HASSMORD - Hetzjagd Inferno
Mehr über Hassmord
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 3.00
- Label:
- Human To Dust
- Release:
- 12.02.2010
- Kreuzzug gegen Rom
- Abgrund
- Blutbad vor dem Vatikan
- Es ist Krieg
- Amokläufer Hurensohn
- Über Moskau
- Der Sturm
- Blindekuh im Mienenfeld
- Störsignal
- Bomben auf Kirchen
Viel zu böse Musik, die viel zu verweichlichte Rezensenten völlig überfordert.
Wenn wir uns auf die Seiten der Gruppe HASSMORD im weltweiten Netze begeben, um uns vorab ein wenig über den Gegenstand der Besprechung zu informieren, dann erfahren wir recht bald, dass die Herren Agramoth und Grave recht wenig auf Rezensionen geben, ja, sogar vorgeben Verrisse zu genießen. Wahrer Masochismus oder der Versuch aus der Not eine Tugend zu machen? Die eitle Feier des Wortes "Sind wir zu hart, bist du zu schwach"? Man weiß es nicht. Fakt ist, dass das niedersächsische Duo in Klischees watet, die natürlich mit allem verfügbaren Ingrimm präsentiert werden: Ein Name aus dem Bilderbuch, deutsche Texte über den Sturz des Vatikan, über Kriege, Amokläufer und höllische Hetzjagden, Panzer auf dem Umschlag, Nieten, Tarnkleidung, schwarz-weiße Tünche, zerbombte Städte und die Drohung den Raubkopierer des Albums an die Wand zu stellen. Nun, ich fürchte die Ausbeute an Hinrichtungen wird gering sein, denn wer soll schon "Hetzjagd Inferno" raubkopieren, wenn er eine gefühlte halbe Million schwarzmetallischer Scheiben kaufen, kopieren oder auf sonstige Weise besorgen kann, von denen er mehr hat?
Doch eins nach dem anderen: Solltet ihr euch dazu entscheiden, euch diesem Scheibchen zu widmen, dann stoßt ihr auf äußerst räudiges, nicht produziertes schwarzes Blech im Stile der Mittneunziger-Demobänder aus dem mittleren Osten deutscher Lande. Es rumpelt, die rhythmischen Brüche fließen eher ziellos davon, als dass sie zum Nackenbrecher avancieren könnten. Es rauscht und knarzt, ohne Gefahr zu laufen, so etwas wie Charme oder eine schwarze Seele zu präsentieren, und es zieht bereits hier den Kürzeren gegenüber gleichermaßen rumpeliger, aber dafür umso urigerer und originellerer Mucke wie jener der frühen BEHERIT. Die hier und da punkige Note reißt auch keine Bäume heraus, fehlt es den Stücken doch an jeglicher Dynamik und dem mitreißenden Aspekt, der für punklastigen Black Metal so wichtig ist. Das erste gute Riff begegnet uns im fünften Stück, das wirklich ein bisschen Atmosphäre aufbauen kann, aber mit den an Falcos 'Jeannie' erinnernden Hörspiel-Elementen und der überzeichneten Amokläufer-Thematik auch nicht an Peinlichkeiten spart. Bei 'Über Moskau' surren einige gefällige Tritonus-Läufe aus den Boxen, die ansatzweise dunkle Stimmung erzeugen, und 'Der Sturm' geht glatt als halbwegs gelungenes Liedlein durch, nimmt es doch ein Stück weit das Tempo heraus und lässt so etwas wie Melodien durchscheinen, wobei die schnellen Passagen auch hier recht wirkungslos verpuffen.
Ich gehe davon aus, dass "Hetzjagd Inferno" exakt so klingen soll, wie es klingt, und dass die Klischees genau so weidlich ausgekostet werden sollen, wie das hier der Fall ist. Deshalb will ich der Band nicht unterstellen, dass sie es nicht besser könnte. Sollen die Herren walten, wie sie wollen - eine Zielgruppe wird es bestimmt geben. Geschätzte dreißig Zahlende und zwei an die Wand zu stellende Raubkopierer, würde ich meinen. Insofern erreichen die Jungs von HASSMORD, was die alten Norweger in den frühen Neunzigern immer propagierten: "Dreißig Demobänder für all jene, die ihre Musik wirklich verstehen, reichen völlig aus!" - Die besagten Norweger sind kläglich gescheitert und waren zu spannend und zu gut, um den wahrhaft Starken, Schwarzen und Harten vorbehalten zu bleiben. HASSMORD wird dies vermutlich gelingen, und ich werde als dummer Rezensent weiter mit meinen ausgelutschten Mainstream-Black-Metal-Poppern leben müssen.
Anspieltipps: Der Sturm, Amokläufer Hurensohn, Über Moskau
- Note:
- 3.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle