HARTMANN - 15 Pearls And Gems
Mehr über Hartmann
- Genre:
- AOR / Melodic Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Pride & Joy Music (Soulfood)
- Release:
- 17.04.2020
- Can't Stop This Train
- Walking On A Thin Line
- How Does It Feel
- You Will Make It
- Glow (Remix 2020)
- When The Rain Begins To Fall (feat. Ina MOrgan)
- Street Café
- I Go To Extremes
- Uninvited
- Fire And Water
- The Sun's Still Rising (live)
- What I I (live)
- Don't Give Up Your Dream (live)
- Brothers (live) (feat. Tobias Sammet)
- Out In The Cold (live)
Endlich mal eine wirklich wertige Compilation!
HARTMANN ist die Band des herausragenden AOR-Sängers Oliver Hartmann. Seit 15 Jahren touren die Jungs und bieten dabei oft hochwertigen Melodic Rock. Die letzten Alben fand ich dabei immer etwas durchwachsen - da wechselten sich richtig starke mit etwas belangloseren Nummern ab. Trotzdem hatte ich Lust, mich auf "15 Pearls And Gems" einzulassen, denn diese Compilation hat es wirklich in sich und ist deutlich hochwertiger als viele Vergleichsgeschichten. Denn hier werden uns fünf neue Titel geboten, fünf interessante Coverversionen und fünf Liveaufnahmen. Das ist also mehr, als viele Bands auf einem echten Studioalbum anbieten. Produziert wurde die Scheibe gemeinsam mit Sascha Paeth, dem Haus- und Hofproduzenten von AVANTASIA.
Los geht's mit den neuen Tracks: 'Can't Stop This Train' ist ein Melodic-Rock-Knaller in der Tradition der Achtziger! Dass der hochklassig ist, sollte dabei niemanden verwundern. Am Besten finde ich Oliver Hartmann immer bei den hardrockigen Titeln, so wie diesem. Auch 'Walking On A Thin Line' ist knallhart und eigentlich nicht mehr als AOR zu bezeichnen, dieser Hard-Rock-Hammer ist an der Grenze zum Melodic Metal. Mit etwas härterem Drumming wäre man hier auf PRIMAL FEAR-Härteniveau. Mit 'How Does It Feel' gibt es dann eine Ballade, natürlich ein Muss auf einer Melodic-Rock-Scheibe. Kein überragender Track, aber man kann sich die Nummer schon ganz gut anhören. Im AOR-Bereich gibt es allerdings viele stärkere Balladen. Mit 'You Will Make It' folgt ein grooviger Rocker, der gute Laune macht. 'Glow' ist dann ein Remix von der "Shadows & Silhouettes"-Scheibe. Beim rezensieren vor vier Jahren ist mir der Song nicht sonderlich hängen geblieben, jetzt finde ich ihn aber mit seinen Neo-Grunge-Gitarren irgendwo zwischen LIFEHOUSE und 3 DOORS DOWN ziemlich cool. Vielleicht habe ich das Album damals zu schlecht bewertet?
Weiter geht es jedenfalls mit dem Cover-Teil: 'When The Rain Begins To Fall' kennt ihr sicher in der Version mit JERMAINE JACKSON und PIA ZADORA (wahrscheinlich das einzige, was aus dem Film "Voyage Of The Rock Aliens" heute noch bekannt ist, Zadora spielte da die Hauptrolle). Oliver Hartmann singt den Titel gemeinsam mit Ina Morgan, die auch schon bei AVANTASIA mit aktiv war. Das Cover ist ausgesprochen gelungen und wurde zurecht als Single ausgekoppelt. Auch die etwas aufgehärtete Ausrichtung passt hervorragend. 'Street Cafe' ist dann eine nach unten transponierte Version der ICEHOUSE-Single aus den frühen Achtzigern. Dass das gut zum AOR-Sound von HARTMANN passt, dürfte klar sein. Weiter geht es mit 'I Go To Extremes' vom BILLY JOEL-Hitalbum "Storm Front". Manchen dürfte diese Phase bei Joel schon zu kommerziell sein, aber zu einem AOR-Cover-Part passt es hervorragend. Hartmann schafft es, dem Song mit der eigenen Stimme durchaus einen Stempel aufzudrücken, und das mag schon etwas heißen, wenn man BILLY JOEL covert. Äußerst ungewöhnlich ist die Wahl des nächsten Songs. 'Uninvited' war die erste ALANIS MORRISETTE-Single nach dem Debütalbum "Jagged Little Pill" und lief im Film "City Of Angels". Erstaunlicherweise funktioniert auch diese Neuinterpretation hervorragend. Anders als die Achtziger-Pop-Rock-Tracks passt sie nicht so wirklich in das erwartete Portfolio und wird gerade dadurch zu einem Highlight der Scheibe. Weniger spektakulär ist 'Fire And Water' von FREE; der alte Hard-Rock-Knaller passt natürlich super zu Hartmann.
Und dann gibt es noch fünf Live-Titel: 'The Sun's Still Rising' stammt vom "Home"-Album von 2006 und erinnert mich stark an neuere DEEP PURPLE-Songs. Eine wirklich starke, groovige Nummer, die überzeugen kann. Auch 'What If I' ist klasse, stammt vom Debüt "Out In The Cold", einer der prägenden AOR-Scheiben der letzten Dekaden. Ein solcher Hit war Mangelware auf den letzten beiden Alben. Großartig, und das Niveau wird noch gehalten! 'Don't Give Up Your Dream' stammt vom Album '"3" und hat auch schon über zehn Jahre auf dem Buckel. Die Halbballade lebt vor allem von der starken Stimme des Sägers und wird am Schluss ncoh ein ziemlicher Rocker. Bei 'Brothers' konnte man niemand geringeren als Tobias Sammet als Gastsänger gewinnen. Der AVANTASIA-Koordinator und EDGUY-Sänger ist auch beim Studiotake (ebenfalls auf der "3") dabei. Ich muss hier eine Lanze für Sammet brechen, der in meinen Ohren neben Hansi Kürsch und Michael Kiske unter den besten deutschen Metalsängern aller Zeiten rangiert und zu Unrecht als Spaßvogel abgewertet wird (wobei er das fraglos auch ist). Dass der Song mit zwei so grandiosen Sängern für ein Schmunzeln auf dem Gesicht des Rezensenten führt, dürfte euch also nicht verwundern. Musikalisch ist auch dieser Track nicht so weit weg von einer Band wie 3 DOORS DOWN - und das ist als ausdrückliches Lob gemeint. Zum Schluss gibt es eine achtminütige Version von 'Out In The Cold', dem Titeltrack des Debüts. Ein enorm starker Ausstand.
Ihr merkt: "15 Pearls And Gems" stellt die meisten Compilations locker in den Schatten. Abgesehen von der etwas schwächeren Ballade 'How Does It Feel' gibt es im Grunde keine Schwachpunkte zu vermerken. Nicht nur beinharte HARTMANN-Fans sollten hier zugreifen - auch alle Liebhaber von gutem Melodic Rock, der wirklich hart ist und tendenziell eher am Hard Rock als am Mainstream Pop vorbei schrammt, sollten dieser Scheibe eine Chance geben. Von den drei HARTMANN-Scheiben, die ich bisher rezensieren durfte, ist es zudem klar die stärkste.
Anspieltipps: Can't Stop This Train, Uninvited, What If I.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer