HAMFERD - Evst
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2013
Mehr über Hamferd
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Tutl (Cargo Records)
- Release:
- 15.11.2013
- Evst
- Deydir Vardar
- Vid Teimum Kvirru Gráu
- At Jarda Tey Elskadu
- Sinnisloysi
- Ytst
Doom der Sonderklasse!
Manche Alben möchte man nicht besprechen. Nicht, weil sie so schlecht wären, sondern, weil man sich als popeliger Hobbyschreiber ganz banal die Finger verbiegt, ohne die richtigen Worte für die immer und immer wieder angehörte Musik zu finden. Das ist immer dann der Fall, wenn den Hörer die Musik so tief bewegt, dass es eben kaum von schnöden Buchstabengebilden wiedergegeben werden kann. Aktuell so geschehen bei "Evst" von HAMFERD, dem Debütlangeisen dieser sechsköpfigen Band von den Faröer Inseln. Die Band, deren Name der eine oder andere eventuell schon als Gewinner des Wacken Metal Battle 2012 in Erinnerung haben könnte, schafft es, melancholische Notengewölbe zu meißeln, in denen man sich gerne verlieren möchte.
Dabei vermischt die Band gekonnt, traditionelle, epische Doom-Elemente mit modernen Klangwalzen und lässt so sowohl Parallelen zu CANDLEMASS, wie auch zu WARNING (UK) zu. Die Musiker möchten sich nicht in eine enge Nische zwängen lassen und agieren so ohne Kopfschranken, lediglich von dem Wunsch beseelt, den Zuhörer von einem herbstlichen Musiknebel einfangen zu lassen. Ein Wunsch, der in Erfüllung geht. Die fetten, wie aus siedend heißem Teer fließenden Riffs, die stoisch malmenden Rhythmen, die böse grollenden Keyboards, die lediglich dazu dienen, den monumentalen Wuchtbratzen noch mehr Tiefe zu verleihen; all' diese Ingredienzien fügen sich zu einem düster-farbigen Notenmonument zusammen, auf dessen Turmspitze wir stehen und in den Herbsthimmel schauen.
Reicht das als Beschreibung? Nicht? Dann seid ihr fantasielos und werdet von "Evst" überrollt werden. Denn schon der hymnische Titelsong, der das Album einleitet, beinhaltet so viele verschiedene Stilmittel, dass man fast von progressiven Doom sprechen muss. Ist man als Traditionspurist zuerst noch vom arg harschen Gesang verwirrt, so balsamiert Jón Hansen die weit aufgesperrten Ohren plötzlich mit kraftvollem Klargesang. Das kommt beim ersten Mal so überraschend und klingt so wunderschön, dass man spätestens von da an wie gebannt vor der Anlage sitzt und sich der Musik komplett hingibt. Ein Zustand, der während der Dreiviertelstunde Spielzeit des Albums eher stärker wird. Beim akustischen "At Jarða Tey Elskaðu" krabbelt eine angenehme Wärme in mir hoch, denn der tiefe Klargesang sorgt für eine Wohlfühligkeit, die ich beim Anhören eines neuen Songs lange nicht empfunden habe. Entenpelle.
Das absolute Highlight hört auf den Titel 'Sinnisloysi' und ist ein knapp neun Minuten langes Lava-Untier, welches sich langsam in den Herz frisst und sich dort einnistet. Die fast erdrückenden Gitarren, die in ihrer Intensität immer wieder an "Watching From A Distance" (WARNING), zwingen mich jedes Mal emotional in die Knie bis Gastsängerin Eivør Pálsdottir mich mit ihrer elfenhaften Stimme wieder aufrichtet. Ein Song, den man mindestens einmal im Leben gehört haben sollte.
So, jetzt habe ich mit sehr vielen Worten, versucht, euch dieses wundervolle Album näher zu bringen. Ach, das größte Kompliment, was ich HAMFERD geben kann ist übrigens: Es stört mich nicht im Geringsten, dass die Herrschaften in ihrer Landessprache singen und ich kein Wort verstehe. Ein Umstand, der für mich sonst beinahe ein K.O.-Kriterium ist, wird hier zum Bonus. Diese Sprache addiert weitere Originalität zu der eh schon extrem einzigartigen Musik der Band.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae