HARVEST TRAIL, THE - Spree
Mehr über Harvest Trail, The
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 14.04.2023
- Relapse
- Spree
- Heist
- Lockdown
- Manhunt
- Aftermath
Unterhaltsamer und kurzer Melo-Death-Ritt aus Down Under.
Nachdem der Begriff Melodic Death Metal praktisch jahrelang als Synonym für Metalcore genutzt wurde, scheint gerade der klassische Gothenburg Sound der Neunziger in den letzten Jahren ein ordentliches Comeback zu erleben. Immerhin konnte mich mit MAJESTIES schon ein Newcomer in diesem Sektor in den letzten Wochen komplett aus den Socken hauen und auch die Australier THE HARVEST TRAIL haben sich den Klassikern der Szene verschrieben. Die neue Kurzrille "Spree" markiert dabei bereits die zweite Veröffentlichung des Vierers aus Perth, der im Jahr 2021 mit dem Album "Instinct" einen durchaus starken Einstand hingelegt hat.
Zu hören sind dabei insgesamt sechs frische Kompositionen, die laut Aussage der Band den Fans von Kollegen wie AT THE GATES, IN FLAMES, ARCH ENEMY oder THE HALO EFFECT auf den Leib geschneidert sein sollen, was mich ziemlich mittig in der Zielgruppe platziert. Und ja, der Opener 'Relapse' läuft tatsächlich dank flotter Riffs und einer ordentlichen Portion Melodie gut rein, auch wenn bei mir nicht der wirklich Oldschool-Melodic-Death-Vibe aufkommen mag. Primär liegt das daran, dass das australische Metal-Schlachtschiff eine ordentliche Thrash-Schlagseite aufweist, was ihm eben auch ein wenig die Epik nimmt, die für mich ein so großes und wichtiges Markenzeichen des Sounds ist, der in den Neunzigern aus Göteborg über Europa schwappte.
'Spree' schlägt sich da im Anschluss schon etwas besser und setzt das Augenmerk vermehrt auf ordentliche Gitarrenleads, weshalb die Nummer bei mir deutlich mehr Pluspunkte sammeln kann. Selbige gibt es übrigens auch für die sehr natürlich Produktion, bei der mir vor allem der Verzicht auf massige Overdubs positiv auffällt. Zumeist wird die melodische Schlachtplatte hier wirklich mit nur zwei Gitarren zelebriert, die aus dem rechten und linken Kopfhörer auf einen eindreschen und damit auch Luft für Bass und vor allem das flotte Schlagzeugspiel von Ashley Large lassen. Gerade in der heutigen Zeit ist dieser Ansatz eine Seltenheit, was der Platte für mich aber auch einen angenehm frischen Touch und ein ungeahntes Live-Feeling verpasst. Schade, dass die Kompositionen der Australier oftmals den letzten Kick und diese eine coole Hookline vermissen lassen, die einem sofort im Ohr bleibt. Entsprechend würde ich neben 'Spree' auch nur noch das mit schwarzmetallischem Anstrich versehene 'Lockdown' als glasklaren Anspieltipp herausgreifen.
Insgesamt ist "Spree" damit eine solide und unterhaltsame EP, die ich Fans des melodischen Todesstahls mit Thrash-Schlagseite durchaus ans Herz legen kann. Die Begeisterung, die ich angesichts des bereits erwähnten MAJESTIES-Langdrehers vor wenigen Wochen empfunden habe, wird dabei zwar nicht erreicht, trotzdem bin ich gespannt, was uns THE HARVEST TRAIL in der Zukunft noch so servieren wird.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs