HALO EFFECT, THE - Days Of The Lost
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2022
Mehr über Halo Effect, The
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 12.08.2022
- Shadowminds
- Days Of The Lost
- The Needless End
- Conditional
- In Broken Trust
- Gateways
- A Truth Worth Lying For
- Feel What I Believe
- Last Of Our King
- The Most Alone
So gut hat Melodic Death Metal seit 2006 nicht mehr geklungen!
Ihr könnt euch nicht vorstellen, was für einen Sprung mein Herz gemacht hat, als ich die erste News zu THE HALO EFFECT gelesen habe. Fünf ehemalige IN FLAMES-Mitglieder, die sich unter neuem Banner vereinen. Dann auch noch mit Peter Iwers, Daniel Svensson und Jesper Strömblad gleich drei der Mitglieder, welche die Hochphase der schwedischen Melodic-Death-Titanen geprägt haben. Dazu noch mit DARK TRANQUILLITY-Fronter Mikael Stanne einen der besten Frontmänner des Genres und mit Niclas Engelin einen Tausandsassa der Göteborger Szene. Man mag mir angesichts dieser Tatsachen verzeihen, dass ich beim Debüt "Days Of The Lost" mit einer Platte gerechnet habe, die man irgendwo zwischen "Clayman" und "Colony" in die IN FLAMES-Diskografie einordnen könnte.
Bei dieser Erwartungshaltung war meine Enttäuschung angesichts der ersten Single 'Shadowminds' dann allerdings umso größer, denn nach einem Neunziger-Melodic-Death-Revival klingt die Nummer nicht wirklich. Trotzdem wollten die Melodien der Nummer nicht mehr aus meinem Kopf verschwinden und als ich mit etwas Abstand auch meine wahrscheinlich unrealistische Hoffnung auf einen "Colony"-Nachfolger abschütteln konnte, zündet der Track dann bei mir so richtig. Und dabei sollte es nicht bleiben, denn mit den beiden weiteren Singles 'Feel What I Believe' und dem absolut grandiosen Titeltrack 'Days Of The Lost' wurde aus dieser vorsichtigen Begeisterung schnell wieder die unbändige Vorfreude auf den Erstling der Schweden, die ich ganz zu Anfang bereits empfunden hatte.
Glücklicherweise wurde diese Euphorie auch vom vollständigen Langspieler, der schlussendlich zehn frische Melodic-Death-Hymnen zu bieten hat, nicht gebremst, denn "Days Of The Lost" strotzt nur so vor Highlights. Dabei geben die Singles schon einen sehr guten Eindruck, wo es musikalisch hingeht, denn melodisches Gothenburg-Riffing, grandiose Gitarrenleads, feines Drumming und die überragenden Growls von Mikael Stanne bestimmen auch die gesamte Platte. Neben Ohrwürmern wie 'The Needless End' oder 'The Most Alone' geht es dabei auch durchaus mal deutlich härter zur Sache und so beschwört 'Conditional' sogar in einigen Momenten wirklich den IN FLAMES-Sound der frühen Zweitausender herauf. Und selbst wenn der Fünfer einmal wirklich modern zur Sache geht und seinen Göteborg-Wurzeln recht präsente Syntheziser beimischt wie in 'Gateways' oder sogar mit Klargesängen in 'A Truth Worth Lying For' experimentiert, funktioniert das ganz hervorragend. Einzig 'In Broken Trust' überspannt irgendwie den Bogen, setzt für meine Ohren zu sehr auf Klargesang und klingt damit ein wenig zu stark nach den experimentelleren DARK TRANQUILLITY-Alben, was vielleicht erklärt, warum die Nummer bei mir so garnicht zünden will.
Das bleibt aber auch wirklich der einzige dunkle Fleck auf einem ansonsten blitzsauberen Resümee, das ich "Days Of The Lost" ausstellen kann. Klar, die Besinnung auf die Wurzeln des Gothenburg Sounds ist die Scheibe nicht, aber sie zeigt eindrucksvoll, wie großartig IN FLAMES heute klingen könnte, wäre die Bandbesetzung nicht nach "Come Clarity" zerfallen, was schussendlich auch den Wechsel hin zu massentauglicherem Alternative Metal begünstigt haben dürfte. Entsprechend schlägt das THE HALO EFFECT-Debüt alles, was die Ex-Band der Mitglieder seit "Come Clarity" veröffentlicht hat, um Längen und selbst die letzten DARK TRANQUILLITY-Langeisen müssen sich ganz schön strecken, um hier mithalten zu können.
Was wäre also eine objektiv angemessene Bewerung für diese Scheibe? Irgendetwas zwischen 8,5 und 9 Punkten vielleicht? Ihr verzeiht mir aber sicher, wenn ich nicht bereit bin, die rosarote Fanbrille jetzt schon abzusetzen und geblendet dadurch sogar 9,5 Punkte vergebe. Aber irgendwie muss sich in meiner Note die Tatsache wiederspiegeln, dass ich in den letzten beinahe acht Jahren, in denen ich mich für powermetal.de nun schon durch zahlreiche neue Melodic-Death-Scheiben höre, noch nie so begeistert von einer Neuerscheinung war wie von "Days Of The Lost". Entsprechend hoffe ich auch darauf, dass das hier keine Pandemie-Eintagsfliege bleibt, sondern dass uns THE HALO EFFECT noch lange erhalten bleibt!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs