HALO EFFECT, THE - March Of The Unheard
Mehr über Halo Effect, The
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 10.01.2025
- Conspire To Deceive
- Detonate
- Channel To The Darkness
- Cruel Perception
- What We Become
- This Curse Of Silence
- March Of The Unheard
- Forever Astray
- Between Directions
- Death That Becomes Us
- The Burning Point
- Coda
Besser geht modern angehauchter Melodic Death Metal nicht! Punkt.
Keine zwei Wochen ist das Jahr 2025 alt, da erscheint mit "March Of The Unheard" von der Melodic-Death-Supergroup THE HALO EFFECT schon mein am sehnlichsten erwartetes Album des neuen Jahres. Solltet ihr die vergangenen beiden Jahre hinter dem Mond verbracht und sträflicherweise das grandiose Debüt "Days Of The Lost" verpasst haben, gibt's an dieser Stelle einen kleine Zusammenfassung zur Band aus Schweden: Gegründet Ende des Jahres 2019 von Niclas Engelin (Ex-IN FLAMES, ENGEL) und Michael Stanne (DARK TRANQUILLITY), die endlich auch einmal gemeinsam Musik machen wollten. Kurzentschlossen sammelten die beiden mit Peter Iwers am Bass, Riff-Maestro Jesper Strömblad und Schlagzeuger Daniel Svensson drei weitere ehemalige IN FLAMES-Mitglieder auf und fertig war der perfekte Sturm, der im Anschluss den Melodic-Death-Sektor in Windeseile erobern sollte und nun mit dem Zweitwerk fortgesetzt wird.
Musikalisch schließt der Marsch der Ungehörten dabei nahtlos am Debüt an, weshalb die Puristen, die sich von der Besetzung weiterhin den nie erschienenen Nachfolger von "Colony" wünschen, wohl auch dieses Mal enttäuscht werden. Statt oldschooligen Tönen rangieren die zwölf Nummern nämlich erneut zwischen dem DARK TRANQUILLITY-Werk in den Nullerjahren und dem IN FLAMES-Output zwischen "Clayman" und "Come Clarity", wobei ich dieses mal das Gefühl habe, dass Mr. Strömblad und Niclas Engelin in Sachen Melodien noch einmal eine dicke Schippe draufgelegt haben. So ist etwa schon der Opener 'Conspire To Deceive' ein wahres Feuerwerk toller Gitarrenleads, bei dem sich die einzelnen Gitarren-Passagen die Klinke in die Hand geben, während Michael Stanne mit seiner herrlich herben Stimme und einem gewohnt tollen Gefühl für ein eingängiges Metrum den Song abrundet und direkt zu einem Volltreffer macht, der mich wohl noch zahlreiche Wochen und Monate begleiten wird. Besonders profitiert die Nummer dabei erneut von der aufgeräumten und luftigen Produktion, die genügend Druck mitbringt, gleichzeitig aber auch allen Instrumenten Luft zur Entfaltung lässt und sehr positiv aus dem Breitwand-Gewitter herraussticht, das modern angehauchter Metal ansonsten gerne verbreitet.
Wer es etwas wuchtiger mag, wird im Anschluss von 'Detonate' dann auch prompt bedient. Hier setzen die Schweden vermehrt auf treibende Göteborg-Riffs mit melodischem Unterton, sodass die Lead-Gitarren erst im Refrain so richtig durchkommen und die erste Singleauskoppelung der Scheibe direkt zum zweiten Volltreffer machen, der gleichzeitig die beiden Pole des Bandsounds ganz gut absteckt. In der Folge gibt man sich dann auch mal mit mehr Melodie-Widerhaken, wie etwa im herrlich melancholischen 'Cruel Perception', oder knüppelt mit eingängigen Riffs mit viel Lust und Laune drauflos, wenn 'What We Become' oder 'Channel To The Darkness' zeigen, wie IN FLAMES heute klingen könnte, wenn man nach "Come Clarity" nicht vermehrt in Alternative-Gefilde abgedriftet wäre. Den absoluten Überhit haben sich die Schweden aber ganz klar für den Titeltrack aufgehoben, der mich mit herabgefallener Kinnlade, gleich mehreren Ohrwürmern und einem breiten Grinsen vor dem heimischen Player zurücklässt. Angesichts dieses wahren Hookline-Feuerwerks kann man dann auch wohlwollend überhören, dass die Melodie quasi im Intro zum Titeltrack namens 'This Curse Of Silence' bis auf ein paar Noten fast schon dreist beim BON JOVI-Longtrack 'Dry County' geklaut ist. Irgendeiner der beiden Gitarristen scheint also ein heimliches Faible für klassischen Hair-Hard-Rock aus den Achtzigern zu haben ...
Danach wird dann aber erst einmal Michael Stanne etwas mehr Entfaltungsraum eingeräumt, denn in 'Forever Astray' und 'Between Directions' darf der Frontmann seinen Klargesang und seine melancholischere Seite präsentieren, die er seit kurzem ja auch mit CEMETERY SKYLINE auslebt. Die Stimme von Herrn Stanne ist dabei gewohnt großartig, trotzdem sind beide Tracks für mich eher die Skip-Kandidaten auf "March Of The Unheard". Nicht etwa weil sie schlecht sind, sondern weil ich schlicht und ergreifend finde, dass der Mix aus hochmelodischen Gitarren und harschen und aggressiven Vocals einfach für THE HALO EFFECT besser funktioniert als die Klargesangsschiene. Glücklicherweise gibt es mit 'The Burning Point' und 'Death That Becomes Us' im Anschluss auch noch einmal zwei Tracks zu hören, die genau diese Stärken auf ganzer Linie ausspielen und den Silberling mit einem Paukenschlag beenden, bevor 'Coda' mit akustischen Gitarren und Orchester-Einspielern nochmal die Melodie von 'This Curse Of Silence' aufgreift und uns schließlich mit ungewohnten, aber packend-dramatischen Tönen in die Stille entlässt.
Und wie sieht's mit meinen großen Erwartungen aus, die ich am Anfang der Rezension angesprochen habe? Nun, die wurden mit "March Of The Unheard" nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen, denn insgesamt finde ich, dass der zweite THE HALO EFFECT-Silberling noch runder und packender klingt als das sowieso schon bärenstarke Debüt. Folgerichtig gibt es dann auch die volle Punktzahl und ein dicke fette Notiz auf dem Merkzettel für die Endabrechung am Ende des Jahres. In meinen Ohren gibt es aktuell keine Band, die den modern angehauchten Melodic Death Metal so zwingend, kreativ und gespickt mit Ohrwurmmelodien umsetzt wie diese Supergroup aus Göteborg.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs