HANGAR - The Reason Of Your Conviction
Mehr über Hangar
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Wacken Records / SPV
- Release:
- 23.05.2008
- Just The Beginning
- The Reason Of Your Conviction
- Hastiness
- Call Me In The Name Of Death
- Forgive The Pain
- Captivity (A House With A Thousand Rooms)
- Forgotten Pictures
- Everlasting Is The Salvation
- One More Chance
- When The Darkness Takes You
Zugegeben: Es ist ziemlich doof und billig, jede brasilianische Power-Metal-Band gleich in die Nähe von ANGRA zu rücken. Doch ich schwöre - beim Barte des Propheten -, dass schon die ersten Höreindrücke von "The Reason Of Your Conviction" bei mir eben jene Assoziationen zu Edu Falaschi und seiner Truppe weckten. Und das war lange bevor mir der Info-Zettel verriet, dass es sich bei HANGAR nicht nur um eine brasilianische Formation, sondern sogar um die eigene Band des letzten bekannten ANGRA-Drummers Aquiles Priester handelt. Damit dürften Doofheit- und Billigkeit-Vorwürfe hoffentlich gleich zu Beginn vom Tisch sein. Halten wir also fest: Diese Scheibe ist auf jeden Fall schon mal für alle Menschen geeignet, die sich als Fans besonders der früheren ANGRA-Scheiben bezeichnen würden. Bevor wir weiter ins Detail gehen, seien noch einige Fakten präsentiert: Die hier zu erörternde CD ist Longplayer Nummer drei aus dem Hause HANGAR, jedoch meines Wissens nach der erste mit einem vernünftigen internationalen Vertrieb im Rücken. Wir haben es hier mit einem Konzeptalbum zu tun, das ergründen möchte, wie sich die menschliche Seele während eines äußerst frustrierenden Lebensabschnitts dramatisch und gefährlich verändern kann.
Unabhängig von allen lyrischen Spitzfindigkeiten bietet "The Reason Of Your Conviction" neun kraftvolle, dynamische Power-Metal-Songs, die über genügend mitreißende Melodien, Härte und Frische verfügen, um auch anspruchsvollere Hörer über die gesamte Spielzeit bei der Stange zu halten. Das Material bewegt sich überwiegend souverän und selbstbewusst in gehobenen Tempi, von einigen getrageneren Nummern wie dem sehr schönen 'Call Me In The Name Of Death" einmal abgesehen, die man in korrektem Fach-Chinesisch wohl als "Power-Ballade" bezeichnen sollte. Frontmann Nando Fernandes brilliert hier und anderswo mit einer eindringlichen, ausdrucksstarken Stimme, die den Songs zusätzlich Tiefe verleiht. Neben den bereits erwähnten stilistischen Parallelen zu den berühmten Landsleuten habe ich auf meinem Notizblock offensichtliche Einflüsse teutonischer Flaggschiffe notiert. Damit meine ich vor allem MASTERPLAN, aber auch neuere HELLOWEEN. Skandinavien bleibt ebenfalls nicht unberücksichtigt, die Arrangements erinnern manchmal wie in 'Forgive The Pain' an die letzten Alben von THUNDERSTONE und SONATA ARCTICA. Man addiere noch den einen oder anderen Schlenker gen Progressive Metal und fertig ist die Laube.
All das sagt immer noch nicht viel darüber aus, ob "The Reason Of Your Conviction" nun wirklich was taugt oder nicht. Ich muss gestehen, dass ich mir anfangs auch nicht sicher war - denn zunächst einmal glaubt man, hier eine weitere, ganz nette, erstklassig produzierte (Tommy Newton!) Power-Metal-Scheibe vor sich zu haben. Doch ein zweiter und ein dritter Blick lohnen sich, denn die eigentliche Qualität dieses Album erschließt sich erst mit der Zeit: Dann lernt man die vielseitige, spielfreudige Gitarrenarbeit ebenso zu schätzen wie die symphonischen Einschübe und die geschickt verwobenen Geschwindigkeitsvariationen. Schließlich beginnt man auch die etwas moderneren, weniger eingängigen Nummern ins Herz zu schließen. Der Titelsong ist sowieso ein Hit und einen spannungsvoll aufgebauten, in den Strophen amtlich rockenden Track wie 'Everlasting Is The Salvation' muss man auch erstmal geschrieben kriegen.
Man mag mir jetzt vorwerfen, ich habe mir das Album "schön gehört", und so ganz kann und will ich diese Anschuldigung gar nicht zurückweisen. Versuchen wir es mal so: Mir sind HANGAR und ihre Musik einfach sympathisch, ich höre mir so etwas gerne an. Da mag man über die eine oder andere Unzulänglichkeit schon eher mal hinweg sehen, zum Beispiel darüber, dass die Jungs ihre Songs in Zukunft unbedingt straffer zügeln und zumindest versuchen sollten, schneller auf den kompositorischen Punkt zu kommen. Etwas objektiver betrachtet haben wir es hier wohl mit einer guten, aber nicht wirklich herausragenden Scheibe zu tun. Tatsächlich kann sich "The Reason Of Your Conviction" noch nicht mit den wahren Genre-Highlights messen. Trotzdem sollte sich die Zielgruppe diese CD ruhig mal auf den Einkaufs- oder zumindest auf den Antest-Zettel schreiben, da Hörvergnügen durchaus auch jenseits rationaler Mäkeleien entstehen kann.
Anspieltipps: The Reason Of Your Conviction, Call Me In The Name Of Death, Forgive The Pain, Everlasting Is The Salvation
- Redakteur:
- Martin van der Laan