HARKANE - Argo
Mehr über Harkane
- Genre:
- Melodic Death / Black Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 13.12.2024
- The Phrixus Escape
- The Oracles Of Pelias
- Argo
- Towards Colchis
- Medea
- Three Ordeals
- The Return Journey
- Vengeance
- Treacery
- Ending
Nach starkem Beginn geht den Italiener am Ende die Luft aus.
Eine italienische Melodic-Death-Metal-Band mit einer Vorliebe für den altgriechischen Dichter Apollonios von Rhodos und sein Werk "Argonautika"? Nun, das klingt erst einmal nach einer reichlich ungewohnten Mixtur, beschäftigen sich doch in der Regel eher Power-Metaller oder zumindest episch gefärbte Heavy-Metal-Werke mit solch schwerer Kost aus Griechenland. Als in der Oberstufe zum Lesen der römischen Übersetzung gezwungener Schüler darf ich euch jedenfalls schon einmal verraten, dass das Ausgangsmaterial nicht unbedingt leicht verdaulich oder gar spannend ist. Ob das auch für das darauf basierende "Argo" gilt, mit dem HARKANE zwei Jahre nach dem Debüt "Fallen King Simulacrum" das Zweitwerk nachlegen?
Nun, 'The Phrixus Escape' eröffnet das Album auf jeden Fall vielversprechend und stellt auch die simple Kategorisierung als Melodic Death Metal in Frage. Mit seinen teils wirklich tollen Dynamikwechseln, spröden Gitarren und auch dem Mix aus harschen Growls und weiblichem Klargesang, der von Bassistin und Pianistin Ayssela beigesteuert wird, sitzt zumindest der Opener recht bequem irgendwo zwischen Black und Death Metal, wobei auch eine doomige Schwere nicht von der Hand zu weisen ist. Während die Italiener so durch ihre düsteren und teils episch gefärbten Klanglandschaften wandern, werden auch die Trademarks aller genannten Genres pflichtbewusst bedient und recht bunt gemischt. Diese eine letzte Hookline, die mich aber komplett abholen würde, die fehlt dem Opener noch, sodass zumindest noch keine restlose Begeisterung aufkommt.
'The Oracles Of Pelias' macht da mit deutlich flotterem Tempo und ein paar rasanten Gitarren eine bessere Figur, und wenn der Refrain schließlich seine epischen und erneut von Klargesang unterfütterten Schwingen ausbreitet, dann hebt die Nummer so richtig ab und macht mir sehr viel Freude. Ein Umstand der sich auch mit dem kompakten Titeltrack erst einmal nicht ändert, auch wenn der Song deutlich mehr in proggig-angehauchtem Death Metal unterwegs ist, dank seiner Kompaktheit aber dennoch schnell auf den Punkt kommt und auch einen wunderschönen Melodie-Mittelteil mitbringt. Gleiches kann ich danach allerdings leider viel zu selten von den übrigen Kompositionen behaupten, denn umso weiter die Spielzeit nach verheißungsvollem Beginn voranschreitet, umso verkopfter und schleppender werden die Kompositionen auf "Argo". War der Anfang des Silberlings noch geprägt von eher zu vielen Ideen, die in einen Song gepackt wurden, strecken die Italiener bei 'Treacery' plötzlich viel zu wenige Ideen auf viel zu viel Spielzeit, wobei auch das schleppende Tempo der späteren Tracklisteneinträge dazu beiträgt, dass sich die zweite Hälfte des Silberlings zieht wie ein durchgekauter Kaugummi. Da kann auch die durchweg vorhandene handwerkliche Klasse nicht mehr die Kohlen aus dem Feuer holen und ich ertappe mich bei 'Ending' beim Gedanken, dass jetzt auch wirklich langsam Schluss sein dürfte.
Diesen Wunsch erfüllt uns das Quartett nach insgesamt zehn Tracks auch, wobei ich nach Verklingen des letzten Tons mit der Frage zurückbleibe, ob hier nicht deutlich mehr drin gewesen wäre, hätte sich das Niveau der drei Eröffnungsnummern auf Albumdistanz halten lassen. Mit dem abflachenden Spannungsbogen und einer zugegeben nicht unbedingt innovativen Stilmixtur läuft "Argo" aber wahrscheinlich am Ende Gefahr, im grauen Mittelfeld des Genres zu versinken, was angesichts der vielen Arbeit, die von den vier Musikern offensichtlich in das konzeptuell geprägte Album gesteckt wurde, eine echte Schande ist.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs