HAPPY THE MAN - The Muse Awakens
Mehr über Happy The Man
- Genre:
- Progressive Rock
- Label:
- Inside Out Music / SPV
- Release:
- 25.10.2004
- Contemporary Insanity
- The Muse Awakens
- Stepping Through Time
- Maui Sunset
- Lunch At The Psychedelicatessen
- Slipstream
- Barking Spiders
- Adrift
- Shadowlites
- Kindred Spirits
- Il Quinto Mare
In ihrer 'aktiven' Zeit Ende der Siebziger brachten es HAPPY THE MAN lediglich auf die beiden Alben "Happy The Man" (1977) und "Crafty Hands" (1978), bevor sich die Band dann wieder in alle Winde zerstreute. Trotzdem wurden HAPPY THE MAN niemals richtig vergessen, denn neben einer Live-Scheibe namens "Happy The Man Live" wurden in den Neunzigern auch drei Raritäten-Sampler der Band um Gitarrist Stan Whitaker veröffentlicht. Dass die Nachfrage aber so groß sein würde, dass man die Band mehr als zwanzig Jahre nach ihrem Split bat, das Nearfest in Originalbesetzung als Headliner zu bestreiten, hätten die einzelnen Mitglieder sicherlich auch nicht erwartet, und so kam es, dass sich HAPPY THE MAN im Jahre 2000 wieder reformierten, wenn auch nicht in vollständiger Originalbesetzung. Vom alten Line-up sind nur noch Stan Whitaker, Rick Kenell (Bass) und Frank Wyatt (Saxophon, Holzblasinstrumente) dabei gewesen, doch mit ex-RAINBOW-Keyboarder David Rosenthal (ersetzte den tourmüden Kit Watkins) und Schlagwerker Joe Bergamini hatte man auch sehr schnell adäquaten Ersatz für die ausgeschiedenen Musiker gefunden.
Nun, 27 Jahre nach dem Release des Debüts legen HAPPY THE MAN endlich wieder eine neue Scheibe auf, und auch wenn ich die ersten beiden Veröffentlichungen nicht kenne, so liegt die Vermutung nahe, dass die Prog-Rocker hier ihre bisher beste Scheibe eingespielt haben. Schon von der ersten Note des einleitenden 'Contemporary Insane' an zeigen die alten Haudegen, dass sie ihr Handwerk über die Jahre nicht verlernt haben. Im Mittelpunkt steht hier, wie auch in so vielen anderen Tracks von "The Muse Awakens", das verspielte Keyboard, welches hier direkt mal das erste Prog-Feuerwerk zündet. Neuzugang David Rosenthal darf sich bei der Begleitung eines 10/8-Taktes so richtig austoben und kann seine Qualitäten mit Bravour unter Beweis stellen. Wie sich jedoch anschließend herausstellt, ist 'Contemporary Insane' fast schon die Ausnahme, was das technische Gefrickel angeht. Lediglich beim für Bandverhältnisse schon richtig harten 'Barking Spiders' spielen sich Whitaker und Rosenthal die Bälle nochmal im Sekundentakt gegenseitig zu, ansonsten lebt "The Muse Awakens" hauptsächlich von seiner ruhigen, manchmal auch verträumten Atmosphäre.
So finden sich im Titelsong wunderschöne Keyboardmelodien wieder, die den Zuhörer direkt in ihren Bann ziehen und auch beim folgenden überaus spannungsreichen 'Stepping Through Time' nicht mehr loslassen. Gerade bei diesem Track beschleicht mich das Gefühl, als hätten hier DREAM THEATER mit ihrem "Scenes From A Memory"-Album Pate gestanden, ganz besonders, was die Lead-Gitarren betrifft, doch blickt man mal auf den Jahrgang der hier vertretenen Musiker zurück, erscheint eine solche Theorie wiederum äußerst unwahrscheinlich.
'Maui Sunset' und das von ebenfalls wunderschönen Melodien begleitete 'Slipstream' sind weitere Beispiele für die entspannte Grundstimmung dieser Platte, auch wenn sich im Hintergrund immer wieder einige versteckte Spielereien offenbaren; Gleiches gilt für 'Kindred Spirits', dem wohl packendsten Stück auf "The Muse Awakens". 'Adrift' glänzt mit einem herrlichen Saxophon-Beitrag von Frank Wyatt, ist einer der zahlreich gesetzten Höhepunkte auf der dritten CD von HAPPY THE MAN und eröffnet dann das einzige Stück mit Gesang, nämlich das melancholisch anmutende 'Shadowlites', welches mir gerade aufgrund der Tatsache, dass sich hier Stimme und Musik prima ergänzen, ausgesprochen gut gefällt. Man hat bereits angekündigt, dass man bei späteren Veröffentlichungen weitaus mehr mit Gesang arbeiten wird, und wenn dieser Song hier als Maßstab dienen soll, dann kann ich die Band in dieser Entscheiung nur bekräftigen.
Bleibt noch 'Lunch At The Psychedelicatessen', der wohl außergewöhnlichste Track auf dieser Scheibe, bei dem man das Gefühl bekommt, man sei mitten auf dem Jahrmarkt. Jedoch gefällt mir diese Komposition nicht ganz so gut, da vor allem der Keyboard-Sound sehr kitschig aus den Boxen schallt und auch die Laierkastenklänge nicht den gewünschten Effekt erzielen können.
Aber dieser eine 'Aussetzer' sei dem Quintett schnell verziehen, denn wer eine solch gelungene Mischung aus Prog-Achterbahnfahrten, melodischen Stücken und fast schon orchestralen Werken (in diesem Fall das abschließende 'Il Quinto Mare') auf die Beine stellt, der weiß ohne jeden Zweifel, wie der Begriff "progressive Rockmusik" definiert wird. Daher gehen auch beide Daumen hoch für dieses gelungene Comeback!
Anspieltipps: Contemporary Insane, Stepping Through Time, Slipstream, Shadowlites, Il Quinto Mare
- Redakteur:
- Björn Backes