HALFORD, ROB - Die Bibel des Heavy Metal - Rob Halfords Heilige Schriften
Mehr über Halford, Rob
- Genre:
- Buch
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- I.P. Verlag Jeske/Mader GbR
- Release:
- 02.08.2024
- Einleitung
- Das Buch Genesis
- Das Buch Job(s)
- Das Buch der Psalmen
- Das Buch der Pilgerfahrten
- Das Buch der Gewandungen
- Das Buch der Jünger
- Das Buch der Chronik
- Das Buch der Rituale
- Das Buch der Versuchungen
- Das Buch der Klagen
- Das Buch der Offenbarung
Rob Halford – Metal-Gott mit einem Augenzwinkern.
Meine Rezension beginne ich mit einem Zitat aus der Einleitung:
"Man verbringt keine fünfzig Jahre als Metal-Gott, ohne das Leben in einer Band von A bis Z zu kennen. Diese göttliche Weisheit wollte ich zu einer Heiligen Schrift zusammenfügen. Ich möchte auf die Kanzel steigen (wenn mein kaputter Rücken es mir erlaubt) und meine frohe Botschaft des Heavy Metal predigen. Macht es euch schon mal auf den Kirchenbänken bequem. Ich würde niemandem empfehlen, in diesem Buch nach der letztgültigen Wahrheit oder dem Sinn des Lebens zu forschen, aber es enthält einige tolle Geschichten. Sogar ein paar ganz anständige Gleichnisse sind dabei. Auch wenn ich nicht zu viel verraten will, einen Spoiler erlaube ich mir: Das Leben in einer Band ist in der Tat das beste, was man sich nur vorstellen kann. Also legen wir los. Es wird biblisch... "
In elf "biblischen" Kapiteln lässt und ROB HALFORD an seinem Leben, seinem Aufstieg zum "Metal-Gott" und den guten Zeiten teilhaben. Aber er verschweigt auch nicht die schlechten Zeiten und seine ganz persönlichen Fehler. All das wird mit einer guten Portion Humor erzählt, der durchaus auch mal ein wenig ins Schwarze driftet. Er erzählt ganz offen von seiner jahrelangen Trunksucht oder Drogeneskapaden und wie er es letztendlich geschafft hat, sich davon loszusagen, was die Band JUDAS PRIEST für ihn bedeutet und was sie aus seinem Leben gemacht hat. Er konnte mit ihr seinen Traum leben und erleben, den er schon als Jugendlicher geträumt hat.
Das "Buch Genesis" beschreibt diese Anfänge, die natürlich alles andere als leicht waren, sonderen eigentlich ein ständiger Kampf ums Überleben. Auch wenn man sich oft bei den Geschichten ein leichtes Grinsen nicht verkneifen kann, ist doch klar, wie gnadenlos dieser Überlebenskampf war, um irgendwann aus dem Schatten herauszutreten.
"Das Buch Job(s)" erzählt von der Wichtigkeit der einzelnen Musiker, von Bandmanagern und Anwälten, die in diesem Job essenziell sind. Wie funktioniert Songwriting? Wie kommt man zu Textideen, Albumtiteln oder Albumcover? Was macht ein gutes Studio aus? Welchen Einfluss haben Plattenfirmen? All das und noch etwas mehr Einzelheiten hat "Das Buch der Psalmen" im Gepäck. Was erfährt man, wenn man "Das Buch der Pilgerfahrten" aufschlägt? Richtig, alles über das Tourleben. Ja, das ist teilweise klischeebehaftet und ja, ein oder mehrere Körnchen Wahrheit sind natürlich enthalten. Lasst euch überraschen, was Rob beispielsweise über Tourmanager und Roadies (ganz wichtige Menschen!), Catering, Gästelisten und Fahrten im Tourbus erzählt.
Jeans und Leder? Tattoos? Haare? Das Band-Image generell? "Das Buch der Gewandungen" gibt darüber Auskunft. Was es mit Fans, Autogrammen, Selfies oder den Sozialen Medien auf sich hat, schildert Rob sehr anschaulich im Kapitel "Das Buch der Jünger". Ob es um die Musikpresse oder Fotosessions geht, oder darum, was bei Radio- oder Fernsehshows alles schiefgehen kann, "Das Buch der Chronik" berichtet darüber und lässt bei einigen Szenen zu Ideen für Videodrehs die Mundwinkel doch arg nach oben wandern. Die sinken allerdings wieder nach unten, sobald Rob von seinen Erfahrungen mit Streamingdiensten berichtet.
Was ihr schon immer über Headbanging, den Teufelsgruß, Merchandise, Biker und Heavy Metal, oder Supergroups und Tribute-Bands wissen wolltet - "Das Buch der Rituale" gibt darüber Auskunft. Auch darüber, welche Bedeutungen Auszeichnungen haben, beispielsweise silberne oder goldene Schallplatten.
Wenn Rob "Das Buch der Versuchungen" aufschlägt, bin ich doch überrascht über seine ehrliche Abrechnung mit Alkohol, Drogen, Sex, Geld und Ruhm. Es gehört schon einiges dazu, über all das so offen zu reden und das nötigt mir sehr viel Hochachtung ab.
"Nun nähern wir uns allmählich dem Ende dieser Heiligen Schriften des Heavy Metal, o geschätzte Pilger... Und so wenden wir uns schweren Herzens unserem Buch der Klagen zu." Ob Spannungen in der Band, körperliche Krankheiten oder seelische Gesundheit - "Das Buch der Klagen" klärt auch darüber schonungslos auf.
Widmen wir uns nun dem letzten Kapitel. "Das Buch der Offenbarung" ist wie ein kleine Komplett-Fazit und lässt einige bisher noch nicht benannte Fakten Revue passieren oder greift einige Themen noch einmal auf. Unter anderem auch eine Selbstreflektion über das Älter werden – zwar ernsthaft, aber auch mit einem Augenzwinkern. Weil bei der Arbeit an diesem Buch auch die Frage aufkam, welche Grabinschrift Rob sich wünscht, wenn er dereinst auf dem Kirchhof der St. Matthew's Church in Walsall beigesetzt wird... Nun, auch darauf hat er eine Antwort gegeben:
"Ich glaube, ich hätte gerne Inschriften auf beiden Seiten des Grabsteins. Auf der Vorderseite soll stehen:
ICH SCHREIE MIR DIE SEELE AUS DEM LEIB IM HIMMEL ODER IN DER HÖLLE!
Dann geht man um den Stein herum und liest auf der Rückseite das:
TEST ... TEST ... EINS, ZWEI, DREI ...
Das wären doch mal zwei tolle Heavy-Metal-Grabinschriften!"
Da ist er wieder, dieser besondere, englische Humor, der für einige vielleicht etwas makaber klingt. Mir gefällt die Idee, normal kann ja jeder.
Was ist jetzt mein Fazit zu diesem Buch? "Die Bibel des Heavy Metal - Rob Halfords Heilige Schriften" ist ein wunderbarer, mit viel Herzblut geschriebener Einblick in das Leben und das musikalische Wirken eines tollen Künstler, zeigt aber gleichzeitig auch schonungslos seine verletzliche Seite. Ich musste beim Lesen schmunzeln, auch mal laut lachen – insbesondere bei vielen witzigen Fußnoten und Anmerkungen - war jedoch gleichzeitg enorm von dieser Ehrlichkeit beeindruckt. Das ist mehr als eine Biografie, es zeigt einen Rob Halford, den man so sicher nicht kennt. Ehrlich, schlicht und ohne Effekthascherei. Absolut lesenswert!
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Hannelore Hämmer