit abgelöst. Wohl auch, weil einem dabei am ehesten ruhigere NEVERMORE-Tracks in den Sinn kommen. Nicht ganz falsch liegt man zudem auch mit COMMUNIC als Vergleich, da Roger eine ähnliche Ausdrucksweise an den Tag legt wie sein Landsmann Oddleif Stensland.
Wem es also nach Prog Metal der vergleichsweise eingängigen Art gelüstet, wird hier bestens bedient, Und, wie erwähnt, bei entsprechender Hörintensität, auch blendend unterhalten, etwa von den von Roger besungenen "Girls" namens 'Hope' und 'Innocence'. Viel Spaß mit HAGRA!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Walter Scheurer