HALF PAST FOUR - Finding Time
Mehr über Half Past Four
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Just For Kicks
- Release:
- 25.07.2025
- Tomorrowless
- Far Away Here
- Shake Your Head
- Igguana
- Branches
- Underbelly
Könner im Schonbetrieb.
Die neue, insgesamt dritte Scheibe von HALF PAST FOUR bietet auf jeden Fall eine Menge Diskussionsstoff. So haben die Kanadier sich nicht nur zum wiederholten Male unendlich viel Zeit für die Fertigstellung eines neuen Releases genommen, sondern mit einer Spieldauer von 34 Minuten ist "Finding Time" im Prog-Rock-Kontext eigentlich nur als EP zu bewerten. Für Freunde der ersten beiden Platten und des zwischendurch eingestreuten Minialbums sicherlich eine Zerreißprobe, die die nordamerikanische Combo musikalisch erst einmal kompensieren kann.
Zu Beginn sieht es tatsächlich nicht so aus, als könnten die eigenwillige Vokalistin Kyree Vibrant und ihr Team dies bewerkstelligen. Die theatralischen Noten des Openers 'Tomorrowless' wollen trotz kompakter Arrangements nicht so recht ins Ohr gehen und die recht spezielle Groove-maschinerie kommt nicht ins Rollen. Das moderne Musical, das HALF PAST FOUR hier ein weiteres Mal in Gang brinbgen möchte, stockt vor allem deswegen, weil die Vielzahl dder Komponenten noch nicht unter einen Hut gebracht wird. Das gilt schließlich auch für das knappe 'Far Away Here', das irgendwo im stilistischen Niemandsland herumturnt, obwohl Elemente aus Folk, Prog und selbst Singer/Songwriter hier um Aufmerksamkeit buhlen.
Wer die Band nun schon aufgegeben hat, wwird glücklicherweise ab dem zweiten Drittel eines Besseren belehrt. Mit dem träumerischen 'Shake Your Head' und dem melodisch-nachdeklichen 'Igguana' findet HALF PAST FOUR umgehend wieder zu alter Klasse zurück, rückt vor allem die Gitarren wieder etwas weiter in den Fokus, genießt auch mal kurze Solopassagen und agiert letztlich auch nicht so rastlos, dass die Arrangements eher gedrungen erscheinen. Die einzelnen Parts greifen viel besser ineinander, es gibt endlich wieder die vertrauten, zauberhaften Harmonien, Miss Vibrant ordnet sich auch viel besser den Songs unter und fügt sich harmonischer in das allgemeine Gebilde ein als in den vorangegangenen, noch sehr stark von ihr dominierten Stücke.
Mit diesem Gemisch aus Kreativität, Experimentierfreude und genreüberschreitender Haltung geht "Finding Time" dann auch relativ souverän über die Ziellinie und kann die etwas sperrigeren Augenblicke zum Auftakt weitgehend vergessen machen. Dennoch muss man bei der knappen Spielzeit klar darauf hinweisen, dass man der ersten Scheibe seit der EP aus dem Jahr 2016 größere Erwartungen entgegengebracht hat, die nicht in Gänze erfüllt werden. "Finding Time" hat eine Reihe richtig toller Passagen an Bord, ist aber nicht flächendeckend überzeugend.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes