HARVEST MOON, THE - Decline To Disorder
Mehr über Harvest Moon, The
- Genre:
- Post Hardcore / Black Metal
- Label:
- Talheim Records
- Release:
- 31.03.2021
- No Utopia
- The Fool Searches Till Death
- Mind In The Machine
- These Shackles
- Divided And At War
Spannende EP aus Down Under mit Schwächen beim Gesang
Eine Mixtur aus Post Black Metal und Post Hardcore, die von einem australischen Aussteiger in der Einsamkeit seines selbst gewählten Exils abseits der Zivilisation geschrieben wurde? Wenn das mal nicht eine interessante Backstory für die zweite EP "Decline To Disorder" des Ein-Mann-Projektes THE HARVEST MOON ist, die dieser Tage über Talheim Records erscheint. Entsprechend gespannt bin ich auch auf die fünf Nummern, die Jamie Freeman, der Gesang und sämtliche Instrumente übernimmt, in seiner Isolation geschrieben und später in einem professionellen Tonstudio eingezimmert hat.
Der Opener 'No Utopia' überrascht dann aber musikalisch erst einmal und wirft das selbst angeheftete Label "Post Black Metal" großteils über Bord, denn weitestgehend agiert Freeman gerade im Bereich der Gitarren nur mit dezenter Verzerrung oder verzichtet gänzlich darauf und begibt sich damit eher ins Post-Hardcore-Fahrwasser. Ebenso erinnern die heiseren Screams des Masterminds selten nur an das übliche Gekeife vieler Schwarzmetaller, was mir beim kompakten Opener sehr gut gefällt und einen feinen Kontrast zur eher melancholischen Akkordstruktur der Eröffnungsnummer bietet. 'The Fool Searches Till Death' geht da im Anschluss in eine etwas andere Richtung und vermischt durchaus agressive Gitarren mit atmosphärischen Clean-Passagen, was insgesamt die Basis für einen spannenden und fesselnden Track legt, der aber auch gleichzeitig das zentrale Problem dieser EP offenbart. Passt der Gesang von Freeman zwar insgesamt sehr gut ins Gesamtbild als Gegenpol zur Gitarrenarbeit, so wird er aber mit zunehmender Spielzeit durch seine Eindimensionalität eher zur Achillesferse der Kompositionen. Außer dem heiseren Schreien gibt es nämlich keinerlei Gesang zu hören, was sich auf Dauer durchaus als anstrengend entpuppt. Glücklicherweise bietet das starke Songwriting, das insbesondere im sehr melodischen 'This Shackles' gipfelt, mit hohem Variantenreichtum einen wohltuenden Kontrast zu Freemans ungestümen Geschrei.
So ist "Decline To Disorder" insgesamt doch ein sehr hörenswertes Stück Post Hardcore geworden, das in diesem Fall von seiner relativen Kürze mit nur 18 Minuten Spielzeit profitiert. Ich bezweifle nämlich, dass THE HARVEST MOON ohne Steigerung und mehr Abwechslung im Gesangsbereich auf kompletter Albumdistanz überzeugen könnte. Dank vielseitigem und packendem Songwriting gehen die Vocals über die Kurzstrecke aber in Ordnung und so dürfen Freunde von melancholischen und düsteren Tönen hier gerne ein Ohr riskieren.
- Redakteur:
- Tobias Dahs