HAMMERS OF MISFORTUNE - Overtaker
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2022
Mehr über Hammers Of Misfortune
- Genre:
- Heavy Metal/Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 02.12.2022
- Overtaker
- Dark Brennius
- Vipers Cross
- Don't Follow The Lights
- Ghost Hearts
- Outside Our Minds
- The Raven's Bell
- Orbweaver
- Overthrower
- Aggressive Perfection
Tool time! Dieses Mal in Eigenregie und voll mit Überraschungen!
Sechs Jahre sind ins Land gestrichen, seit uns John Cobbett und sein Thrash-Ballett namens HAMMERS OF MISFORTUNE mit dem letzten Album "Dead Revolution" erfreut hat. Da hatte ich eigentlich schon gar nicht mehr auf eine Fortsetzung gehofft. Umso gespannter bin ich vor dem ersten Durchlauf von "Overtaker". Betrachtet man das futuristische Coverartwork, so denkt man unwillkürlich an VOIVOD und Konsorten und wenn man dann im aktuellen Line-Up der Band mit Blake Anderson (drums) und Frank Chin (bass) zwei ehemalige Musikanten von VEKTOR findet, schließt sich hier bereits ein erster Gedankenzyklus. Ein anderer Zyklus wird durch die überraschende Hinzunahme von Mike Scalzi als Gastsänger auf zwei Nummern aufgegriffen, war der SLOUGH-FEG-Kopf doch bereits Teil der frühen Bandinkarnation. Desweiteren hören wir auf "Overtaker" die altbekannte HAMMERS-Familie: Jamie Myers (vocals) und Sigrid Sheie (keyboard, vocals).
Das als Eigenveröffentlichung erscheinende Album wurde zu einem großen Teil in den Studios von Steve Albini aufgenommen, aber einzelne Gastspots stammen aus anderen Quellen. So bekommt die Band einen internationalen Charakter, der uns in Zukunft sicherlich noch weitere Überraschungen erleben lassen wird. Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass mit Brooks Wilson, neben dem oben bereits erwähnte Frank Chin, ein weiteres Mitglied der formidablen CRYPT SERMON hier zu hören ist. Aber genug der faktischen Trockenheit. Ich nehme an, ihr habt alle bereits eine Tube Flüssigkeit beim Lesen inhaliert und wartet nun darauf, dass ich endlich etwas zur Musik schreibe. Geht los!
Ich muss zugeben, dass ich nach den ersten Umdrehungen des Albums etwas erschlagen und überfordert unterm Kopfhörer saß und erst einmal sortieren musste, was ich da gehört hatte. Sicher, allein durch die Stimmen klingt es nach den lieb gewonnenen HAMMERS OF MISFORTUNE. Musikalisch ist man auf "Overtaker" aber wieder näher an "The Bastard" als an "17th Street". Soll heißen: Man merkt, dass John Cobbet hier ursprünglich für ein neues Projekt komponiert hat, etwas, das weder unter diesem Banner noch unter VHOL erscheinen sollte. Die Nummern sind allesamt wirr und schräg, dabei aber oftmals auch verflixt schnell und es bedarf etwas Konzentration, um die über- und nebeneinander agierenden Lagen an Saiten- und Tasteninstrumenten, zu erfassen. Der etwas drucklose Sound, der hoffentlich auf dem finalen Endprodukt etwas kraftvoller klingen wird, erschwert dieses Unterfangen.
Hat man sich aber einmal mit dieser Ausrichtung angefreundet – was Liebhabern dieser experimentellen Truppe nicht so schwer fallen sollte – wird man fix Gefallen an dem Soundwirrwarr finden. Wie schreibt Mastermind Cobbett doch: Eine Mischung aus KING CRIMSON und SLAYER. Nun, soweit würde ich keinem Fall gehen, aber die Richtung stimmt grundsätzlich. Schon der eröffnende Titelsong geht mächtig flink nach vorne los und überrascht mit extrem rasantem Drumming, trotzdem dominieren hier coole Riffs und HOM-typische Tastensounds. Der sphärische Mittelpart lässt dann alte Tugenden angenehm aufblitzen.
Genau so geht es im weiteren Verlauf des Albums munter weiter, wobei man in Nummern wie 'Don't Follow The Lights' nochmal deutlich das Tempo erhöht. Als Unwissender Hell-Metal-Hörer würde ich mal vorsichtig behaupten, dass man sich da perkussiv schon im Grenzbereich zum Black Metal bewegt. Die immer wieder eingebauten Orgel-Momente, die im verstrahlten 'Viper Cross' dann sogar noch herrlich Sci-Fi-mäßig abgehen, lockern jeden Song allerdings massiv auf.
Dazwischen gibt es dann wunderbare Aha-Momente, wie die beiden Mike-Scalzi-Gesangsnummern 'Dark Brennius' und 'Overthrower'. Hier zeichnet sich vor allem Zweiterer als absoluter Überflieger aus. Trotz der hohen Geschwindigkeit, haben wir hier den bösen Faustfaktor im Ohr und so etwas wie Hooks gibt es ebenfalls. Vom hochmelodischen Solo möchte ich erst gar nicht sprechen. Klasse!
Mir ist klar, dass ihr möglicherweise nach der Lektüre meines Reviews noch immer nicht so recht schlau seid, wie denn dieses Album nun klingt. Wahrscheinlich sagt das schon recht viel über die Unbeschreiblichkeit dieser glücklicherweise schlecht zu klassifizierenden Mischung aus. In der Zwischenzeit habe ich auch beinahe Frieden mit dem Klangbild geschlossen, wobei es dafür allerdings einen halben Zähler Abzug in der B-Note gibt.
Ein sehr mutiges Album, welches mich mit weit aufgerissenen Ohren auf den nächsten Streich aus dem Hause HAMMERS OF MISFORTUNE warten lässt.
Expect the unexpected!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae