HAREM SCAREM - Overload
Mehr über Harem Scarem
- Genre:
- Melodic Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Frontiers/Soulfood
- Release:
- 23.05.2005
- Dagger
- Afterglow
- Rise And Fall
- Don't Come Easy
- Can't Live With You
- Forgive & Forget
- All You're Getting
- Leading Me On
- Understand You
- Same Mistakes
- Wishing
Als ich im Dezember 2003 das damals aktuelle Studiowerk "Higher" von HAREM SCAREM nach einem Lauschangriff beim CD-Händler eintüten ließ, war mir noch nicht ganz bewusst, welche fatalen Auswirkungen dies haben würde. Doch schon nach wenigen Durchläufen war klar, dass mich der Melodicrock von Harry Hess (v., gt.), Pete Lesperance (gt.) und Anhang absolut süchtig macht. Und so orderte und ersteigerte ich im Laufe des vergangenen Jahres zu zum Teil horrenden Preisen alle Studioalben und die DVD der Band. Immerhin neun Silberlinge. Und streng genommen, bin ich angesichts der teilweise stark unterschiedlichen Songs auf den kanadischen und japanischen Versionen immer noch nicht fertig.
Ihr seht schon, irgendwas müssen HAREM SCAREM richtig machen. Und das, obwohl eben kein Album wie das andere klingt. Nein, stattdessen hat man sich vom 91er-Debüt und dem darauf zu findenden Glamrock bis hin zum poppig-melodischen "Higher" immer weiter entwickelt und die Fans überrascht. HAREM SCAREM sind damit quasi die vielleicht einzige, progressive Melodicrockband. Im ursprünglichen Sinne des Wortes "progressiv".
Entsprechend überrascht es nicht, dass auch "Overload" kein "Higher"-Duplikat ist. War "Higher" ein durch und durch positives Werk, so kommt "Overload" deutlich düsterer und eine ganze Spur härter durch die Boxen gedonnert. Dabei verlieren Hess/Lesperance aber nie das untrügliche Gespür für unglaublich eingängige Refrains, die sich so unnachahmlich in die Ohren bohren, dass zumindest ich sofort nach dem ersten geöffneten Auge des Tages irgendeinen Song des Albums vor mich hin trällere. Und zwar jeden Tag seit die Promo von meinem Laser abgetastet wurde.
Dass die Song deutlich heftiger tönen, liegt in erster Linie am stellenweise sehr viel härteren Gesang von Harry Hess, der schon fast wie ein Metalshouter klingt (was er in seinen Anfangstagen Mitter der 80er bei BLIND VENGEANCE ja auch mal war – d. Verf.). Hört dazu nur einmal den famosen Opener 'Dagger' oder den härtesten Song 'Forgive & Forget'. Selbst in vermeintlichen Balladen, wie dem in den Strophen ruhigen 'Can't Live With You' oder dem mit feinen Pianoparts beginnenden 'All You're Getting', ist der Chorus hart eingesungen. Lediglich das akustische 'Understand You' ist eine Ballade durch und durch. Dazu kommt, dass auch die Riffs von Pete Lesperance noch einen ganzen Zacken härter durch die Speaker schießen.
Ansonsten regieren eingängige, dynamische Rocker, die aber allesamt eines gemeinsam haben: eine 100%ige Ohrwurmgarantie. Es gibt von 'Dagger' bis 'Wishes' nicht einen einzigen Song, der nicht bei mir gezündet hat. Nicht eine Sekunde, die mich langweilt. Nichts, was irgendwie bekannt oder vorhersehbar klingt. Sondern nur packende Hits, Hits und noch mal Hits.
Genau das ist dann auch eine von drei Gemeinsamkeiten mit "Higher", das auch schon mit einem 100%-Hitfaktor glänzen konnte. Die anderen beiden sind die einmal mehr vorzügliche, glasklare Produktion und die mit knapp 41 Minuten viel zu kurze Spielzeit. Auch wenn man zum ersten Mal seit "Voice Of Reason" aus dem Jahre 1995 'mal wieder die 40-Minuten-Marke knackt.
Angesichts des Kunststücks das schwierige Genre Melodicrock wiederholt neu zu entdecken und die Langeweilegefahr mit fieser Lässigkeit zu umgehen, ist dies aber keine Schelte wert. Ganz klar, wer sich auch nur ansatzweise für Melodicrock, Heavy Rock oder Hardrock interessiert, der muss hier zuschlagen. Für mich untermauern HAREM SCAREM mit "Overload" einmal mehr ganz klar ihre Position als die beste Band des Genres.
Bleibt schlussendlich zu hoffen, dass die Herren dann auch bald wieder mal deutsche Bühnen entern. Oder zumindest Berliner Bühnen. :-)
Anspieltipps: Dagger, Afterglow, Rise And Fall, Don't Come Easy, Can't Live With You, Forgive & Forget, All You're Getting, Leading Me On, Understand You, Same Mistakes, Wishing
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Peter Kubaschk