HARMFUL - Sanguine
Mehr über Harmful
- Genre:
- Alternative Rock
- Label:
- Steamhammer/SPV
- Release:
- 29.09.2003
- Open End
- Charmed
- No Matter
- Overfed
- 1 Lifetime
- I Remember You
- Desert Of Mistake
- Custom Gold
- Anything Or Nothing
- Black Rain
- Dumb
- Deliverance
Spontanassoziation: Was fällt uns zum Thema Grunge ein? Verstimmte Gitarren, depressive Jugendliche in verschlissenen Klamotten, grimmige Gesichtsausdrücke, Selbstmord, Langeweile, dieses "Wir sind scheiße ... aber das gemeinsam"-Gefühl. Fast ist man versucht, den verstorbenen Hype in den hintersten Ecken des Gedächtnisses zu verstauen, für den Notfall eines "Ach, weißt du noch damals"-Gespräches bei Klassentreffen. Doch wie man es aus Kinofilmen amerikanischer Machart kennt, ist der Bösewicht selbst dann nicht tot, wenn sein Kopf in Einzelteilen von Außerirdischen entführt und im naturwissenschaftlichen Museum von ZopixZrtl/Beta ausgestellt wurde. Und da dieser Leitsatz der cineastischen Primitivkultur auch in unseren Breitengraden eine Art Naturgesetz darstellt, feiern wir ein Wiedersehen.
Aus Grunge wurde Post-Grunge, aus hingerotzten Riffs melodiöse Ausschweifungen und selbst ein Stimmgerät hat man wohl irgendwo zwischen 1994 und heute gefunden. Unser heutiges Augenmerk gilt jedoch HARMFUL sowie ihrem neuen Album "Sanguine", erinnert doch nicht nur die Gitarrenarbeit an vergangene Zeiten. Auch Sänger Aren Emirzes Stimme besitzt eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Ex-Nirvana-Drummer und Bandboss der FOO FIGHTERS Dave Grohl. Experimentiert besagte Band gern auch mal ein wenig, bieten HARMFUL eher straighteren Rock der rotzigeren Sorte, auch mal angeführt von einer wüst-disharmonisch herumgurkenden Leadgitarre ('No Matter', '1 Lifetime'). Stoner-Tendenzen lässt 'Overfed' durchscheinen und begeistert sowohl durch Nico Heimanns Drumming als auch Chris Aidonopoulos' Bassspiel. Ungewöhnlichen Rhythmus und eine fröhliche Einladung zum Durchs-Zimmer-Springen bringt 'Anything Or Nothing' mit. Dunkler und härter ist "Sanguine" zum Ende hin geraten. Das infernalische Trio 'Black Rain', 'Dumb' als auch 'Deliverance' bieten einiges an Aggressionspotential auf. Textlich bedindet sich das Album auf gehobenem Niveau, aber keine Angst, wo es doch so fantastische Wörterbücher im Fachhandel zu erwerben gibt.
Zur Produktion: Etwas überakzentuiert wirkt an manchen Stellen der Plastescheibe leider die Gesangsspur, was den Gesamtklang teilweise ziemlich zu stören vermag. Die Melodie- und Rhythmusinstrumente hingegen fügen sich zu einem schönen Klangteppich zusammen, da passt alles.
Fazit: Interessante, sehr geradlinige Scheibe, welche vor allen Dingen durch die ungewöhnlichen Arrangements, aber auch durch das Gesangstalent Aren Emirzes hervorsticht. Restlos zu begeistern weiß dies alles zwar nicht, zu wenig "Mitreiß-Fähigkeit" besitzt das Ganze, aber ihr Geld haben HARMFUL hiermit ehrlich verdient. Reinhören, ausprobieren, selbst entscheiden. Der Ball ist rund, in diesem Sinne ...
Anspieltipps: Open End, Overfed, Anything Or Nothing, Black Rain, Deliverance
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger