HANDS OF ORLAC - Figli Del Crepuscolo
Mehr über Hands Of Orlac
- Genre:
- Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Horror Records
- Release:
- 13.11.2014
- I Figli Del Crepuscolo
- Last Fatal Drop
- Burning
- A Coin In The Heart
- Noctua
- A Ghost Story
- Mill Of The Stone Women
Eine weiblich-kauzig-metallische Horror-Doom-Charme-Bombe zum Jahresausklang!
Hihi, ich muss lachen. "Horror Records - The Home Of Evil Metal". Ist ja putzig. Na, dann mal her mit den Orlac-Händen! Diese entstammen nämlich einem uralten Horrorfilm, in dem einem Konzertpianisten die Hände eines hingerichteten Mörders angenäht werden. Und die 'Figli Del Crepuscolo' sind übersetzt die Söhne der Abenddämmerung. Fiese Hände und Dunkelheit, gutes Setup, let the show begin!
Der Vorhang erhebt sich für HANDS OF ORLAC, doch wer sind die Träger dieser Hände? Die Band hat offenbar keine Homepage und Promo-Informationen liegen nicht vor. Man möchte offenbar im Dunklen bleiben. Dies lasse ich der Band gerne. Wer mehr wissen als, dass es sich um nach Schweden abgewanderte Italiener mit lustigen Pseudonymen handelt, darf gerne mal selber Hobbyjournalist spielen. Ich lasse die Musik sprechen:
HANDS OF ORLAC, das ist nämlich neues und ganz tolles Futter für alle Freude des stimmungsvollen Okkult-Metal mit weiblichem Gesang, ganz in einer Reihe mit frühen JEX THOTH, CASTLE oder BLOOD CEREMONY. Und doch ganz anders. Mehr Metal. Und das ist extrem gut so!
Doch lasst mich zunächst mal meine Pflicht tun und alles auflisten, was man an dieser Scheibe bemängeln kann. Zunächst ist die Produktion, was Klarheit, Tiefe und Transparenz angeht, nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Dann muss man festhalten, dass die Sängerin mit dem Pseudonym "The Sorceress" kein Gesangtalent vorm Herrn ist. Und von den kompositorischen Mitteln her wärmt HANDS OF ORLAC meistens Gerichte auf, die es schon am Vortag gab. All dies sind Dinge, für die ich mich in ihrer Gesamtheit schon öfters mal der unteren Hälfte der Notenskala bedient habe.
Aber HANDS OF ORLAC überlistet, ganz ähnlich wie CASTLE, IN SOLITUDE oder MOUNT SALEM, meine Standards bei der Musikbeurteilung mit einer so unglaublichen Menge an Charme, Wärme und Spirit, dass ich einfach tief entzückt bin. Leute, was habe ich einen Spaß an "Figli Del Crepuscolo"! Diese Band zeigt mir einmal mehr, was für eine wunderbare Musik Heavy Metal sein kann, vor allem wenn man ihn ein wenig mit psychedelischen Elementen anreichert. Und Flöten. ORLACs Hexlein spielt die Querflöte mit einem magischen Zauber, die mich zur Musik wie eine Puppe am seidenen Faden tanzen lässt.
Die meisten Songs auf "Figli Del Crepuscolo" haben Überlänge und HANDS OF ORLAC komponiert durchaus abwechslungsreich, raffiniert und bunt, ohne die metallischen Grundwerte - das prägnante Riff und eine gewisse Raubeinigkeit in der Attitüde - zu verwässern. Man kann Headbangen, Luftgitarre spielen, Fäuste recken, und auch wenn es doomig langsam wird, verfällt man nicht in die typische Zähigkeit. Denn HANDS OF ORLAC zählt zu diesen Bands, die es schaffen, immer wieder zur richtigen Stelle die Widerhaken-Melodie rauszuhauen, die dem Hörer einen elektrischen Schlag versetzt.
Doch es gibt auch ausschweifende Instrumentalpassagen, mal mit mehrstimmigen MAIDEN-Gedächtnis-Soli, mal mit der SLOUGH FEG-artig verstolperten Kauzigkeit, mal im tieftraurigen MY DYING BRIDE-Gewand, mal umrahmt von horrorfilm-artigen Psycho-Effekten. Und das ist in allen Fällen mehr als gelungen. Faszinierend, diese Band hat Ideen noch und nöcher und spielt eine Musik, von der ich mich saugerne immer wieder verhexen lasse. Ja, das ist noch einmal eine wunderbare Charmebombe zum Jahresabschluss. Und wenn "The Sorceress" hin und wieder mal den Halbton unter Freunden zelebriert, drücke ich beide Augen zu. Sie ist ja meine Freundin. Und spielt Flöte. Bitte für das nächste Hammer Of Doom buchen. Danke!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Thomas Becker