HAKEN - Aquarius
Mehr über Haken
- Genre:
- Melodic/Progressive Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Sensory Records (ALIVE)
- Release:
- 26.03.2010
- The Point Of No Return 11:27
- Streams 10:14
- Aquarium 10:40
- Eternal Rain 6:43
- Drowning In The Flood 9:28
- Sun 7:19
- Celestial Elixir 16:56
Beheizter seichter Pool für alle Melodiennixen.
Über einem blutigen Meer hält eine vermummte Gestalt, die der Gangsta-Hopper von nebenan oder der Tod höchstpersönlich sein könnte, eine enthauptete Meerjungfrau in den Armen. Was verspricht solch ein Cover außer zahmem Düster-Prog oder Mädchen-Gothic im Stil von WITHIN TEMPTATION? Tatsächlich planschen die britischen Wasserratten von HAKEN sehr gerne in Arrangements aus dem sterilen Synthie-Brunnen. Wie ein Märchen liest sich die Vita dieser 2007 gegründeten Band: Mit den Lorbeeren von Idolen wie QUEEN, DREAM THEATER und IQ im Auge eroberten sie die Londoner Rockszene durch einige Konzerte im Sturm.
Begibt man sich auf einen Tauchgang in HAKENs Unterwasserwelt, sollte man sich Zeit lassen. Wer gehetzt nach irgendwelchen Hooks oder mitreißenden Momenten sucht, ist hier verkehrt. 'Aquarius' wird seinem düsteren Cover nicht gerecht und entpuppt sich als sehr verspieltes, vom Classic-Prog der 80er angehauchtes Album mit zuckrig blubbernden Keyboards, silbrigen Gitarren und softem, vielseitigen Gesang. In ihrer alles überflutenden Experimentierfreude schwappen HAKEN bisweilen in jazzige Bereiche; auch Soundtrack-Liebhaber werden an den liebevoll ausgedehnten und arrangierten Songs ihre Freude haben. Sicher, hinter vielen Soundexperimenten wie den orientalischen Elementen in 'Streams', die sich mit dem epischen Übergang beißen, steckt nicht viel erkennbare Dringlichkeit - Fakt ist aber, das Album ist gut germacht, angenehm und beißt nicht. Auch wenn man sich bisweilen recht tief im Kitsch badet, wird der Nerv-Faktor selten überschritten. Dass man nie weiß, wo die Reise hinführt, könnte man Planlosigkeit oder Abwechslung schimpfen. Teilweise sind die Exkurse, wie das Semi-Growling, recht seicht, und die orchestralen Elemente plätschern aus der Konserve - aber irgendwie passt doch alles zusammen.
Wie der Soundtrack eines alten Films tönt der Anfang von 'Aquarium', der gefühlvolle Gesang lässt Meerjungfrauenherzen endgültig schmelzen. Wo HAKEN den Begriff 'Metal' herausgefischt haben, ist mir schleierhaft, da hier lupenreiner Kuschelrock mit teilweise rock'n'rolligen Elementen geboten wird - recht spaßig durch die nostalgische Note. Manchmal abgehoben, manchmal emotional und manchmal episch, selten heavy, nie so richtig tief - viel kann man 'Aquarius' nicht vorwerfen. Man hört, die Londoner Band hat Freunde an der eigenen Musik, und Sänger Ross Jenning gibt sich oft charmant. Das Album steht und fällt also mit dem Hörergeschmack - der melodische Sektor war sowieso immer ein spezifisches Gelände. Wer nichts gegen ein bisschen Schmalz einzuwenden hat und nicht gleich das rostige Messer zückt, wenn Songs nicht auf den Punkt kommen, der verbringt mit 'Aquarius' verträumte siebzig Minuten.
Anspieltipps: 'Streams', 'Drowning In The Flood'
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein