HARBINGER - Doom On You
Mehr über Harbinger
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Dying Victim Productions
- Release:
- 22.04.2022
- Drivers To Hell
- The Dark Ages
- Morningstar
- Black-Hearted Woman
- Poser Patrol
- Die For Metal-Live For Death
- The Blood Of Heroes
- Harbinger
Räudig-charmantes Gebrate!
Beim vorliegenden Album mit dem sensationellen Namen "Doom On You" handelt es sich um den erstmaligen Vinyl-Release der 2009er-Scheibe einer Band namens HARBINGER aus Detroit im Staate Michigan. Dieses einzige Album der wohl inzwischen aufgelösten Truppe ist damals "nur" als CD erschienen und erhält nun nachträglich Vinylehren. Feine Sache, das! Hört man sich das Material auf der Rille an, so käme man wohl ohne Vorinformationen nicht auf die Idee, dass es sich hierbei um eine Veröffentlichung aus der Neuzeit handeln könnte. Ja, 2009 ist Neuzeit für uns olle Zausel. Das ist völlig wertfrei gemeint.
Schon das großartige Intro zum eröffnenden 'Drivers To Hell' zaubert mir ein Grinsen auf die Mundwinkel, denn ein Musiker fragt schreiend seine Fans, ob sie "ready for US Speed Metal Attack" seien. Direkt danach steigt die Band mit hektisch-hackendem Rüpel-US-Metal ins Geschehen ein. Der Sound ist herrlich ungeschliffen und vor allem im Bereich der Solopassagen auch sehr unpoliert. Da werden Menschen mit versneaptem Hörempfindem sicherlich schnell entsetzt ins Ballettröckchen steigen und sich eine Tube Meister-Propper-Thrash durch die Löffel gießen. Aber das ist ja nicht unser Problem.
HARBINGER ist eine Band, die in erster Linie Spaß haben und verbreiten möchte. Dies erlangt die Truppe schlicht und einfach mit ihrer Musik, ihren Texten und herrlichen kleinen Wortbeiträgen am Anfang einiger Nummern. Schon die Pseudonyme der Akteure zeugen von Einfallsreichtum: So haben wir Matt War am Mikro und der Drummer hört auf Sean "Cyriis" Sethi. Weitere Parallelen zum Ufologen findet der mikroskopisch analysierende Speed-Metal-Freund dann auch in der Musik und in den Texten. Ich möchte euch nicht die Freude an der Eigenanalyse nehmen und belasse es daher mal bei diesem Hinweis. Viel Vergnügen beim Entdecken der Querverweise, die sehr detailverliebt in die eigenen Kompositionen einfließen.
Musikalisch ist das Gebotene schwer zu greifen, aber ich denke, dass Freunde von schnellem US Metal der rüden Gangart hier sehr viel Freude haben werden. Ganz besonders kurzweilig finde ich das rasante 'Poser Patrol', bei welchem nicht nur der Songtitel lustig ist. Hier geht es um die Ent-Metalisierung der Jugend. Dagegen wehrt man sich mit dieser wirklich exzellenten Riff-Rakete. Ebenfalls ganz wunderbar klingt die Bandhymne 'Harbinger', bei welcher man unwillkürlich mit der geballten Faust im Zimmer herum tobt. Hier kommt der helle Klargesang von Matt War besonders gut zur Geltung. Des Weiteren empfehle ich 'Die For Metal, Live For Metal', in welchem HARBINGER allen Mayonnaise-Posern zeigt, wie man dieses Thema musikalisch ohne überflüssiges Pathos umsetzen kann.
Unterm Strich bleibt also ein Album für die Vinyl-Zielgruppe, die Bock auf Musik abseits irgendeines Kultgedankens hat. Da das gute Stück beim feinen Label Dying Victims erscheint, darf man von einem fairen Preis/Leistungs-Verhältnis ausgehen. Die Mucke ist auf alle Fälle sehr kurzweilig!
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Holger Andrae