HAMMERFALL - No Sacrifice, No Victory
Mehr über Hammerfall
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 20.02.2009
- Any Means Necessary
- Life Is Now
- Punish And Enslave
- Legion
- Between Two Worlds
- Hallowed Be Thy Name
- Something For The Ages
- No Sacrifice, No Victory
- Bring The Hammer Down
- One Of A Kind
- My Sharona
Good, friendly metal entertainment you can trust! - Nicht mehr aber auch nicht weniger bietet die neue HAMMERFALL.
Meine erste Begegnung mit HAMMERFALL war der Song 'Hammerfall' vom Debüt "Glory To The Brave" (1997), der sich auf einer CD-Beilage des Rock Hard-Magazins befand. Die Nummer hat mich damals total aus den Socken gehauen, genau wie das ganze formidable Album, dass ich mir natürlich sofort besorgen musste. Die Band wurde mit Höchstnoten und "Album des Monats"-Ehren geradezu überschüttet und zum Retter des Heavy Metal ausgerufen. Doch wie das im Leben so ist: Wo sich Erfolg und Ruhm einstellen, sind auch Neid und Missgunst nicht fern. Schon früh sahen sich HAMMERFALL üblen Anfeindungen und Gehässigkeiten ausgesetzt, da sie eben nicht auf Teufel komm raus die harten Jungs raushängen, sondern eher eine Schwäche für gepflegten Kitsch erkennen ließen. Diese Neigung prägte sich im Laufe der kommende Jahre eher stärker aus, so dass feindselige Kommentare in der Presse immer häufiger zu lesen waren. "Legacy Of Kings" (1998) und mit leichten Abstrichen auch "Renegade" (2000) wurden noch durchweg positiv aufgekommen, spätestens seit dem zugegebenermaßen recht laschen und zahnlosen "Crimson Thunder" (2002) schlug das Pendeln in die andere Richtung aus, und es war von nun an endgültig ziemlich uncool HAMMERFALL zu mögen. Dem kommerziellen Erfolg der Jungs um Gitarrist Oscar Dronjak und Ausnahmesänger Joacim Cans tat das allerdings wenig Abbruch.
"Threshold" (2006) wurde in selbsternannten Fachkreisen überwiegend wieder als ein Schritt in die gute, sprich kraftvollere, erdigere und härtere Richtung angesehen. Doch dann schlug das Schicksal zu und HAMMERFALL mussten recht kurz nacheinander die Abgänge von Bassist Magnus Rosen und Gitarrist Stefan Elmgren verkraften. Den Tieftöner übernahm interessanterweise Fredrik Larsson, der dieses Instrument bereits auf "Glory To The Brave" bediente, doch kurz danach die Band verließ. Eher bedenklich stimmen mochte da der Einstieg von Pontus Norgren an der Axt, hatte dieser sich doch zuletzt mit den grenzwertigen THE POODLES dem schmissigen Schlager-Metal verschrieben. Was also durfte man erwarten von "No Sacrifice, No Victory" - ein "Back-To-The-Roots"-Album oder eine zaghafte, ultraeingängige "Auf-Nummer-Sicher"-Platte? Wer unsere Gruppentherapie gelesen hat, dürfte den Eindruck gewonnen haben, dass die zweite Möglichkeit eingetreten ist. Wie sagte schon Martin Luther? Aus einem feigen Arsch, kommt nie ein mutiger Furz! Doch so einfach und eindeutig ist die Angelegenheit nicht. Vielleicht hat sich so mancher über die eine oder andere allzu plakative und simple Tralala-Nummer wie 'Life Is Now' oder 'Punish And Enslave' (inklusive Ohohoho-Chören) oder über die in der Tat kräftig misslungene Cover-Version 'My Sharona' aufgeregt. Meiner Meinung nach überwiegen aber auf "No Sacrifice, No Victory" die starken Momente.
Sicher, die Zeiten von "Glory To The Brave" sind unwiederbringlich vorbei. Auch greifen HAMMERFALL erneut ganz tief in die Früh-Achtziger-Klamottenkiste, in der sie erwartungsgemäß auch diverse ACCEPT- und STORMWITCH-Riffs gefunden haben. Die Songs sind recht einfach und vorhersehbar arrangiert und den Sound kann man durchaus zu glattgebügelt finden. Aber man darf davon ausgehen, dass das alles so gewollt ist - von der Band und von vielen treuen Fans ebenfalls. Auch wenn die Hartkekse dieser Welt wieder spotten. Wer das akzeptieren kann, wird hinter all den Angriffsflächen die Schönheit und Erhabenheit in einem großen Teil der neuen Kompositionen entdecken. Joacim singt kristallklar seine wunderbaren, zwischen träumerisch und majestätisch schwebenden Melodien. Die Hooklines gehen ins Ohr wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter und heben einfach die Stimmung - zumindest bei bekennenden Nicht-Zynikern. Mit galoppierenden Hymnen wie 'Any Means Necessary' oder 'Hallowed Be Thy Name' komme ich einfach morgens gut aus dem Haus, während ich abends gerne zu unkomplizierten Uptempo-Nummern wie 'Legion' oder 'Something For The Ages' entspannt das Haupthaar schüttele. Es gibt halt immer wieder so Tage, da gehen CANNIBAL CORPSE einfach nicht. Der Titelsong ist übrigens ACCEPT in Reinkultur, was mich dreizehn Jahre nach deren letztem Studio-Album nicht wirklich stört. Insgesamt fällt noch positiv auf, dass die Gitarren-Soli melodisch sehr ausgefeilt, gefühlvoll und präzise zugleich rüber kommen, und dass ihnen dementsprechend viel Raum zugestanden wurde.
Fazit: "No Sacrifice, No Victory" ist kein Überhammer, aber ein starkes Album, das HAMMERFALL-Fans voll und ganz zufrieden stellen wird. Das mag auf den ersten Blick nicht überwältigend klingen, aber ehrlich gesagt ist es das, was ich erwarte, wenn ich eine Platte dieser Band kaufe. Wenn ich komplexe Innovation und markerschütternde Heavyness will, dann höre ich halt BECOMING THE ARCHETYPE oder GOJIRA. Manchmal brauche ich aber auch perfekt gemachte, saubere Heavy-Metal-Unterhaltung. Und die bekomme ich auch anno 2009 bei HAMMERFALL. Good, friendly metal entertainment you can trust!
Anspieltipps: Any Means Necessary, Legion, Hallowed Be Thy Name, Something For The Ages
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Martin van der Laan